Informationsverarbeitung im Markt
Information ist das trennende Element zwischen toter physischer Welt
und lebender biologischer Welt. Unter diesem Gesichtspunkt muß man
alle informationsverarbeitenden Einrichtungen auch zu dieser
belebten Welt zählen. Um jetzt keine Grundsatzdiskussion loszutreten
trenne ich die Welt in die rein physische Welt, die keine
Information kennt, und die kybernetische Welt, in der Information
verarbeitet wird.
Außer Lebewesen verarbeiten auch technische Systeme Information.
Weiterhin findet Informationsverarbeitung auch in nicht direkt dafür
gebauten Systemen statt. Diese Art der Informationsverarbeitung
entwickelt sich ebenso wie sich Lebewesen entwickeln. Die
Entwicklung der Steuerung, der Informationsverarbeitung der
Lebewesen, ist ein untrennbarer Bestandteil ihrer Entwicklung.
Diesem Teil der Evolution widmete die Wissenschaft bisher wenig
Aufmerksamkeit.
Hier soll einmal ein System untersucht werden, das allgemein als tot
und dumm und manchmal auch als nicht existent angesehen wird. Einige
grundsätzliche Überlegungen werden aber zeigen, daß der Markt
Information verarbeitet und damit eine lebenswichtige Funktion des
Systems Gesellschaft ausführt.
Markt an sich ist Warentausch und Informationsaustausch. Nach der
Erfindung des Tausches bildeten sich Zeiten und Plätze, an denen
verstärkt getauscht wurde.
Schon ein einfacher Tausch erzeugt Information. Jeder Tauschpartner
behält den erfolgreichen Tausch im Gedächtnis und versucht, ihn zu
wiederholen, wenn möglich mit besserem Ergebnis. Er wird diese
Information auch weitergeben. Aus mehreren gleichen Tauschen bilden
sich Mittelwerte, die den Tauschwert einer Ware besser einschätzen
lassen.
Der Markt, der konzentrierte Warentausch in einer Gemeinschaft,
intensiviert diese Prozesse. Er beschleunigt die Bildung der
Mittelwerte, der Marktpreise. Der Informationsaustausch zwischen
Anbietern und Kunden sorgt für eine weitere Beschleunigung. Genauere
Werte ermöglichen es, örtliche und zeitliche Differenzen und
Schwankungen zu erfassen und zu nutzen. Die Welt wächst scheinbar,
virtuell, zusammen. Was sonst nur mit großem Aufwand zu erreichen
ist, das ist jetzt an einem Ort zu gleicher Zeit verfügbar. Es
werden alternative Strategien vergleichbar. Es eröffnen sich neue
Möglichkeiten für Produktion und Handel. Die wesentlich genaueren
Werte lassen kleinere Differenzen nutzen.
Die Konzentration der Tauschvorgänge bringt eine neue Qualität und
beeinflußt Handel und Produktion und Verbrauch. Halbzeuge und
Produkte wandern da hin, wo sie den höchsten Gewinn bringen. Wenn
jede dieser Waren so behandelt wird, daß sie den höchsten Gewinn
bringt, dann muß sich auch die Summe aller Gewinne einem Extremwert
nähern. Sie wird den nächsten lokalen, also direkt erreichbaren,
Extremwert ansteuern. Da für jede Ware beim Verkauf zuerst die
größten Gewinndifferenzen genutzt werden wird auch die Gewinnsumme
zuerst die steilsten Wege zurücklegen. Folglich wird diejenige
lokale Extremstelle vom Gesamtsystem angesteuert, die in der
Richtung des lokal steilsten Potentialgefälles liegt.
Auf diesem Markt konkurrieren Waren um den höchsten Preis. Waren,
die die besten Eigenschaften versprechen, erzielen die höheren
Preise. Auch der zu erwartende Gewinn beim Weiterverkauf ist eine
solche Eigenschaft. Insgesamt werden die Waren so eingesetzt, daß
sie den höchsten Gewinn erwirtschaften. Das funktioniert nur, wenn
alle verfügbaren Informationen bei jeder Entscheidung zur Verfügung
stehen.
Nun werden einige Anbieter im Laufe der Zeit ihre Position auf dem
Markt ausbauen und sich eine beherrschende Stellung erarbeiten. Es
kann auch sein, daß bestimmte Waren nur von einem Anbieter geliefert
werden können. Es kann sein, daß Absprachen zwischen Anbietern dafür
sorgen, daß bestimmte Waren nur zu gleichen Preisen angeboten
werden. Es gibt viele Möglichkeiten, aber die Entwicklung wird zu
größeren Strukturen bei Anbietern und Kunden führen, da diese
effizienter sind, die Vielfalt wird geringer, die Anzahl der
Monopole wird größer. Monopole sind das Ergebnis der Entwicklung,
die zu mehr Effizienz zwingt. Monopole kommen auch dadurch zustande,
daß in die freie Willensentscheidung des Warentausches eingegriffen
wird. Es werden beispielsweise Tauschvorgänge erzwungen, es werden
Waren reglementiert, es werden Waren standardisiert, es werden
Tauschvorgänge begrenzt oder es werden Tauschvorgänge reglementiert
oder verboten. Diese Tauschvorgänge weichen dann vom offiziellen
Markt in diskretere Nischen aus, die von den reglementierenden
Gruppen dann als Schwarzer Markt bezeichnet werden und in ein
kriminelles Licht gerückt werden, während doch die Eingriffe in den
freien Austausch von Waren der eigentliche kriminelle Vorgang sind.
Besonders die erzwungenen Monopole haben den Zweck, höhere Preise
durchzusetzen als sie die Marktsituation hergibt oder ideologische
oder religiöse Befindlichkeiten durchzusetzen. In jedem Fall ist es
ein Eingriff in die Preisstruktur. Das Gesamtsystem wird also auch
beeinflußt. Es wird sich vom natürlich gegebenen Optimum entfernen,
weil Monopole die Information, die die der Markt erzeugt, zerstören.
Deshalb zerstören staatliche Eingriffe, die letztlich Monopole
erzeugen, diese Information und entfernen die Volkswirtschaft vom
optimalen Betriebspunkt. Eingriffe verschlechtern die Situation
somit immer. Sie geben aber immer vor, sie zu verbessern. Ohne diese
bewußte Desinformation wäre die Akzeptanz von Eingriffen wesentlich
geringer. Diese Eingriffe zerstören Information, die der Markt sonst
erschaffen würde.
Jegliche Subvention, jegliches Warenverbot, jegliches Zwangsmonopol,
jegliches Preisdiktat und jegliche Reglementierung zerstört
Information und entfernt die Wirtschaft damit vom optimalen
Arbeitspunkt. Die Behauptung, die Situation durch den Eingriff zu
verbessern, ist falsch, da die Information für die Verbesserung
nicht existent ist. Sie könnte nur durch ein ebensolches System wie
der beeinflußte Markt zur Verfügung gestellt werden. Dies ist nicht
möglich.
Nun gibt es die Auffassung, nur der Staat könne die Bildung von
Monopolen verhindern. Zuerstmal ist der Staat ein Mitkämpfer um
Monopole, um religiös und ideologisch motivierte Reglementierungen,
um Preise oder um Verfügbarkeiten. Der Staat als abstrakte
Konstruktion, als agierendes System tritt uns nur in Form seiner
Stellvertreter entgegen, seien sie von uns ernannt oder nicht. Zum
Begriff des Staates soll es hier genügen, daß es ebenfalls ein
System ist, das am Markt agiert. Daß der Staat damit ein
zwangsläufiger Mitspieler ist, das ist klar, das ist nicht zu
beheben. Wer würde nun einen Mitspieler zum Schiedsrichter machen?
Man könnte ja eine unabhängige Institution schaffen, meinen einige.
Diese unabhängige Institution wird dann ebenso das Angriffsziel der
Interessensgruppen, wie der Staat, den sie für ihre Ziele so gern
mißbrauchen. Das ist also keine Lösung, die längere Zeit
funktioniert.
Das eigentliche Ziel der Verhinderung von Monopolen ist, den Verlust
von Information zu verhindern, der durch das Verändern der
Preisgefüge durch Gruppen in der Gesellschaft eintritt. Monopole
bilden sich und vergehen wieder. Die Systeme wachsen und zerfallen
irgendwann oder sie werden durch nachwachsende konkurrierende
Systeme zur Strecke gebracht. Die Zeit dazwischen, das Regieren von
Monopolen, will man nicht haben, es beeinflußt das Marktgeschehen
ungünstig durch die Verzerrung des Preisgefüges. Selbst das
Vertrauen darauf, daß diese Monopole einmal fallen, wird nicht
weiterhelfen, denn in der Praxis wird immer jemand irgendwo eine
beherrschende Stellung innehaben.
Mit staatlichen Eingriffen kann man keine neue Konkurrenz schaffen.
Es wäre keine wirkliche Konkurrenz, die sich auf die
Marktgegebenheiten und Mitspieler einstellen muß, sondern ein
übermächtiger Mitspieler, der auch leicht zum neuen Monopolisten
werden kann, da er sich zu einem erheblichen Teil von Steuern
ernährt. Unterbindet man das, so ist er als Konkurrent nicht stark
genug. Reglementierungen helfen auch nicht, denn das ist ja gerade
das, was es zu unterbinden gilt, die Verfälschung der Information,
der Meßwerte, der Preise. Eingriffe über den Staat können also nicht
heilen, was Monopole verbiegen. Teufel schlägt nicht Beelzebub.
Wie staatliche Eingriffe ganze Volkswirtschaften zerstörten zeigte
der, Experiment genannte, Sozialismus. Um sich dem Weltmarkt nicht
stellen zu müssen schottete man sich ab und es ergab sich
zwangsläufig ein Binnenmarkt. Auch politische Gründe zwangen zum
Schließen der Grenzen. Dies machte man aber so gründlich, daß man
mittelfristig die Wirtschaft zerstörte.
Informationsverarbeitung im Markt ist aber hier das Thema, also
zurück. Um Teuerungen zu bremsen und dem marxistischen Dogma zu
frönen, daß es nur Preise gibt, die aus dem Produktionsaufwand
resultieren, und daß Preise, die am Markt entstehen, verwerflich
seien, fror man sämtliche Preise ein. Nun konnten sich produktions-
und transportbedingte Konzentrationsunterschiede nicht mehr in
Preisen ausdrücken. Die Information über angebotene Menge und
Transportaufwand war verloren. Die Regelkreise waren unterbrochen.
Die Regelung funktionierte nicht mehr und die Wirtschaft entfernte
sich mehr und mehr von ihrem optimalen Arbeitspunkt. Dieses
implizite Wissen war zerstört. Einige Jahre ging das gut, aber bald
stellten sich die Folgen ein. Die Wirtschaft wirtschaftete immer
weiter weg vom Optimum. Sie war ihrer wichtigsten Funktion, ihrer
Fähigkeit zur Anpassung, beraubt, da der Markt keine Information
über den wirklichen Wert einer Ware mehr lieferte.
Nochmal zu dem diesem Fehler zugrundeliegenden Irrtum des
Produktionspreises. Sicher, man kann den Produktionsaufwand für ein
Produkt berechnen und den Gewinn berechnen, der sich aus der
Differenz zum Marktpreis ergibt. Das kann man aber nur, wenn eine
Produktionsstrecke nur ein Produkt liefert. Die Mathematik liefert
die Werkzeuge, dies auch bei verschiedenen Produkten zu tun –
theoretisch – in der Praxis versagt das Ganze. Selbst zwei Firmen,
die nebeneinander stehen, die die gleichen Materialquellen haben,
die gleichen Lohnarbeiter, die gleichen Absatzchancen und so weiter,
ihre Preise werden auseinanderdriften und ihre Produkte werden sich
mehr und mehr unterscheiden, ihre Vermarktungsstrategien werden sich
unterscheiden, sie werden sich nicht parallel entwickeln.
Selbst ein Produkt einer Firma wird einen unterschiedlichen
Produktionsaufwand haben, je nach dem, wo man es anbietet. Der
Tarnsportaufwand muß mitberechnet werden. Ist vorgeschrieben, daß
man ihn ignoriert, so paßt sich die Wirtschaft als Ganzes nicht mehr
den Gegebenheiten an. Ihre Entwicklung ist gestört. Sie entfernt
sich langsam vom optimalen Arbeitspunkt. Das war einer der
selbstgeschmiedeten Sargnägel des sozialistischen Wirtschaftens.
Bei einem auf den Produktionsaufwand bezogenen diktierten Marktpreis
kann man auch keine Gewinndifferenz mehr berechnen. Der Gewinn muß
vorgegeben sein, wenn er vorhanden sein soll. Damit ist die
Rückkopplung des Marktes auf die Produktion außer Kraft, eine
zentrale Regelfunktion ist zerstört.
Nun zum Marktpreis. Der Marktpreis ist der Preis, den eine Ware
erzielt. Nur er ist das, was letztlich real ist, was nicht nur
errechnet ist, über ideologische Funktionen geschätzt ist, er ist
das, was der Verkäufer in der Hand hat. Der erzielte Erlös ist der
einzig verläßliche Meßwert. Seine Zerstörung durch Preisdiktate
zerstört die Information, die der Markt erarbeitet. Im Marktpreis
stecken Angebot und Nachfrage, Transportaufwand,
Herstellungsaufwand, der Handlungsdruck, dem Verkäufer und Käufer
unterliegen, die vermutete Entwicklung von Preisen, Angeboten,
Nachfragen und vieles andere mehr.
Der Marktpreis ist ein Schätzwert für den Wert, den eine Ware hat.
Es gibt keinen besseren Schätzwert. Jeder muß anhand dieses Preises
entscheiden. Und ein abgeschlossener Handel geht in diesen Preis ein
und beeinflußt ihn. Die informationsverarbeitende Maschine Markt
läuft und rechnet ständig mit.
Der Produktionspreis ist einer der fundamentalen Irrtümer der
marxistischen Ideologie. Bei dem Schaden, den sie anrichtete, ist es
schon verwunderlich, daß heute noch Menschen an den Grundirrtümern
dieser Ideologie hängen – es scheint sogar die Mehrheit der
Bevölkerung zu sein, die diese Zusammenhänge noch nicht verstanden
hat, was dann auf eine funktionierende Demokratie hoffen läßt.
Jeder einfacher Tausch enthält etwas unabtrennbares, die
Spekulation. Jeder Tausch wird nur gemacht, weil man sich etwas von
der erworbenen Ware verspricht, weil man etwas erwartet. Selbst bei
unmittelbar konsumierten Waren, wie einem Essen, ist das so. Es gibt
keinen Tausch, dem keine Erwartung, keine Spekulation,
zugrundeliegt.
Die Steuerung von Lebewesen ist gezwungen, die Folgen ihrer
Handlungen in der Zukunft abzusehen. Das ergibt sich aus der
Grundbedingung der Entwicklung, was ist, das hat überlebt, oder was
den Anforderungen des Lebens entsprechen kann, das wird überleben.
Die Entwicklung der Steuerung muß also ein Modell der Beziehungen
zwischen System und Umgebung entwickeln, das eine Extrapolation über
den jetzigen Zustand hinaus ermöglicht. Jede Tauschhandlung ist eine
solche Spekulation auf die Verbesserung der Lebensbedingungen.
So erzeugt jeder Tausch etwas Information über die Zukunft. Die
Mittelung des Marktes, des Informationsaustausches, verringert die
Unsicherheit.
Auf diese Weise reicht der Blick in die Zukunft immer weiter und er
wird immer sicherer. Der Effizienzdruck, der sich aus der
Grundbedingung der Entwicklung ergibt, zwingt zu riskanterem Handel
und zu Nutzung kleinerer Gewinnspannen.
Der Marktpreis wird auch die Erwartung der handelnden Individuen zu
der Entwicklung von Warenpreisen wiedergeben. Marktpreis und
Spekulation sind also nicht trennbar. Spekulation ist somit nicht
verbietbar.
Die oft verbreitete reine Darstellung des Marktes ist stark
idealisiert, Markt ist Gesellschaft und Gesellschaft ist Markt,
dieser "Markt" ist Kampf, ist Desinformation, ist Rauben, ist
Morden, ist Stehlen, ist Betrügen, ist Verschwörung, ist Bestechung,
ist Verrat, ist Erpressung...
Gesellschaft entsteht, wenn Individuen freiwillig Leistungen
austauschen, nicht erst, wenn JHWH Moses eine Steintafel schenkt.
Der Vorteil der Zusammenarbeit, der Spezialisierung in der
Produktion, der Kommunikation, das macht die Gesellschaft aus, nicht
Gesetze.
Der Markt ist eine Idealvorstellung, die es so rein in der Praxis
nicht gibt. Gemeint ist damit die preisbildende Funktion, die für
alles einen Preis findet, die die Information über den Wert einer
Ware liefert und für die Optimierung der Wirtschaft und den
Fortschritt in der Entwicklung der Gesellschaft sorgt.
Gesellschaft, Entwicklung und Markt sind nicht zu trennen. Es findet
immer ein Kampf statt. In einem großen Elektronikmarkt sollen Jammer
im Einsatz gewesen sein, die Mobilfunknetze stören und so
Preisrecherchen per Internet und Telephon verhindern sollten. Auch
die Manipulation von Preisen wird versucht. Bei Aluminium, Gold und
Nahrungsmitteln wurden diese Versuche nachgewiesen. Verwunderlich
ist das nicht. Selbstverständlich findet so etwas statt.
Das Internet, die Verbindung von Rechnern, beschleunigt den
Informationsaustausch in der Gesellschaft wesentlich. Es läßt die
Gesellschaft zusammenrücken. Das, was einen Markt ausmacht, das hat
man jetzt weltweit und in Sekundenbruchteilen. Der evolutionäre
Druck, weiter und genauer in die Zukunft zu sehen, zwingt zu immer
kürzeren Taktzeiten der Handelsvorgänge, die jetzt schon im
Millisekundenbereich liegen. Da spielen schon die Laufzeiten
zwischen den Rechnern eine Rolle. Das ist nur die Konsequenz aus der
Entwicklung, der wir unterliegen, keine Idiotie, als die uns das
einige Medien verkaufen wollen.
Jedes Lebewesen muß sich anpassen, oder es stirbt, weil es sich vom
optimalen Betriebspunkt entfernt oder von der Konkurrenz verdrängt
wird. Das trifft ebenso auf Gesellschaften zu, wie Firmen, Staaten,
Vereine... Dieser Zwang trifft auch auf als tot betrachtete
Gegenstände zu, wie technische Einrichtungen. Ihre
Anpassungsfähigkeit ist begrenzt. Sie werden aber durch ihre
Hersteller angepaßt. Was den Anforderungen nicht mehr entspricht,
das wird nicht mehr hergestellt. Die allgemeinen Gesetze der
Entwicklung gelten also auch für Systeme, die sich nicht aus eigener
Kraft fortpflanzen. Diese Gesetze zu erkennen ist die große
Herausforderung unserer Zeit.
Daraus resultiert der Informationsbedarf dieser Systeme über sich
oder der der Hersteller über die Umgebung und den resultierenden
optimalen Betriebspunkt.
Was auf jede Ware zutrifft, das trifft ebenso auf Geld zu. Diese
Selbstverständlichkeit muß hier nochmal betont werden, da über das
Geld oft seltsame Vorstellungen verbreitet werden. Auch beim Geld
zeigen Monopole negative Eigenschaften. Besonders die Frage, wer
Geld erzeugen darf, ist sehr umstritten. Jeder möchte gern Geld
herstellen. Die naheliegende Antwort, daß nur der Staat Geld
erzeugen darf, ist sehr kurzsichtig. Die Geldschöpfung durch Banken
kann man nicht unterbinden. Wer meint, das zu können, sollte nochmal
einen Blick in den Sozialismus riskieren, der ja auch am Geldmangel
zugrunde ging. Ein System, das hohe Deckung des Geldes erzwingt, das
wird durch den resultierenden Geldmangel einem System, das die Zügel
locker läßt, unterlegen sein. Spätestens im Kriegsfall erledigt sich
die Sache dann. Ein System, das sich selbst Kredite erzeugen kann
und sich dann mehr Rüstungsgüter leisten kann, ist zweifellos
überlegen. Auch diese Tatsache trieb die Entwicklung des Geldes in
virtuelle Welten an. Ob es ein Zufall war, daß die FED, das Federal
Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika, am Vorabend des
Ersten Weltkrieges gegründet wurde, müßte eine seriöse
Geschichtsforschung noch klären. Jedenfalls ist es umso schwerer,
einen Krieg zu finanzieren, je höher die materielle Deckung einer
Währung ist.
Auch beim Geld müssen Alternativen erhalten bleiben. Sie ermöglichen
das Ausweichen der Marktteilnehmer, wenn mit einer Währung etwas
nicht mehr in Ordnung ist. Eine Währungsunion zerstört diesen
Freiheitsgrad. Auch die Lateinische Münzunion scheiterte am
schwächsten Glied, an Griechenland. Ausgleichsströme wurden
unterbunden, das ganze System kam in Schieflage. Man hat nichts
gelernt und wiederholt die Übung jetzt.
Es ist ebenso eine Konsequenz der Evolution, daß das Geld mit der
geringeren Deckung den Markt überschwemmt, da die Menschen das Geld
mit der besseren Deckung behalten werden, denn die Evolution
erzwingt egoistisches Verhalten. Das schlechtere Geld wird also
sowieso den Markt überschwemmen. Warum soll man sich dem widersetzen
und die Deckung des Geldes erhalten, wenn sich mit Massen schwach
gedeckten Geldes mehr Rüstungsgüter kaufen lassen? Dieser Erkenntnis
folgen die Vereinigten Staaten von Amerika bewußt mindestens seit
dem 23.12.1913.
Alle menschlichen Konstruktionen von Geld werden scheitern, denn es
wurde die Entwicklung des Geldes und die Informationsverarbeitung
des Marktes nicht verstanden. Werden diese einst wirklich
verstanden, dann wird man sich von solchen Konstruktionsversuchen
abwenden. Man wird den natürlichen Gang der Entwicklung verstehen
und verstehen, daß dieser Probleme löst, die Menschen nicht lösen
können, grundsätzlich nicht lösen können, weil sie die
Informationsverarbeitungsleistung des Marktes nicht ersetzen können.
Zur Zeit ist es vor allem eine Machtfrage. Der Staat verlangt das
Recht zur Geldschöpfung, weil das Gewinn ist. Daß das gierig und
kurzsichtig ist beweist das System BitCoin, das die Geldschöpfung in
die Hand der Bürger legt und damit sehr erfolgreich ist. Bei den
hohen Steuern und der alles beherrschenden Geldschöpfung der Banken
könnte der Staat darauf verzichten.
Die Geldschöpfung der Banken beherrscht den Markt und damit die
Gesellschaft. Daher ist es nicht schlau, daß Banken Geld schöpfen
können, das die Bürger nicht von staatlichem Geld unterscheiden
können. Schöpft jede Bank nur ihr eigenes Geld, druckt sie
Schuldscheine, dann konkurrieren diese und der Markt gibt wieder
Information über gutes und schlechtes Geld ab, für den Nachteil, daß
man sich mit mehr Währungen herumschlagen muß. Aber das System wäre
dann wieder anpassungsfähig.
Wer diese Zusammenhänge ignoriert, der versucht auch, die Banken,
die Geld schöpfen, das staatlichem Geld zum Verwechseln ähnlich ist,
der Konsequenz der Evolution, ihrem Tod, zu entziehen und riskiert
damit den Bankrott des Staates. Die Steuerung eines Systems ist für
dieses lebenswichtig. Eine unfähige Steuerung bedeutet seinen Tod.
Carsten Thumulla
Roßlau, den 21.8.2013
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