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Was ist Geld?
Eine Kaffeefahrt in die virtuelle
Welt des Geldes
Die Entwicklung des Geldes
Zinsen
Rekursion
Die Konsequenzen
aus der natürlichen Entwicklung des Geldes und des Zinses
Spekulation auf Versprechen
Die Entwicklung des
Geldes
Arbeiten muß jedes Lebewesen, um am Leben zu bleiben. Es muß sich
Nahrung, also Energie, beschaffen. Dabei ist jedes Lebewesen auf
andere Lebewesen angewiesen. Jedes Lebewesen ist von der Natur aus
speziell dafür ausgestattet oder schafft sich Werkzeuge. Die
Abhängigkeit der Lebewesen voneinander läßt auch Zusammenarbeit
verschiedener Lebewesen, die Symbiosen, entstehen. Dabei tauschen
diese Nährstoffe, Schutz oder Leistungen in Transport oder Pflege
aus.
Bei einer solchen Symbiose erfolgt ein direkter Austausch von
Leistungen. Die Partner können dabei existenziell voneinander
abhängig sein. Fällt ein Partner aus, so stirbt auch der andere.
Im Laufe der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft erfolgte ein
entscheidender Schritt, der Schritt zum Tausch. Um tauschen zu
können muß man zuerst Eigentum anerkennen, sich vom Raub abwenden.
Unter etwa gleichstarken Parteien ist es schwer möglich, sich alles
durch Raub zu verschaffen. Außerdem übersteigt der Energieaufwand
für einen Raub schnell den Gewinn durch diesen Raub und es bleibt
ein Risiko. Deshalb etablierte sich der Tausch von Leistungen und
Waren in der Gesellschaft gleichstarker Parteien.
Bei einem Tausch einigen sich beide Parteien auf das Austauschen von
Leistungen oder Waren. Damit das friedlich abgeht, sich von Raub und
Erpressung unterscheidet, müssen beide Parteien einen Vorteil für
sich in diesem Tausch sehen. Der Tausch kommt also nur zustande,
wenn jede Partei das fremde Angebot höher einschätzt als das eigene.
Sowas ist regelmäßig der Fall, wenn Parteien über einen Überschuß an
einer bestimmten Leistung oder Ware verfügen. Einen Überschuß wird
man aber nur produzieren, wenn die Möglichkeit des Tausches besteht.
So wird der Tausch zur Voraussetzung für die Spezialisierung der
Produktion in einer Gesellschaft. Er wird zur Grundlage der
arbeitsteiligen Gesellschaft.
Wenn beide Parteien sich einen Vorteil von einem Tausch erhoffen,
dann müssen sie ein Maß haben, an dem sie die Waren oder Leistungen
messen. Ich werde auch Leistungen im folgenden als Waren bezeichnen.
Im einfachsten Fall vergleichen sie die Waren und stimmen in den
Tausch ein, wenn sie die fremde Ware lieber besitzen würden als die
eigene. Es findet folglich nur ein subjektiver Vergleich der beiden
Waren statt. Jeder Partner sucht seinen Vorteil. Ein Fall, daß sich
zwei Partner finden, die dieser Bedingung genügen, ist folglich
recht selten. Marktplätze sollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß
sich geeignete Partner für Tausche finden.
Die Beurteilung einer Ware beginnt im direkten Vergleich mit der
anderen zum Tausch angebotenen Ware. Diese ist selbstverständlich
subjektiv, auch wenn objektivierbare Faktoren einfließen. Der
Tauschpartner mißt in dem Einzelfall der fremden Ware mehr Wert zu
als der eigenen. Dieser Wert soll erstmal Gebrauchswert heißen.
Finden auf einem Markt viele Tausche statt, dann kann man im Mittel
feststellen, welchen Gebrauchswert die Marktteilnehmer jeder Ware
zumessen. Diese Mittelung vieler einzelner Vergleiche wird zum
Meßverfahren für den Wert, den eine Ware an diesem Ort zu dieser
Zeit unter diesen Tauschpartnern hat.
Die Seltenheit passender Tauschgelegenheiten läßt Märkte entstehen.
Sie läßt aber auch den Wunsch nach einem universellen Tauschmittel
aufkommen. Der Mangel an einem geeigneten Tauschmittel läßt
Tauschpartner auf Verlegenheitstauschmittel ausweichen, von denen
man glaubt, sie wieder verwenden zu können. Die Spekulation auf
Wiederverwendbarkeit wird Teil des Gebrauchswertes. So entwickeln
sich universelle Tauschmittel. Langsam kristallisieren sich
gebietsweise universelle Tauschmittel heraus.
Diese universellen Tauschmittel weisen drei allgemeine Eigenschaften
auf. Sie lassen sich als Wertspeicher flexibler einsetzen als andere
Waren, sie stellen infolge breiter Anerkennung einen Wert für alle
potentiellen Tauschpartner dar, sie stellen ein Maß für Vergleiche
mit allen anderen Waren dar.
Als universelle Tauschmittel etablieren sich unter anderem Metalle.
Sie sind überall begehrt und repräsentieren einen recht hohen Wert.
Sie sind stabil, behalten also ihren Wert über lange Zeit.
Mit Märkten zur Kommunikation und Metallen als universellen
Tauschmitteln entwickelt sich die arbeitsteilige Gesellschaft
weiter. Die Spezialisierung schreitet voran. Eigentum ist anerkannt
und Raub ist geächtet.
Im allgemeinen Kampf des Lebens kehrt der Raub nun in Form der
diktierten Zahlungsmittel zurück. Die Anforderungen an die
Genauigkeit der getauschten Metallmenge und der Reinheit der Metalle
waren möglicherweise der Grund, signierte Stücke, Münzen,
herzustellen. Mit dem Signieren, das einen Wert zur besseren
Vergleichbarkeit festschreiben sollte, kam ein neues Problem in die
Welt. Ein Fehler oder Betrug in einem einzelnen Tausch hat keine
große Bedeutung für einen Markt. Eine Abweichung in einem allgemein
verwendeten Maß dagegen kann bedeutend sein. Der ständig klamme
Staat, der das Monopol der Münzprägung beanspruchte, verringerte den
Metallgehalt der Münzen immer weiter. Es etablierten sich sogar
Systeme zur kontinuierlichen Verschlechterung, die Brakteaten, von
denen einige kontinuierlich verrufen, also ungültig, wurden.
An dieser Stelle trennen sich die drei Funktionen des universellen
Tauschmittels, Maß, Tauschmittel und Wertspeicher. Moderne Münzen
mit geringem Edelmetallgehalt haben nicht in allen Ländern ihren
Wert. Der Wert beruht nur noch auf dem Monopol des gesetzlichen
Zahlungsmittels. Die beiden verbleibenden Funktionen müssen den
Verlust der dritten Funktion im Gebrauchswert, den der Akteur auf
dem Markt der Münze zurechnet, ausgleichen. Das gesetzliche
Zahlungsmittel gewinnt durch die gesetzliche Unterstützung an
Flexibilität als universelles Tauschmittel. Diesen Gewinn kann man
andererseits von der Speicherfunktion abziehen. Das macht der
Herausgeber der Münzen. Er kassiert die Wertdifferenz. So wird
Monopolmacht in Leistung und Ware umgemünzt.
Die Entwertung als Wertspeicher erfolgt schleichend und verdeckt.
Die Werthaltigkeit von staatlichem Monopolgeld ist im Machtbereich
des Monopols gegeben. Sie steht und fällt aber mit diesem Monopol.
Was früher der Marktwert des Metalles abdeckte ist jetzt durch eine
staatliche Festlegung oder durch die Gewohnheit der Benutzung
ersetzt. Der Marktwert des universellen Charakters eines
Tauschmittels ersetzt den Marktwert des Metalles.
Daß die Trennung der drei Grundfunktionen noch weitergehen kann
zeigten der Transferrubel und die Europäische Währungseinheit, die
nur noch Maßeinheiten waren.
Ein universelles Tauschmittel braucht also nur die Stütze eines
Machtanspruches, um auf einem Markt durchgesetzt zu werden. Dazu ist
es nicht notwendig, daß es sich um Münzen handelt. Papiergeld
erfüllt diesen Zweck ebenso.
Die Entwicklung des Papiergeldes erfolgte in Europa hauptsächlich
auf einem anderen Weg. Es entstand in Europa aus Schuldscheinen,
während es in China kaiserliches Geld war. Letztlich entscheidend
ist aber der Monopolanspruch des Staates auf die Währung. Aus diesem
Monopol resultiert die fehlende Deckung mit Metall. Anstelle dieser
ist ein Versprechen getreten, eine Schuld. Zuerst lautete dieses
Versprechen noch auf Metall, später entfiel es.
Blenden wir nochmal zu dem ersten Tausch, Ware gegen Ware zurück.
Nach dem Tausch der Waren war das Geschäft abgeschlossen und es
bestanden keine Schulden mehr. Das hat sich geändert seit der
Verminderung des Materialwertes der universellen Tauschmittel. Nach
einem Tausch Ware gegen Geld besteht zwar zwischen den beiden
Tauschpartnern keine Schuld mehr, aber es wanderte eine Schuld des
Ausgebers des Geldes mit dem Geld. Geld, universelles Tauschmittel
befreit vom Materialwert, ist nur noch eine Verbriefung, eine
Beurkundung von Schuld. Bricht der Schuldner finanziell zusammen,
egal ob Bürger, Bank oder Staat, ist der Anspruch gegen ihn
verloren. Da die pauschale Ausgabe von Schuldscheinen Waren zum
Ausgeber ohne Gegenleistung fließen läßt wird dieser die Geldausgabe
so stark betreiben wie möglich. Es besteht bei diesen nicht
abgeschlossenen Tauschvorgängen, bei diesen offenen Geschäften,
immer die Gefahr, daß die versprochene Gegenleistung nicht erbracht
wird.
Der im Leben und seiner Entwicklung allgegenwärtige Effizienzdruck
bewirkt, daß sich jeder Teilnehmer am großen Spiel dem kultivierten
Austausch von Waren zu entziehen versucht. Die Schuld, das Geld,
eröffnet neue Möglichkeiten, nachdem die Entwicklung einer
kultivierten tauschenden Gesellschaft eine Alternative zum Raub
entwickelte. An die Stelle des Raubes tritt der leistungslose Bezug
von Waren mittels Geldausgabe. Dies läßt sich nun nicht beliebig
durchführen. Wie jede Ware verliert auch das Geld an Wert, je mehr
davon auf dem Markt ist. Der Ausgabe von Geld wirkt sein Wertverlust
entgegen. Rücksichtslose Geldausgabe, Inflation, Aufblähung der
Geldmenge, zieht einen Wertverlust des Geldes nach sich und bewirkt,
daß es im Markt keine Abnehmer mehr findet. Existieren
konkurrierende Währungen, so werden die Marktteilnehmer auf andere
werthaltige Währungen ausweichen. Ein Monopolgeld wird durch diesen
Effekt nicht gebremst und kann zur Hyperinflation gebracht werden
und eine Volkswirtschaft zusammenbrechen lassen. Existieren
Alternativwährungen wird nur der ausgebende Staat zahlungsunfähig.
Eine Schuld ist erstmal das Versprechen einer Ware. Eine Ausweitung
der Schulden senkt den Wert der Schulden, gemessen in Waren, und
begrenzt deren Ausgabemöglichkeiten. Im Zuge des allgegenwärtigen
Effizienzdruckes wird nun versucht, Geld gegen Geld zu versprechen.
Leicht einzusehen ist das noch, wenn jemand Schulden hat, die auf
staatliches Geld lauten. Es wird ein Versprechen versprochen.
Dies läßt sich auch bei der Erzeugung von Geld machen. Banken
erzeugen Geld, indem sie gegen die Verschreibung eines Sachwertes
ein Guthaben in gleicher Höhe buchen. Als Sicherheit für die Bank
kann man auch Geld buchen. Was für den Privatkunden sinnlos
erscheint, denn der will ja Geld und legt als Sicherheit kein Geld
hin, wird aber im großen Stil gemacht. Nur so ist zu verstehen, daß
die Menge des Geldes, das Banken verwalten, ein Vielfaches der Menge
der Waren beträgt.
Geld ist also nicht nur das Versprechen einer Ware sondern auch das
Versprechen von Geld, also das Versprechen auf ein Versprechen, denn
man kann Geld jederzeit in Geld umtauschen. Denkt man an
verschiedene Währungen, dann verliert der Satz die zuerst vermutete
Sinnlosigkeit. Damit wären wir vorerst am Ende der Reise vom
Warentausch in die virtuelle Welt des Geldes angekommen. Zusätzlich
zu dem Markt der Waren hat sich ein Markt der Versprechen
entwickelt.
Zinsen
Solange die Waren eines Tausches nicht vollständig getauscht sind,
der Tausch also noch offen ist, besteht eine Schuld eines
Tauschpartners, seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Wird die Ware
direkt getauscht, so braucht man keine Festschreibung der Schuld in
Form von materiellem Geld. Jeder der beiden Partner sieht, daß der
ersten Warenübergabe eine zweite folgen muß. Erst danach ist der
Tausch abgeschlossen. Dieser Moment der Schuld, dieses erste Geld,
weitet sich nun nach der vollständigen Entwicklung des Geldes zu
einem eigenen Markt aus, da eine Schuld oder ein Versprechen nicht
nur auf eine Ware lauten können, sondern auch auf Geld.
Ein weiteres Versprechen hat sich im Laufe der Entwicklung des
Geldes etabliert, der Zins. Ebenso wie man für das Leihen einer Ware
eine Gegenleistung fordern kann, so kann man auf das Leihen von Geld
eine Gegenleistung fordern, auch in Geld. Die Leistung des
Zurverfügungstellens hat einen Wert. Sie hat einen Gebrauchswert,
den Tauschpartner ihr zumessen und der gehandelt werden kann.
Der Zins ist eine völlig natürliche Sache, ein Gegenwert, der sich
aus der Zurverfügungstellung einer Leistung ergibt.
Der Entwicklung des Lebens wohnt ein Zwang zur Effizienz inne. Wer
mit seinen Ressourcen effektiv umgeht, der hat mehr Chancen, zu
überleben, sich durchzusetzen. Es werden also die effizienteren
Systeme überleben und es stellt sich ein großer Trend zur Effizienz
ein.
Darüberhinaus haben Systeme, die schneller reagieren als andere,
bessere Chancen, zu überleben. Es wird sich ebenso ein großer Trend
zu schnelleren Systemen einstellen.
Um diesem Entwicklungsdruck in Richtung Geschwindigkeit Rechnung zu
tragen kann es nützlich sein, sich Waren zu verschaffen, deren
Gegenwert erst erarbeitet werden muß, und die sonst erst in der
Zukunft zur Verfügung stünden.
Dieser Druck zu mehr Geschwindigkeit, also auch zur Warenentnahme
aus der Zukunft, ist eine direkte Konsequenz aus dem
Überlebenskampf.
Geld ist nichts weiter als ein Versprechen. Dieses kann auf Ware
lauten, aber auch auf Geld, denn auch Geld, also Versprechen, ist
nur eine Ware. Eine Ware schneller zur Verfügung zu stellen ist eine
Leistung, also eine Ware, der Tauschpartner einen Gebrauchswert
beimessen, und die damit tauschbar wird.
Nun kann man auch einem Zinsversprechen einen Gebrauchswert
beimessen, es in Geld messen, und es wird tauschbar. Zins ist der
Preis für den Transfer einer Ware aus der Zukunft und Zins ist eine
Ware und hat damit selbst wieder einen Preis, wenn er transferiert
wird. Dieser letzte Preis, der Zinseszins kann aus einer unendlichen
Kette von Verzinsungen bestehen, wenn man jede anfallende Schuld mit
neuer Schuld begleicht.
Rekursion
Der Zinseszins zeigt noch deutlicher als die Begleichung einer
Schuld mit Geld den rekursiven Charakter unserer Welt. Wenn Geld zur
Ware wird, dann kann auch Geld, das Versprechen einer Ware,
versprochen werden. Der Markt, die Möglichkeit, alles in alles zu
tauschen, ermöglicht auch den Tausch von Geld in Geld und eröffnet
eine Rekursion, die die Geldmenge, also die Schuldmenge ansteigen
läßt.
Nochmal: Geld ist das Versprechen von Ware, Geld ist auch Ware, Geld
kann also auch das Versprechen von Geld sein, das erste Geld ist vom
zweiten Geld kaum zu unterscheiden, Geld kann Geld erzeugen -->
die Geldmenge kann unbegrenzt wachsen.
Man braucht nicht reich zu sein, es genügt völlig, daß alle anderen
glauben, daß man reich ist. Der Schein schafft die Realität. Viele
Menschen sind nur reich, weil andere glauben, daß sie reich seien.
Erst die Probe bringt die Wahrheit ans Licht. Eine solche Probe ist
beispielsweise ein Ansturm auf eine Bank. Diese Leute werden gern
bestätigen, daß es sich mit Schulden, auf Pump, genauso gut lebt wie
mit einem großen Guthaben.
Die natürliche Entwicklung führt also infolge des Effizienzdruckes
zu Geld, infolge des Druckes zu mehr Geschwindigkeit zu Zins und
infolge des Warencharakters des Geldes zu einer Ausweitung der
Geldmenge.
Unsere rekursive Welt läßt Zinsen und Zinseszins zu. Geld schafft
Geld. Geld arbeitet tatsächlich. Das muß man verstehen. Darüber gibt
es nichts zu lachen.
Die
Konsequenzen aus der natürlichen Entwicklung des Geldes und des
Zinses
Kritisiert man die Gesellschaft und ihr Geldsystem, so sollte man
nicht vergessen, daß sich dieses natürlich entwickelt hat. Die
Grundlagen dieser Entwicklung sind die gleichen wie die unserer
Entwicklung. Es ist also nicht möglich, willkürlich etwas am
Geldsystem zu ändern. Diese Zusammenhänge sollen nochmal klar
dargestellt werden.
Der Zins ist, wie oben dargestellt, der Preis für den Transfer einer
Ware aus der Zukunft. Was man sich erst erarbeiten muß kann man mit
einem Kredit sofort erwerben.
Kritik am Zins ist alt und weit verbreitet. Es ist vor allem ein
Streit unter den großen Religionen. Es gab noch keine Gesellschaft,
die den Zins abschaffen konnte. Das entspricht auch der obigen
Herleitung, daß der Zins eine Konsequenz aus unserer Entwicklung
ist. Sicher gibt es moslemische Banken, die keinen Zins nehmen. Sie
verlagern aber den Zins nur auf eine Pauschale. Es findet also nur
eine Umbenennung statt. Der Preis für die Ware Kredit hat sich
wieder durchgesetzt, wenn auch unter anderem Namen.
Auch die Vertreter der Freigeldtheorie reiben sich am Zins. Sie
kritisieren die Geldmengenausweitung und sehen diese nur als
Konsequenz des Zinses. Daß die Geldmenge die Warenmenge
überschreiten kann, was nach konsequenter Schuldzuweisung auf den
Zins nicht der Fall wäre, übersehen sie. Sie erkennen nicht, daß die
Geldschöpfung rekursiv ist, und daß neben Waren auch Geld Geld
schöpfen kann. Der Zins ist nur eine Möglichkeit der Geldschöpfung
aus Geld. Eine Versicherung ist eine weitere Möglichkeit. Sie
verspricht Geld für ein gewisses Ereignis und erzeugt aus diesem
Versprechen neues Geld.
Geldmengenausweitung ist nicht gern gesehen, da aus ihr eine
ständige Abwertung des Geldes resultiert. Ob sie nun bewußt
betrieben wird, um von dem Leistungsabzug aus der Bevölkerung zu
leben, oder nicht, sei dahingestellt. Die Ausweitung ist eine
Konsequenz aus dem Warencharakter des Geldes, aus der Geldschöpfung
aus Geld und dem Zins. Damit ist auch ein Wertverlust des Geldes
eine Konsequenz, die nicht zu vermeiden ist. Aber, verfallen nicht
auch andere Versprechen im Leben? Gehört ein gewisser Verfall nicht
untrennbar zum Leben?
Aus der natürlichen Geldmengenausweitung folgt auch, daß man nicht
noch künstlich im Wert verfallendes Geld, Schwundgeld, schaffen muß.
Ein Verfall durch die Geldmengenausweitung durch Zins, Rekursion der
Geldschöpfung und die Gier der Gelderzeuger sollte genügen. Jede
künstliche Konstruktion kostet Energie und belastet die
Gesellschaft. Warum also das künstlich herbeiführen wollen, was sich
natürlich einstellt?
Angenommen, es gelänge, die Geldschöpfung aus Geld und Zinsen
wirksam gesetzlich zu unterbinden, um die Geldmengenausweitung zu
verhindern. Wird ein solcher Staat im Laufe der Zeit in Kriege
verwickelt, mit Gegnern, die solche Regelungen nicht haben, so wird
man feststellen, daß die Gegner wesentlich mehr Geld für ihre
Kriegsführung aktivieren können. So setzen sich die
Entwicklungsgesetze auf andere Art durch, wenn man glaubt, sie
blockieren zu können. Da man mit einer Goldwährung schlecht Krieg
führen kann, gegen Gegner mit Fiatwährung, werden alle Staaten zu
solch frei entwickelter Währung gezwungen -- oder verschwinden, weil
sie von reicheren und besser bewaffneten Gegnern besiegt werden.
Auch die Gründung der FED am 23.12.1913 könnte von dieser Erkenntnis
gestützt eine Kriegsvorbereitung gewesen sein.
Auch der verbreitete Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Geld ist
ein frommer und naiver solcher. Die Entwicklung des Geldes erfolgte
aus natürlichem Antrieb und Geld ist eine wesentliche Grundlage der
Bildung einer Gesellschaft. Die Gesellschaft kann nicht bei
Ablehnung ihrer Grundlagen bestehen. Eine Verteilung der
gesellschaftlichen Güter in der arbeitsteiligen Gesellschaft kann
nur durch Tausch und damit durch Geld geregelt werden.
Der Gedanke, gesellschaftlichen Reichtum durch eine Funktionärskaste
verteilen zu lassen, führt direkt zu Raub und die
Verteilungskriterien wären wiederum Geld. Man kann also Geld nicht
abschaffen, ohne die gesellschaftliche Kooperation abzuschaffen. Daß
Kreativität und Produktivität allein schon unter Preis- und
Handelsdiktaten leiden hat das Sozialismusexperiment gezeigt. Es
wäre nun an der Zeit, Fakten zu akzeptieren.
Die Geldmengenausweitung erfolgt mehr und mehr durch die Buchung
finanzieller Guthaben zur Gelderzeugung statt materieller Werte.
Gegen die Verschreibung eines Hauses erzeugt die Bank einen Kredit,
Geld. Da auch mit finanziellen Sicherheiten sowie über Teilreseve
Geld geschaffen wird findet eine Rekursion statt, Geld schöpft Geld.
Der Weg führt vom Tausch materieller Werte zu Geld und von der
Erzeugung von Geld aus materiellen Werten zu der Erzeugung von Geld
aus Geld. Dieser Weg von materiellen Werten in die virtuelle Welt
ist zwangsläufig von dem Effizienzdruck der Entwicklung vorgegeben
und man kann sich ihm nicht entziehen. Dieser Ausweitung sind zuerst
keine Grenzen gesetzt. Die virtuelle Welt des Geldes orientiert sich
mehr und mehr an sich selbst, der Prozeß verselbständigt sich. Er
verliert die Erdung an materiellen Werten. Geld selbst wird zum Ziel
der Entwicklung. Mit zunehmender Abkopplung von der realen Welt
steigt das Risiko, daß eine Prüfung an den realen Verhältnissen
stattfindet. Eine solche Prüfung kann ein Ansturm der Kunden auf
eine Bank sein, bei dem die Kunden wissen wollen, ob ihr Geld noch
da ist. Aber auch wirtschaftliche Probleme können dazu führen, daß
Geld und materielle Werte verglichen werden. Hält die erzeugte
Geldblase nicht stand, stellt sich heraus, daß zuviel Versprechen im
Versprechen liegt, dann fällt das Vertrauen in diese Versprechen und
die Geldblase fällt zusammen. Dies ist die natürliche Begrenzung
gegen eine Überdehnung der Geldmenge, das Vertrauen, das in sie
gesetzt ist. Solange Vertrauen und Geldmenge im Gleichgewicht sind
ist die Geldmenge nicht zu groß. Das Vertrauen ließ ja die Menge
wachsen. Bricht das Vertrauen ein, dann ist die Menge schlagartig zu
groß. Ein solcher Einbruch ist nur möglich, wenn vorher schon die
Orientierung an den realen Werten verlorenging. Dann hilft nur ein
Zusammenbruch der Geldmenge. Jeder, der versucht, eine überdehnte
Menge zu stützen begibt sich selbst in Gefahr. Die Pleite einiger
Banken ist kein Problem, die Pleite eines Staates oder einer Währung
schon eher.
Eingedenk dieser Tatsache sollte sich jeder an dem Besitz
materieller Werte orientieren. Geld sollte man nur gegen die
Absicherung mit materiellen Werten leihen. Banken machen das mit
Privatpersonen immer schon so. Nur Privatpersonen leihen Banken Geld
ohne Sicherheit. Die Orientierung an materiellen Werten kann die
Geldschöpfung aus Geld bremsen.
Die Geldmengenausweitung ist ein natürlicher Prozeß, der nicht zu
stoppen ist. Ihn künstlich begrenzen zu wollen ist ein schwerer
Eingriff, der die Gesellschaft schädigt. Die Preise passen sich der
steigenden Geldmenge an. Nur wer Geld hält hat Verluste.
Auch eine Rückorientierung auf Metallgeld ist nicht sinnvoll. Das
Geld, das wir jetzt haben, ist das Ergebnis eines kontinuierlichen
und daher stabilen Entwicklungsprozesses. Da kann man nicht zurück,
weil ältere Zustände nicht so effektiv sind wie der jetzige.
Metallgeld ist Papiergeld und elektronischem Schuldgeld im Punkte
Effektivität unterlegen. Nur in Speicherfunktion, auf die es ja auch
ankommt, ist es überlegen. Aber auch der Metallwert ist letztlich
von der Beurteilung durch die Marktteilnehmer abhängig.
Eine wesentliche Erkenntnis ist, Geld wurde nicht von Menschen
gemacht, es ist eine Konsequenz aus den Grundlagen, aus denen auch
wir entstanden sind und gegen die wir uns nicht wehren können. Nur
wenn das verstanden ist kann die Gesellschaft erfolgreich gestaltet
werden.
Überall im Markt sind Monopole schädlich, weil sie erpresserisch
nutzbar sind. Staatliches Monopolgeld ist also abzulehnen. Jeder
soll Schulden machen können, soll Geld schaffen können. Wer sein
Vermögen nicht absichert, der verliert es. So einfach ist das. Die
ganzen Rettungen von Banken können wir uns sparen. Dann kriegen auch
Staaten keine unbegrenzten Kredite mehr und müssen vernünftig
wirtschaften. Ohne staatliches Monopol beim Geld, mit Geldschöpfung
durch jeden gibt es keine Probleme mehr.
Spekulation auf
Versprechen
Geld ist, wie dargestellt ein Versprechen von Ware. Es wandelt sich
mehr und mehr auch in ein Versprechen von Geld. Letztlich etabliert
sich ein Handel mit Versprechen, der Geldmarkt.
Fällt ein Partner aus, so verschwinden mit ihm seine Versprechen.
Die Gesamtmenge der Versprechen wird wieder kleiner. Auch die
Gläubiger müssen dran glauben. Somit ist jedes Halten von Geld auch
eine Wette auf die Existenz des Schuldners.
Nebenbei wäre an dieser Stelle zu bemerken, daß der Entwicklung des
Geldes in virtuelle Welten die Entwicklung der Unverantwortlichen
folgt. Gesetze schaffen künstliche Personen, die, ohne Schaden für
die natürlichen Personen zu hinterlassen, wieder verschwinden
können. Es wäre eine weitere Konsequenz aus der Entwicklung des
Geldes, daß man möglichst nur natürlichen Personen vertraut und die
Entwicklung unverantwortlicher Personen nicht unterstützt.
Kehren wir nochmal zum ersten Tausch zurück. Eine Ware wird gegen
die andere getauscht, weil die Händler auf einen Nutzen, einen
Gebrauchswert für sich, spekulieren. Das kann Nahrung sein, das kann
Geld sein. Im Falle des Geldes ist klar, daß die Erwartung
enttäuscht werden kann. Das kann aber auch im Falle einfacher Güter,
wie der Nahrung so sein, wenn sich hinterher Mängel herausstellen.
Somit bleibt von jedem Tausch bei gründlicher Betrachtung letztlich
nicht der Gebrauchswert sondern nur die Spekulation auf diesen
Gebrauchswert übrig.
Der Tausch kommt nur zustande, wenn jeder der beiden Tauschpartner
in der fremden Ware den höheren Wert erblickt. Er projiziert das
Eigentum an dieser Ware in die Zukunft und leitet daraus einen
Gebrauchswert ab. Fällt diese Berechnung für die fremde Ware größer
aus, als für die eigene, ist er tauschwillig.
Auch Geld, das sich aus diesem Tausch entwickelt hat, ist eine reine
Spekulation. Wenn schon der Wert einer Ware nur auf Spekulation
beruht, dann beruht auch der Wert eines jeden Geldes auf
Spekulation. Sicher ist Geld, das klingt, sicherer als Geld, das nur
knistert, aber wenn man alle Eigenschaften auf einen Wert
zurückführt, dann verliert auch das Risiko eines Verlustes seine
Bedeutung und ungedecktes Geld wird dem mit Metall gedeckten Geld
vorgezogen. Eine Deckung ist letztlich auch nur eine Spekulation.
Die Spekulation auf eine Metalldeckung ist durch geschichtliche
Erfahrungen gut begründbar. Aber letztlich gibt es kein echtes Geld,
alles ist Spekulation, auch Metallwert.
Bei näherer Betrachtung ist jede Ware, jeder Tausch, jedes
Versprechen Spekulation. Spekulation ist das einzige, was letztlich
bleibt, was alles verbindet.
Carsten Thumulla
Roßlau, den 30.1.2013
Auf den Artikel darf verwiesen werden, er darf zitiert, kopiert und
übersetzt werden.
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