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... kann ungeleitet nach Hause gehn

Das Verb begleiten klingt wie eine Bildung, eine Präfigierung von gleiten. Dieses zeigt sich in entgleiten oder ausgleiten und lässt sich leicht an seinen unregelmäßigen Formen erkennen: gleiten, glitt, geglitten. Das mittelhochdeutsche Wort lautet gliten, englisch to glide.

Wenn man sich dagegen die Formen von begleiten vor Augen führt - begleiten, begleitete, begleitet - so stößt man auf einen regelmäßige Struktur. Sie deutet auf leiten, geleiten hin. In begleiten sind sind die beiden Verbformen von mittelhochdeutsch begleiten, althochdeutsch bileiten und geleiten, mittelhochdeutsch geleiten, althochdeutsch gileiten zusammengeflossen.

Zu leiten besteht einen weitläufigere Verwandtschaft. Denn dieses, englisch to lead hat eine ursprüngliche Bedeutung von gehen, fahren machen.

Dem zugrunde liegt load, Führung, Weg. Eine Parallele ist erkennbar in Lotse, Seemann, der die Führung durch schwieriges Fahrwasser übernimt. Der Gedanke des Führens zeigt sich auch in anleiten, einführen, “auf den Weg bringen” und einleiten, beginnen, “in Gang bringen”.

Mit geleiten, Geleit ist also ein schützendes Führen gemeint.

Das sagt auch Gretchens bescheidene Erwiderung aus, als Faust um sie wirbt:

“Mein schönes Fräulein,
darf ich’s wagen,
Arm und Geleit Ihr anzutragen?”
“Bin weder Fräulein, weder schön,
kann ungeleitet nach Hause gehn.”
In diesem Text wird der Zusammenhang zwischen begleiten und geleiten deutlich.

Gunhild Simon
11.12.2008

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