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Äquinoktien und Solstitien

Die Morgen werden kühler. Selbst schöne Tage kündigen sich schon mit Nebel an, bis die Sonne den Dunstschleier durchbricht. Am Nachmittag werden die Schatten frühzeitig länger und wandern in kürzlich noch besonnte Winkel. Ein Frösteln überkommt einen unversehens, das, anders als sommerliches Aufatmen, vorhält und den Schutz der Mauern aufsuchen lässt.

So tief im September sind die spätsommerlich warmen Tage dieses Jahres bemerkenswert. Denn meteorologisch - und gefühlt - hat der Herbst am Anfang des Monats begonnen. Das Licht fällt schräger durch das schütter werdende Laub. Windstöße lassen jetzt nicht mehr nur die dürren Blüten- und Samenkelchblätter der Linden treiben, sondern schon welkendes Herbstlaub.

Kalendarisch und astronomisch beginnt der Herbst um den 23. September. Das ist die Zeit der Äquinoktien, der Tag- und Nachtgleiche. Aequinoctium, aus lateinisch aequus, gleich, und nox, noctis, Nacht. Zur Zeit der Äquinoktien sind Tag und Nacht überall auf der Erde gleich lang, und die Sonne geht genau im Osten auf und im Westen unter.

Die Tag- und Nachtgleichen sind neben den Sonnenwenden die Zäsuren des kalendarischen Jahresverlaufs. Sie markieren entweder den astronomischen Beginn des Frühlings oder den des Herbstes. Die Sonne steht dann senkrecht über dem Erdäquator.

Man nimmt von der Erde aus die Sonne in einer Bahn wahr, obwohl sie im eigentlichen Sinn der fixe Punkt bezogen auf die Erdrotation ist. Die Erde verändert ihre Stellung zur Sonne dabei abhängig von geographischer Breite und Jahreszeit. Je nach Jahreszeit trifft die Sonneneinstrahlung in unterschiedlichem Winkel auf die Erdoberfläche. Dadurch entstehen die wechselnden Beleuchtungstageszeiten.

Um den 21. März überschreitet die Sonne auf ihrer scheinbaren Umlaufbahn, der Ekliptik, den Frühlingspunkt von Süd noch Nord. Von nun an ist die Nordhalbkugel bis gegen den 23. September, den Herbstpunkt, der Sonne zugewandt. Von da an wendet sich die Südhalbkugel wieder der Sonne zu, während es auf der Nordhalbkugel zunehmend dunkler wird.

So beginnt um den 21. März auf der Nordhalbkugel der Frühling mit der Tag- und Nachtgleiche, der Herbst dagegen mit der um den 23. September.

Das Jahr teilt sich also in vier Abschnitte. Sie richten sich nach dem Stand des Planeten Erde zu seinem Fixstern, der Sonne. Außerdem rotiert die Erde um ihre Achse, jedoch nicht parallel zur Sonne. Dabei wendet sie abwechselnd eine Seite der Sonne zu. Daraus verstehen sich Tag und Nacht. Durch die Erdrotation und die Ekliptikschiefe - darunter ist die im Verhältnis zur Sonne schräge Erdachse zu verstehen - verändert sich der Winkel, in dem die Sonnenstahlen auf die Erdoberfläche treffen.

Es gibt vier markante Daten in dieser Erdreise um die Sonne. Das sind die Sonnenwenden, Solstitien, wenn die Sonne ihren Wendekreis erreicht. Solstitium, eigentlich Sonnenstand, meint Sonnenstillstand, aus lateinisch sol, solis, Sonne und dem Perfektstamm von sistere, stiti, sich einstellen, eingestellt. Die Sommersonnwende ist am 21. Juni, die Wintersonnwende am 21. Dezember. Die beiden anderen Markierungen, die Äquinoktien, liegen genau dazwischen. Während letztere den mittleren Zeitpunkt zwischen den beiden anderen angeben, nämlich den, wenn sich das Gewicht der Tages- und Nachtlänge in die jeweils andere Richtung verschiebt, bezeichnet man mit den Sonnwenden eine Grenz- und Umkehrsituation im Jahresgang. Die Solstitien sind die Zeitpunkte, wenn alle Orte der Erde ihren maximalen oder minimalen Tageshöchststand der Sonne haben. Die Nordhalbkugel hat den maximalen am 21. Juni, die Südhalbkugel am 21. Dezember. Der minimale liegt genau entgegengesetzt.

Gunhild Simon
22.09.2009

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