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Altern in Würde?

Getting old is not for sissies - Das Altern ist nichts für Jammerlappen

Der jüngst erschienene Roman “Ein liebender Mann” von Martin Walser weckt alte, immerjunge Fragen. Die Liebe bleibt lebenslang aktuell, und wer sie leugnet, hat mit dem Leben abgeschlossen. Liebe wird als Vitalität erlebt. Auch Goethe wird durch seine Leidenschaft für die junge Ulrike von Lewetzow nicht nur seinen heftig wiedererwachenden Gefühlen ausgesetzt. Er wird auch verjüngt und verschönt. Wird jedoch eine ganze Generation übersprungen in der Wahl des Liebesobjekts, dann mutet dies als eine Alterstorheit an, platte Selbstüberschätzung des törichten Lustgreises, der mit dem Hang zum Küchenpersonal sein “Sehnen nach Gleichgestimmtheit oder gar -klang, von gleicher Reflexionshöhe nicht zu reden”* schändlich verleugnet. Diese Gedanken zum würdigen Altern, die Unweigerlichkeit, Unvermeidlichkeit und schließliche Unaufschiebbarkeit, sind allen Generationen geläufig, dürfen sie es denn erleben. Thomas Gottschalk, blondgelockter Berufsjugendlicher mit dem Hang zu schrägen Verkleidungen, schlägt hinter der Bühne nachdenkliche Töne an: Der stetig nach oben führende Weg weise, einmal auf dem Gipfel angekommen, nur noch in eine Richtung***.

Es gilt also, seinen Frieden zu machen, statt über die Altersgebrechen und das Versiegen der Kräfte zu jammern. Platon lässt Sokrates den Greis Kephalos in seinem “Staat” fragen, ob er “das Alter für eine Bürde des Lebens” halte. Kephalos nennt es eine Charakterfrage: Wären die Menschen “maßvoll und verträglich, dann wäre auch das Alter eine verträgliche Last.”**

*Friedemann Bedürftig im FAZ-NET- Forum vom 27.2. 2008 http://readingroom.faz.net/walser/leser_forum.php?rid=2

** zitiert nach Friederike Reents, ebda

*** ZEIT-Magazin Leben, 13 vom 19. 3. 2008

Gunhild Simon
29.03.2008

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