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Attribute als formale Substantivierungen

In der knappen Formulierung der Amtlichen Regelung [1] heißt es sinngemäß: Adjektive, Partizipien und Pronomen schreibt man klein, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen, wenn sie sich auf ein vorhergehendes oder nachfolgendes Substantiv beziehen.

Sie sind also in ihrem Sinn Attribute von Substantiven, deren Distanzstellung von ihrem inneren Bezug ablenkt.

Die Adjektive, Partizipien und Pronomen sind nämlich mit einem Artikelwort versehen, das zusammen mit dieser Entfernung voneinander den attributiven Charakter verwischt.

Die gemeinten Pronomen sind solche, die, wie Possessivpronomen, Indefinitpronomen und einige Demonstrativpronomen mit adjektivischer Endung, wegen ihrer deklinierbaren adjektivischen Struktur wie eine unabhängige Substantivierung erscheinen.

Beispiele:

1. attributives Adjektiv

Die alten Schuhe sind bequemer als die neuen.
Mit nachgestelltem Beziehungswort lautet ein ähnlicher Satz:
Die neuen gefallen mir besser, während die alten Schuhe bequemer sind.

2. attributives Partizip

Das vergangene Jahr ist mir noch präsent. Das beginnende ist mir dagegen kaum ins Bewusstsein gerückt.
Umgekehrt, mit nachgestelltem Beziehungswort:
Das vergangene hängt mir noch nach, wird jedoch durch das neue Jahr bereits verdrängt.

3. attributives Pronomen

Ich habe viele Tiere, aber keines ist mir lieber als mein Hund.
Oder umgekehrt:
Ich habe jedes gern, aber das getigerte Kätzchen mag ich am liebsten. (Indefinitpronomen, unbestimmtes Zahladjektiv, Partizip)
Meine besten Schüler verlassen nun die Schule. Alle diejenigen werden nun neue Wege beschreiten.
Oder umgekehrt:
Alle diejenigen, die nun fremde Wege beschreiten, waren die besten Schüler.
(Demonstrativpronomen, Superlativ)

[1] Amtliche Regelung § 58, (1), (2)

Gunhild Simon
Apr 14 2010

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