Beugung
Einer Vielzahl an Wortarten sehen wir uns gegenüber. Die lassen sich zunächst in zwei Gruppen teilen: Unflektierbare und flektierbare.
Unflektierbar heißt unbeugbar. Sie sind unveränderlich, z. B. Präpositionen (von, zu), Adverbien (hier, immer), gleichordnende, unterordnende und adversative Konjunktionen (und, weil, aber) Interjektionen (ja, nicht wahr), Fragepronomen (Wo?, Wie?), Abtönungs und Gradpartikeln (doch, sehr). Alle diese werden zusammengefasst unter dem Begriff Partikeln, das bedeutet “Teilchen”.
Die anderen sind flektierbar, veränderlich, z. B. Substantive, Adjektive, Artikel, viele Pronomen, Verben. Sie passen sich bestimmten Gegebenheiten an, indem sie nach Fall, Zeit, Person ihre Endungen richten. Beugen, biegen heißt lateinisch flectere, daher Flexion, und clinare, woraus sich Deklination ableitet. Beide bedeuten Beugung.
Die Beugung der Verben heißt Konjugation. Konjugieren kommt von iungere folgen. Es bedeutet, ein Verb durch die grammatischen Personen, Zeiten oder Modi, unterschiedliche Aspekte der Aussage des Verbs in der Form von Indikativ, Konjunktiv und Imperativ, zu führen. Das Verb legt seine Grundform, den Infinitiv, ab und beugt sich diesen Anforderungen.
Verben haben Stammformen. Regelmäßige Stammformen erkennt man daran, dass dem Verbstamm – das ist der chrakteristische, meist erste Teil eines Verbs – die entsprechenden Endungen oder Vorsilben an- oder eingefügt werden: z. B. näh-en, näh-te, ge-näh-t, annähen, nähte an, angenäht.
Unregelmäßige Verben haben unregelmäßige Stammformen und unregelmäßige Endungen. Die muss man, wenn man Deutsch als Fremdsprache lernt, auswendiglernen, z. B. lauf-en, lief, ge-lauf-en, du läuf-st, er läuf-t.
Dass man unregelmäßig zu konjugierende, Verben als stark bezeichnet, knüpft sich an das Bild, dass sie sich nicht den gängigen Maßstäben eines regelmäßig gebildeten Stamms und den üblichen Endungen fügen, sondern unabhängig davon eigene Formen behaupten.
Gunhild Simon
Nov 21 2009
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