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Beugung - ein verstaubtes Wort aus dem Anfangsunterricht?

Aus dem Deutschunterricht kennen wir das Wort Beugen. Beugung nennt man die Veränderung der Wortendung je nach ihrem grammatischen Zusammenhang.

Vielen mag der Ausdruck zu schlicht und pragmatisch klingen. Zugegeben war dies auch meine Anmutung. Um wieviel gediegener erscheint ein lateinischer Fachbegriff!

Dieser lautet Flektion für Beugung (und Flexion wäre hier falsch, denn zugrunde muss ein Verbum Intensivum liegen, das zu flektieren, beugen, führte). Flektieren bedeutet zunächst bewegen, “intensiv” betrachtet, “nachhaltig” bewegen.

Flektieren, beugen, ist der Oberbegriff, dem sich die Unterkategorien “deklinieren, Deklination” und “konjugieren, Konjugation” zuordnen lassen.

Bei genauerer Betrachtung wohnt auch diesen beiden Fachbegriffen das Bild der Beugung inne. In “deklinieren” steckt das Verb clinare, beugen, biegen, neigen (das französische Substantiv inclination, Zuneigung, Hingabe von inclinatio, ionis, f, spiegelt diese Hinneigung, Beugung wieder). Damit verbindet sich, dass sich Substantive in ihren jeweiligen Zusammenhängen den Anforderungen des Verbs “beugen” müssen. Die Verben “regieren” ihrerseits einen Fall, das nennt man Kasusrektion. vergl. blog.institut1: Verbrektion - wie Verben einen Kasus regieren

In dem Verb “konjugieren” erkennt man das Adverb iuxta, dicht daneben, die Substantive iugum, i, n, das Joch und coniux, coniugis, m, Gatte, mit dem man das Joch teilt - coniugatio, -ionis, f bedeutet Zusammenhang, Verbindung, in anderer Bedeutung auch Konjunktion, Bindewort. Unter dem Ehejoch beugen sich die Eheleute gemeinsam. Unter der Konjugation, der Verknüpfung, beugt sich das Verb. Jede grammatische Person schreibt dem ehedem “freien”, infiniten Verb, dem Infinitiv, eine endgültige, die finite Form vor. Das ist das konjugierte Verb mit einer Personalendung.

Man sieht, beide, “Deklinieren” und “Konjugieren”, und auch der Oberbegriff, “Flektieren”, haben eine Bedeutung, die durch “Beugen” ganz treffend beschrieben wird.

Ich halte dennoch das Festhalten an den grammatikalischen Fachausdrücken für vertretbar und sinnvoll, weil sie so breit gefächert, so differenziert sind, dass man erst damit die Grammatik von Fremdsprachen unter einen Nenner bringen kann.

Webhinweise:

Mein erstes deutsches Wort

Übe Grammatik mit Lust und Liebe!

Gunhild Simon
26.05.2008

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