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Bohème

Unter Bohème versteht man ein unkonventionelles Künstlermilieu. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt in Bezug auf glühende Leidenschaft, farbige Ausstattung und unkonventionelle Umgangsformen. Es ist der grundlegende Gegenentwurf zu Ordnung und Überschaubarkeit, zu Biederkeit und Anständigkeit, zu überlieferten bürgerlichen Werten.

Der Bohémien steht außerhalb der Gesellschaft - zwischen Neid und Mitleid.

Ein Bohémien ist ein Mensch, der ein unkonventionelles, unangepasstes Leben führt und sich nicht um die Meinung anderer zu scheren scheint. Er steht bewusst als exotischer Fremder außerhalb der Konvention - einerseits bewundert - andereseits verstoßen.

La Bohème - Oper von Giacomo Puccini

Am geläufigsten ist das Milieu der Bohème durch die Puccini-Oper “La Bohème”. Sie ist nach der Romanvorlage »La Vie de Bohème« von Louis Henri Murger entstanden und ist eine der beliebtesten und ergreifendsten Opern.

Darin beschreibt Puccini das Leben von Künstlerfreunden und die tragische Liebe zwischen dem Dichter Rodolfo und Mimì.

Die Pariser Bohème, das Urbild dieses Begriffs, ist das Künstlermilieu des Pariser Amüsierviertels Montmartre. Die sprachliche Wurzel dieses urfranzösisch anmutenden Begriffs Bohème ist Bohemia, Böhmen.

Böhmen seinerseits hat lateinische Sprachwurzeln, denn seine Bewohner waren aus dem romanischen Raum zugewandert. Die Boii, Boier, ein keltisches Volk war vor den Römern über die Alpen geflohen, um sich in diesem mittel-osteuropäischen Raum anzusiedeln. Der Name Böhmen, Bohemia, leitet sich von diesem keltischen Stamm ab. Er hieß Boiohaemum, Heim der Boier. Das wurde zu spätlateinisch Bohemia.

Böhmen liegt im heutigen Staatsgebiet des westlichen Tschechien, ein kleines Land in der Mitte Europas - angesiedelt zwischen Österreich, Bayern, Sachsen und Polen.

Bohémie, Bohème, Bohémien, Bohémienne - das alles klingt nach buntem Zigeunerleben, Ungezwungenheit und Freiheit. Das Zigeunerhafte, das man damit assoziiert, hat auch einen realen Hintergrund, denn auch Zigeuner fühlten sich hierhin gezogen. [1] In böhmischen Annalen tauchen Zigeuner bereits im 15. Jahrhundert auf. [2]

Ein Bohémien ist im Französischen ein Zigeuner, so wie auch Gitan oder im Englischen Gipsy, worin man “Ägypter” erkennt. Denn die Herkunft der wandernden Zigeuner war immer schon dunkel und exotisch: Ägypten, Böhmen, Pakistan? Erst neuere Sprachforschung hat erwiesen, dass das Ursprungsland des wandernden Volkes Indien ist.

Aus dieser Geschichte erhellt sich der Nimbus des Libertinären, der dien Typus des Bohémiens umgibt.

[1] Französische und spanische mehrheitsgesellschaftliche Bezeichnungen sind auch bohémiens bzw. bohemios („Böhmen, Böhmische“). Ihre Bedeutung hat sich auf die Angehörigen eines Künstlertums, die bohème, ausgeweitet, das als abseits bürgerlicher Ordnungsvorstellungen lebend imaginiert wird.
Wikipedia - Zigeuner

[2] Zeno.org - Zigeuner

Gunhild Simon
Jul 19 2012

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