Champignon und Champion, Standarte und Standard - Fremdwortpaare mit Tücken
Manche Fremdwörter offenbaren ihre Tücken erst, wenn man sie schreiben muss. Denn dabei geht es ums Detail. Zur richtigen Einordnung ist es nützlich, über die Entstehung und Zusammensetzung Bescheid zu wissen – oder sich zu informieren. Fremdwörterbücher geben Hinweise auf Herkunft und Bestandteile.
Verwechslungsgefahr besteht gerade da, wo gleiche Wurzeln oder
formale Anteile vorliegen. Die jeweiligen Bedeutungen sind aber oft sehr
entfernt von inhaltlicher Übereinstimmung. Wir untersuchen zwei
ähnlichklingende Wortpaare mit englischer und französischer Herkunft und
Aussprache.
Champignon und Champion haben Gemeinsamkeiten. Sie entstammen dem französischen Wort champs, Feld, von lateinisch campus.
Während der Champignon zwar allgemein Pilz, »Feldling« heißt, ist sein
Name im Deutschen auf die Art der Egerlinge beschränkt – man kauft sie
hierzulande im Laden als Zuchtchampignons.
Champion, der Meister im Feld, ist auch ursprünglich ein
französisches Fremdwort. Inzwischen ist es als englisches Wort besonders
in der internationalen Sprache des Sports geläufig, z. B. Champion's
League, Liga der Meister.
In Standard und Standarte steckt das altfränkische Wort standord, das unschwer als Standort zu erkennen ist. Dies ist auch der Bedeutungskern.
Die Standarte, französisch l'étandart, hat denselben
Ursprung. Es meint nämlich den Sammelplatz, den Ort, der mit einem
Fähnlein, der Standarte, gekennzeichnet war. Dieser Fahne war zu folgen.
Auch dem Begriff Standard wohnt übertragen die Bedeutung Standort
im Sinne von Richtschnur inne. Aus dem Englischen ist es als Fremdwort
ins Deutsche zurückgekehrt und bedeutet soviel wie Norm, Qualität, z. B.
Standardsprache, Lebensstandard. Folglich ist Standard als eine
Übertragung aus Standarte zu verstehen.
Sowohl Standarte und Standard als auch Champignon und Champion
haben gemeinsame französische Wurzeln. In ihren Bedeutungen sind sie
sich allerdings fern. Wenn man die Wege ihrer Abwandlungen
nachvollzieht, gelangt man aber zu verständigem Einsatz in Wort und
Schrift.
Gunhild Simon
08. Februar 2007
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