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Chancengleichheit von Jungen in Familie, Kindergarten und Schule

Traditionell liegt die Erziehung jüngerer Kinder in Frauenhand. Das ergibt sich fugenlos aus ihrer Mutterrolle. Dass Erzieher und Grundschullehrer für die Jüngeren sich weniger aus Männern rekrutieren, liegt am gesellschaftlichen Prestige. Kleine Kinder zu motivieren, schlimmstenfalls zu bändigen, das ist Frauensache. Erst wenn es um Jugendliche an der Schwelle zur Pubertät geht, treten vermehrt Männer auf den Plan.

Dies ist im Lichte zunehmenden Alleinerziehens durch Frauen umso kritischer. Denn Jungen brauchen männliche Identifikationsobjekte. Und das, sobald sie dem Kinderwagen und den hellblauen Rüschen entwachsen.

Und bei dieser Forderung geht es weniger um die Gleichstellung der Mädchen, die in der Diskussion um Emanzipation im Vordergrund steht, als um die Bedürfnisse der Jungen.

Jungen sind zwar lauter, vehementer, fordernder, aber auch unangepasster. Deshalb kann es ihnen passieren, dass sie weniger Lob und Animation ernten als die Mädchen, die mit ihren weiblichen Vorbildern leichter eine gemeinsame sprachliche und interessengebundene Ebene finden.

Jungen schneiden bei den Pisa-Testergebnissen schlechter ab. Jungen haben eine schlechtere Schrift, Jungen drücken sich weniger gut aus. Welche Rolle spielt weiblich dominierte Sprache und Perspektive dabei?

Fiele ein Diktat anders aus, wenn die Inhalte sich auf ihre Interessen bezögen?

Es gibt definitiv Zeiten, da wollen Jungen und Mädchen lieber unter sich bleiben. Das sind die Perioden, wo sie beginnen, ihre Geschlechtsrolle zu üben und zu definieren. Da werden die Mädchen zickig gefunden und die Jungen grob. Da ist der Sportunterricht gemeinsam nicht effektiv, weil Scham und körperliche Entwicklung ihren Tribut an Diskretion fordern. Außerdem ist die Entwicklung von Kraft nicht ebenbürtig verteilt. Deshalb ist eine Trennung im Sportunterricht schon seit längerer Zeit im Gespräch.

Aber auch in den traditionell bei Jungen beliebteren Fächern wie Mathematik, Physik und Informatik hat sich gezeigt, dass Mädchen unter sich selbstbewusster werden, sich weniger im Schatten der technisch begabt erscheinenden Jungen sehen.

Umgekehrt ist für die Jungen die sprachliche Differenzierungsfähigkeit von Mädchen entmutigend. Mädchen sind in ihrer körperlichen Entwicklung gleichaltrigen Jungen voraus. Sie wirken reifer und fertiger, wenn Jungen noch tölpelhaft blödeln und scherzhaft ihre Kräfte messen.

In der heutigen Zeit vollzieht sich der Riss der Benachteiligung weniger – vertikal verstanden – also zwischen den Geschlechtern, sondern er verläuft gleichsam horizontal zwischen gebildet und ungebildet. Sie trifft am härtesten die, denen es nicht gelingt, sich steigendem Erwartungsdruck und wandelnder Qualifikationsanforderung der Wirtschaftsgesellschaft anzupassen. Zunehmend wird schwere Arbeit von Maschinen übernommen, während der Mensch sie steuert. Um das auszuüben, muss er über technisches Know-how verfügen, den Einsatz filigraner Steuerungen beherrschen und sich mit Computern in allen Bereichen des Arbeitsplatzes vertraut machen können.

Wurde Chancengleichheit bisher verstanden als Ausgleich für schlechtere Lernvoraussetzungen von Mädchen, gibt es nun eine Tendenz genauer zu differenzieren, welche Bereiche Mädchen ins Hintertreffen setzen, welche Jungen benachteiligen.

Gemeinsam ist ihnen, dass beide ohne soziale Einbindung, differenzierten Sprachschatz, insbesondere auch englischsprachigen, ohne Bildungshintergrund, der dies ihnen zugänglich macht, diesen Aufgaben nicht gewachsen sind.

Gunhild Simon
24. Juni 2007

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