Thumulla.com

Der Maulwurf – Ein Leben in der Unterwelt

Der Maulwurf ist ein kleines Säugetier, das man nur selten lebendig zu sehen bekommt.

Er hat ein samtschwarzes Fell, kaum erkennbar sind Schwanz, Augen und Ohren. Auffällig sind eine spitze, rosa Nase und riesige nach außen gewendete Flossenhände.

In dem wunderbaren Bilderbuch Der Maulwurf Grabowski, das die Bedrohung der heilen Welt eines Maulwurfs durch die ausufernde Zivilisation beschreibt, ist dem unermüdlichen Wühler und Schnüffler ein anrührendes Denkmal gesetzt.

Als Maulwurf bezeichnet man auch einen politischen Agenten, der inkognito seinen Gegner ausspioniert. Arglos in den Reihen des Feindes aufgenommen verfolgt er seine destruktiven Ziele. Die Bezeichnung ist eine halb verschleiernde, halb verharmlosende Metapher, ein Abbild des unterirdischen Daseins des Maulwurfs.

Klein und harmlos – aber unnachgiebig verfolgt

Maulwurfshügel ruinieren ästhetisch Rasen und Rabatten. Das veranlasst Gartenbesitzer, zu Maulwurfsfallen zu greifen. Dabei richten die kleinen Stollenbuddler keinen Schaden an, wie etwa Wühlmäuse es tun, die Wurzeln und Zwiebeln irreparabel zerstören.

Zwar klein wie eine Maus, ist er mit den Nagern dennoch nicht verwandt. Sein Gebiss weist ihn als Insektenfresser aus. Er ernährt sich von allerlei Kleingetier, das er im Boden findet: Larven, Würmer, Insekten. So gesehen ist er sogar dem Gärtner eher nützlich.

Perfekte Anpassung an den Lebensraum

Der Maulwurf ist ein Musterbeispiel für Anpassung an die unterirdische Lebensweise. Die Vordergliedmaßen haben kräftige Muskeln. Anatomisch sind die Grabhände seiner Vorderbeine charakteristisch, sie sind breit, flach und nach außen gekehrt. An der Handfläche befindet sich ein spezieller Knochen, das Sichelbein, es verbreitert und kräftigt die Grabschaufel.

Das dichte, samtige Fell hat keinen Haarstrich. Das ermöglicht uneingeschränktes Rückwärtsgehen, sehr von Nutzen, weil das Wenden in den engen Gängen unmöglich ist. Die Schnauze des Maulwurfs enthält hochsensible Geruchs- und Tastsinne, die ein Leben in der unterirdischen Dunkelheit begünstigen. Blind jedoch ist der Maulwurf nicht.

Man bekommt den Maulwurf so selten zu Gesicht, weil er nur bei Trockenheit oder Nahrungsmangel nachts gelegentlich an die Erdoberfläche kommt. Seine innere Uhr ist jedoch unabhängig von dem gewöhnlichen Tag-Nacht-Rhythmus oberirdischer Lebewesen. Aktiv stets im Rhythmus von drei bis vier Stunden ist er mit Nahrungssuche, Graben und Inspektion der Gänge beschäftigt, um sich dazwischen wieder auszuruhen. Diese Aktivität begleitet sein gesamtes Leben, das ganz ohne Winterschlaf verläuft.

So archaisch das Tier, so wechselvoll seine Sprachgeschichte

Der Name Maulwurf hat eine wechselvolle Geschichte, hat er doch eine Reihe von Umdeutungen erfahren. Er lautete althochdeutsch muwerf und schließlich muwurf. Darin ist eine Verwandtschaft zu dem altenglischen mow, Haufen, erkennbar. Sein eigentlicher Name ist also Haufenwerfer.

Der Name wurde später umgedeutet nach den ähnlich klingenden althochdeutschen Assoziationen molta und den mittelhochdeutschen molt und mull für Erde, Staub. Die mittelhochdeutsche Form moltwerf bedeutet also Erdaufwerfer. Verwandte Begriffe sind Moltbeeren, mahlen, Torfmull, Mulch, Müll.

Eine weitere Umdeutung führte über das mittelhochdeutsche Wort mul, Maul, zu dem jetzigen Namen Maulwurf – Tier, das Erde mit dem Maul aufwirft.

Weiterführendes zum Thema Maulwurf:
wissen.de – Hell und dunkel: Leben unter Extrembedingungen

Gunhild Simon
27. September 2009

alle    deutsche Sprache    Gunhild Simon    Startseite(__index)



Thumulla.com    Startseite der Artikel    Links und Werbung    Diskussion    Suche auf dieser Seite