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Die Partikel zu – Präfix, Präposition, Gradpartikel, Adverb und Infinitivbestandteil

Die Partikel zu hat viele Bedeutungen. Gerade Komposita mit zu- sind eine Besonderheit.

Zu hat unterschiedliche grammatische Funktionen.

Es wird in der Zusammensetzung als Präpostion verwendet: Zufahrt, Zuwendung, Zugehörigkeit, Zustand.

Die Adverbien aber – zusammen, zuwege, zuhauf, zuhause – lassen zu in gleicher Weise unbetont wie die Wortgruppen zu Bett, zu Ende, zu Fuß, zu Pferd, zu Wagen, zu Willen.

Verben mit dem trennbaren Präfix, der Vorsilbe zu- - zuflüstern, zuschütten, zusehen - werden auf der ersten Silbe betont.

Auch bei allen anderen präfigierten Verben ist die Betonung des Präfixes ein Indiz für Trennbarkeit: ‘übersetzen versus über’setzen. Ebenso umgehen, durchfahren, unterlaufen.

Das deutlichste Beispiel ist der Gegensatz zwischen zu Recht und zurecht. Während zu Recht eine Wortgruppe ist, ist zurecht ein Präfix, das immer in Verbindung mit einem Verb steht und mit diesem in der Grundform, dem Infinitiv, und dem Partizip II zusammengeschrieben wird: zurechtkommen, zurechtschustern, zurechtschneiden, zurechtmachen.

Ähnlich sieht es mit zustande-/zu Stande, zugrunde-/zu Grunde aus. Sie treten im Gegensatz zu außerstande/außer Stande und imstande/im Stande, die mit sein, sich fühlen, sich sehen verknüpfbar sind, nur als trennbares Präfix, also weder als selbständiges Adverb noch prädikativ auf: zustandekommen, zustandebringen.

Allen Verben mit dem Präfix zurecht- liegt zurichten zugrunde, das wiederum einen Bezug zu dem meist als Adverb oder Prädikativ gebrauchten Adjektiv recht, richtig, hat.

Dagegen liegt der Wortgruppe zu Recht das Substantiv Recht zugrunde.

Bei den beiden folgenden Beispielen hingegen wird die Schreibweise durch die Betonung zweifelsfrei hergestellt:

‘Zufall – zu ‘Fall (bringen)

Hier zeigt sich wieder einmal, daß zu verschiedene grammatische Funktionen hat.

Diese Irritationen entstehen, weil die Regel der Getrennt- oder Zusammenschreibung nirgends betonungsmäßig festgemacht werden kann:

zu’recht (zugerichtet) – zu ‘Recht (mit Berechtigung),
zu’zeiten (manchmal) – zu ‘Zeiten (zu der Zeit von)

Bei diesen, die sich ebensowenig in der Betonung voneinander unterscheiden lassen, kann der Schreiber nach Geschmack über Getrennt- oder Zusammenschreibung entscheiden:

zuschulden – zu Schulden
zugrunde – zu Grunde,
zulasten – zu Lasten
zuschanden – zu Schanden
zurate – zu Rate
zutage – zu Tage
zurande – zu Rande

Drückt zu im Sinne der Präposition in Richtung auf aus, bleibt zu- unbetont:

zutiefst
zuwider
zuteil
zumindest (zum Mindesten)

Daneben entstehen aus Partizipien Adjektive, deren Betonung abhängig von der Bedeutung des zugrundeliegenden Verbs ist:

zugetan – zutunlich (zu jemandem hin gewendet sein)
zusehens (im Zusehen) – zuversichtlich (im Versehen, d. h. im hoffenden Erwarten)

Drückt zu dagegen dazu, hinzu aus, wird es betont:

Zubrot
Zugewinn
Zuteilung

Auch als Gradpartikel kann zu auftreten. Das geschieht in Verbindung mit einem Adjektiv und drückt etwas Übermäßiges aus:

zu groß, zu schwer

Schließlich erscheint zu als Bestandteil des zu-Infinitivs. Je nach Verb wird dieses zu getrennt vom Verb oder zusammen mit ihm geschrieben:

Er ist bereit zu kommen.
Er ist bereit, diese Klippe zu umschiffen.
Er ist bereit, die Tat zuzugeben.

Bei trennbaren Verben steht dieses zu generell zwischen Präfix und Verbstamm.

Gunhild Simon
Dez 28 2009

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