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Die U-Bahn nehmen ist in Hamburg Hochbahn-Fahren

In Hamburg heißt die U-Bahn traditionell Hochbahn. Das steht zwar nicht an den Stationen - die sind alle mit dem großen U gekennzeichnet. Aber der Firmenname sagt noch heute aus, wie alles einmal angefangen hat: Hamburger Hochbahn AG.

Die historisch ersten Abschnitte sind oberirdisch gelegen, auf eisernen Stelzen. Rund um die Alster kann man noch heute auf einer Art Circle-Line eine Stadtrundfahrt machen, die an den schönsten Stellen überirdisch ist. Diese Rundfahrt setzt sich aus zwei Linien zusammen: der U2 zwischen Hauptbahnhof und Barmbek und der U3 zwischen Barmbek und Hauptbahnhof.

Solange man nicht gerade, einen Hügel über sich, in die Unterwelt einfährt, hat man oft genug den Blick frei auf Hamburgs Gewässer: Verlässt man St. Pauli, so endet der Tunnel jäh und gibt an den Landungsbrücken den Blick auf die Elbe frei. Es ist eine Postkartenansicht des Hafens und der angrenzenden Kanäle, die einen noch bis zu der quietschenden Einfahrt unter die Innenstadt am Rathausmarkt begleitet.

Nur die Alster entzieht sich dem Blick des U-Bahn-Passagiers. Aber da, wo die S-Bahn den Hauptbahnhof mit dem Dammtorbahnhof verbindet, wird man reichlich entschädigt: Hier bietet sich die Alster während der Überquerung der Kennedybrücke, parallel zur Lombardsbrücke mit ihren historischen Lampen, nach beiden Seiten in ihrer ganzen Pracht dar: linkerhand die Binnenalster mit den repräsentativen Fassaden der sie einfassenden Straßen Jungfernstieg, flankiert vom Ballindamm und Neuem Jungfernstieg, rechterhand die Außenalster mit grünen Ufern und weißen Segeln, soweit das Auge reicht.

Andernorts heißt die U-Bahn underground auf Englisch, metro auf Französisch und Spanisch. Das “U” ist leicht zu interpretieren, steht es doch allenthalben für Untergrund-Bahn. Die Pariser métro bedeutet Mitte, mitten, als Abkürzung für griechisch metropolis, Stadtmitte, metropolitan, métropolitain, innerstädtisch. Dieser Aspekt zeigt sich in der Abkürzung S-Bahn, Stadt-Schnellbahn. Die Londoner U-Bahn, dieses überfüllte, veraltete, unüberschaubare Verkehrnetz mit dem unverwechselbaren Eigengeruch nach Desinfektions- und Reinigungsmittel, Maschinenöl und Unterirdischkeit, heißt tube.

Das klingt zunächst befremdlich. Dennoch erschließt sich diese Bezeichnung aus lateinisch tuba, die Röhre, die Trompete, Fanfare, und tubus, das Rohr. Gemeint sind damit die Tunnelröhren. Tube ist uns als fast unkenntliches Fremdwort aus ursprünglichen Aluminiumbehältern für Zahnpasta u. ä. geläufig. Die Trompete trägt diesen Namen wegen ihres röhrenförmigen Klangkörpers. In unserem Sprachgebrauch zeigt sich das noch in der Bezeichnung der Basstrompete Tuba. Das Wort begegnet uns ferner in der medizinischen Fachsprache. Auch der Eileiter, der das Ei vom Eierstock (Ovar) zur Gebärmutter (Uterus) transportiert, nennt sich Tube. Intubatation heißt künstliche Beatmung, weil durch den Tubus, ein rohrähnliches Instrument, die Luftwege für die Beatmung offen gehalten werden.

Gunhild Simon
10.06.2008

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