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Dom, Kathedrale, Basilika, Münster

Sie alle haben einen imposanten Klang.

Ein Dom lässt an eine Kuppel denken, eine Basilika an päpstliche Gunst. Man assoziiert himmelwärts Weisendes bei einer gotischen Kathedrale, stolze Reichsstädte beim Münster.

Auch bei Kirchen sind zwei Aspekte zu unterscheiden: Form und Funktion.
Genauer, der architektonische und institutionelle.

Kirchen sind Sakralbauten. Sie sind einerseits Gotteshäuser als Versammlungsort für die Gottesdienste einer Gemeinde. Andererseits haben sie unterschiedliche Ränge je nach Funktion und Titel ihrer Geistlichen.

Dom bedeutet domus dei episcopalis, Haus Gottes, genauer: bischöfliche Hauptkirche und Residenz, italienisch duomo, französisch dôme. Eine veraltete Bedeutung von Dom ist ein hohes, rundes Dach, eine Kuppel, aus dem Französischen dôme, Kuppeldach, entlehnt. Ein Dom ist figürlich eine Kirche mit einem Dom. Eine Domkirche ist mit einer solchen Kuppel versehen. Literarisch wurde das Bild der Kuppel auf Naturerscheinungen und erhabene Haltungen bildlich übertragen. Daraus ergaben sich Zusammensetzungen wie Himmels-, Sternen- oder Waldesdom, Dom der Humanität. Institutionelle Zusammensetzungen sind Körperschaften und Titel wie Domkapitel, Domherr, Domprediger.

Kaiserdome sind solche, die von Kaisern errichtet wurden und deshalb besonders groß und prachtvoll sind. Sie waren auch für die Grablegung gedacht. Ein Beispiel ist der Dom zu Speyer, der für die salischen Kaiser bestimmt war.

Der Dom ist die Kirche eines katholischen Bischofs, er gehört zu einem Bistum oder Erzbistum. Protestantische Dome waren vor der Reformation katholisch. Deshalb sind sie heute keine Bischofssitze mehr. Der Berliner Dom und die Zwillingsdome, der Französische und der Deutsche Dom, sind als jüngere Bauten Ausnahmen. Auch wohlhabende italienische Städte bauten sich ihren Duomo als repräsentative Kirche, zu der kein Bischof gehören musste.

Die Kathedrale, ecclesia cathedralis, ist der Bischofssitz. Das leitet sich ab aus griechisch cathedra, erhöhter Stuhl, Sitz, was auch das Wort Katheder wiederspiegelt.
Kathedralen sind architektonisch mit dem gotischen Kirchenbau, besonders in Frankreich, verknüpft. Die bekanntesten Beispiele sind die französische Kathedrale Notre Dame de Chartres und der Kölner Dom. Gemeinsam ist solchen Kathedralen die gotische Architektur, die die Schwere und Düsternis der Romanik durch neuartige Statik - Strebepfeiler, Kreuzrippengewölbe, Spitzbögen - Steinmetz- und Glaskunst ablöste und das Bild fast lichter Leichtigkeit und scheinbaren Gen-Himmel-Strebens vermittelt. [1]

Der Name Basilika ist der griechischen Bezeichnung basiliké, Königshalle, entlehnt. Ein solcher antiker Hallenbau war der Amtssitz eines hohen königlichen Beamten. Auch die römischen Basiliken auf dem Forum Romanum und in Pompeji waren solche Saalbauten.

Die Basilika ist architektonisch eine Hallenkirche, oft in über drei Längsschiffe aufgeteilt. Das mittlere trägt den Dachfirst und ist deutlich höher als die nach unten gestaffelten Seitenschiffe. Die ersten frühchristlichen Kirchen wurden nach dem Vorbild solcher antiker Hallen gebaut. Die Apsis, der Sitz des Vorsitzenden, wurde zum Altarraum. Eine Weiterentwicklung war die Kreuzbasilika, deren kreuzförmiger Grundriss mehr Platz vor dem Altarraum und eine optische Erhabenheit erbrachte.

In der katholischen Kirche ist Basilika auch ein Ehrentitel, der sich in der Bezeichnung Basilica Maior zeigt, der den ranghöchsten katholischen Kirchen zugesprochen wurde. Basilica Minor ist ein weiterer vom Papst verliehener Kirchentitel. [2]

Münster schließlich, wie viele Kirchen besonders im süddeutschen Raum heißen, ist ein Lehnwort zum lateinischen Wort monasterium, Kloster. Das dazugehörige englische Wort ist minster, noch deutlich in Westminster Abbey. Das englische monastery und das französische monastère hingegen leiten sich direkt aus dem Lateinischen ab. Münster bezeichnete also ursprünglich eine Stiftskirche, die zu einer Abtei gehörte. Das Wort entwickelte sich schon früh zu der Bedeutung Großkirche, so dass dazu auch Bischofskirchen und große Pfarrkirchen zählen wie das protestantische Ulmer Münster. [3]

[1] ZDF.de - Mittelalter - Kathedralenbau
[2] Wikipedia - Basilika
[3] Wikipedia - Ulmer Münster

Gunhild Simon
5.11.2008

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