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erschrecken und hängen – Verben mit unterschiedlichen Stammformen

Verben mit zweierlei Formen verwirren. Im Infinitiv, also der Grundform, gleichen sie einander in Gestalt und Wortlaut. Jedoch werden sie im weiteren Verlauf, den Stammformen, unterschiedlich gebildet.

Stammformen sind die Formen des Verbs, die den Wortstamm enthalten. Dieser ist in der Regel gleichartig, z. B. spiel-en, spiel-te, ge-spiel-t. Der Verbstamm lautet also -spiel-. Dazu kommen in den infiniten, also den unbeendeten Formen, die dazugehörigen Vor- und Nachsilben. Im Infinitiv heißt sie -en, also spiel-en, im Partizip II ge-spiel-t, im Partizip I spiel-end.

Stammformen von unregelmäßigen Verben muss man, wenn man eine Fremdsprache lernt, auswendig lernen. Denn sie werden – anstatt mit den üblichen Endungen – mit veränderten Wortstämmen gebildet, z. B. kommen, kam, gekommen; fahren, fuhr, gefahren; gehen, ging, gegangen.

Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich bei solchen Verben, die bei den gleichen Infinitiv haben, jedoch unterschiedliche Stammformen bilden. Ob sie regelmäßig oder unregelmäßig gebildet werden, hängt bei diesen davon ab, worauf sie sich richten. Darin drücken sich unterschiedliche Sichtweisen aus.

Dadurch vollzieht sich ein Richtungswechsel. Statt eine Sache oder Person als Objekt zu haben, wird das Verb reflexiv gebraucht, dann ist das Objekt die handelnde Person selbst, z. B. jemanden erinnern und sich erinnern.

Schwieriger wird dies bei den Verben, die nicht reflexiv gebraucht werden.

Es sind Verben, die einen Zustand auslösen oder verursachen, Sie heißen , weil sich darin eine Kausalität ausdrückt, kausative Verben. [1] Das Resultat ist dann der Zustand. Der wird in Form des Zustandsverbs ausgedrückt:

“Er löscht das Licht. Das Licht ist erloschen.”
“Ich hänge die Wäsche auf. Die Wäsche hängt auf der Leine.”
“Das erschreckte mich. Ich war erschrocken.”

Die Stammformen von erschrecken als Ausdruck dafür, dass man in einen Zustand des Schreckens gerät, schließlich geraten ist, lauten:

erschrecken, erschrak, erschrocken, dazu die Ablautungen in der 2. und 3. Person Präsens und dem Imperativ: du erschrickst, er erschrickt, erschrick nicht!

Das Perfekt wird wie bei anderen Zustandsverben z. B. sein, bleiben, vergehen, erlöschen, sterben zu einem Zustandspassiv. Es lautet also: ich bin erschrocken

Die Stammformen von jemanden erschrecken , also jemanden in einen Schreckenszustand versetzen,lauten:

erschrecken, erschreckte, erschreckt.
Das Perfekt lautet: ich habe jemanden erschreckt

Ein reflexives Verb *sich erschrecken, *ich habe mich erschrocken existiert standarsprachlich nicht. Denn wie soll das gehen, sich selbst zu erschrecken? Erschreckt wird man durch etwas oder jemanden anders.

Ähnlich sieht es aus mit hängen. Die Stammformen von hängen auf das Subjekt bezogen lauten:

hängen, hing, gehangen

Dagegen, bezogen auf ein Objekt – etwa eine Jacke -, heißen sie:

hängen, hängte, gehängt

Daraus folgt: Er hängt die Jacke an einen Haken, an dem sie danach hängt. Oder im Präteritum, dem Imperfekt: Erhängte die Jacke an den Haken. Die Jacke hing danach am Haken.

Aus grammatischer Sicht ist etwas hängen (an, auf, in, über usw.) ein transitives Verb. Dagegen ist hängen ohne Objekt intransitiv.

Verben mit ähnlichem Verlauf sind löschen und erlöschen.
Transitives löschen bildet regelmäßige Formen: etwas löschen, löschte, gelöscht.

Dagegen lauten die des intransitiven Zustandsverbs erlöschen: erlöschen, erlosch, erloschen. Das Perfekt lautet: Das Licht ist erloschen. Auch erlöschen hat im Präsens und Imperativ Ablautungen: du erlischst, er, sie, es erlischt, erlisch nicht!

[1] blog1.institut1: Kausative Verben – eine Verbgruppe, die etwas über Wirkungen aussagt

Gunhild Simon
Mai 23 2010

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