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Es geht um die Wurst!

Was ist Wurst? Unter Wurst versteht man ein Fleischgemisch, das in eine Hülle – Tierdarm, -blase oder -magen – gestopft wird. Sie ist an den Enden verschlossen, verdreht, dann oft zusammengebunden, was die typische Ringform ergibt. Anschließend wird die Wurst gegart, gebrüht, geräuchert oder getrocknet.

Etwas zu verwursten bedeutet im übertragenen Sinn, etwas in veränderter, – unkenntlicher – Form, einem anderen als dem ursprünglichen Zusammenhang weiterzuverwenden. Darauf, auf die Gleichförmigkeit des solchermaßen “verhackstückten” Produkts oder auf die Alltäglichkeit gegenüber dem Braten spielt wohl der saloppe Ausdruck an: Das ist wurscht. Er hat die Bedeutung: Das ist egal.

Das Verb wurschteln, wursteln, hat einen Anteil von Ungeschicklichkeit. Darunter ist zunächst ein unordentliches Drehen und Winden [1] zu verstehen und im übertragenen Sinn ein ungeschicktes Hantieren. Jedoch erscheint darin noch ein anderer – ein etymologischer – Aspekt.

Ungewisse Herkunft

Nähert man sich etymologisch dem Wort Wurst, so wird also klar, dass darin kein Hinweis auf ihre Zusammensetzung, sondern auf ihre Herstellung steckt. Es heißt auf alt- und mittelhochdeutsch wurst, Plural wursti, würst(e), niederdeutsch und niederländisch worst. Als genuin deutsches Wort hat es als Lehnwort in andere Sprachen Eingang gefunden  – schwedisch vorst,  altschwedisch metvorst, Mettwurst, das die zerkleinerte Substanz des Metts, des gewürzten Gehackten, zum Ausdruck bringt. Dänisch heißt es vurst, übertragen strammgestopftes “Kissen” am Bugspriet eines Bootes. Auch das italienische Wort buristo, brusto, Blutwurst, ist eine Entlehnung. Der weiten Verbreitung des Nahrungsmittels entspricht die mundartliche Veränderung der Lautgestalt, die in die Umgangssprache eingegangen ist: wuurst, worst, woorst, wuarst, wurscht.

Unter Wurst ist ein Gemengsel, ein Füllsel aus zerkleinerten oder durchgedrehten, gesalzenen, gewürzten Schlachtresten, Innereien, Fett, Blut zu verstehen. Das wird bereits in Homers Odyssee beschrieben. In dem antiken Text handelt es sich dabei um eine Art Blutwurst, ein Gemisch aus Blut und Fett, in einem Tiermagen gegart.

Romanische Sprachen betrachten man dieses Gemengsel mehr unter dem Aspekt des Pökelns, Salzens, das der Konservierung dient: salis, lateinisch Salz, erscheint in einer Vielzahl der Bezeichnungen für gepökelte Wurst, Schlackwurst, Salami: italienisch salame, französisch saucisse, saucisson, spanisch salchicha, englisch sausage.

In Wurst aber erkennt man leichter das Ursprungswort ursti, Gedrehtes, oder uerti, gedreht. [2] Ein naheliegender Gedanke, wenn man an das Füllen und das drehende, windende Verschließen der Umhüllung denkt.

Zurück zu wursteln! Im Ostfriesischen, nahe dem Niederländischen, ist wursteln ein Ausdruck für ringen, kämpfen, sich anstrengen. Das heißt im Niederländischen worsteln und im Altenglischen wraestlian, woraus im Englischen to wrestle, to wrest wird.

Auch das deutsche Verb wringen enthält diesen Aspekt des Ringens. Worsteln, niederdeutsch und niederländisch für kämpfen, wird in der Schiffersprache verwendet als Fachwort für das Ankämpfen gegen den Wind, den Wind abkneifen, abdrehen. [3]

[1] der kan jez ains uf d’galjelaiter steye, de strik scheen um de hals gewurstelt (zitiert nach Grimm)

[2] Meist wird es auf*u?r°tsti- auf idg. *u?ert ‘drehen’ zurückgeführt.
[3][Ausführliche Angaben zu Herkunft, Form und Entwicklung des Wortes hier:
[1] Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – Wurst

Gunhild Simon
Nov 04 2009

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