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Es gibt keinen Kapitalismus

Das Märchen vom bösen Kapitalismus

Immer wieder hört man den gleichen Unsinn, der Kapitalismus ist schuld, der Kapitalismus ist in der Krise, der Kapitalismus hat ebenso versagt wie der Sozialismus, es liegt alles am Kapitalismus...

Die Gesellschaft hat sich entwickelt. Beobachtet man eine Affenhorde, so wird man feststellen, daß es vorkommt, daß einer dem anderen etwas wegnimmt. Sofort geht der Streit los, es kommt Bewegung in die Horde. Es ist eine Gelegenheit, Ränge in der Horde neu zu ordnen.
Der große Fortschritt in der Entwicklung der Menschheit war die Erfindung des Tausches. Man gab einen Gegenstand oder eine Dienstleistung oder Unterstützung bei Rangkämpfen und bekam eine Gegenleistung. Der Tausch löste den Raub teilweise ab. Das Eigentum war damit anerkannt und respektiert, denn was wäre ein Tausch ohne die Respektierung des Eigentums?
Die Respektierung des Eigentums und die Erfindung des Tausches stellten einen Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit dar. Der Raub blieb natürlich bestehen.

Aber die Entwicklung ging weiter. Niemand konnte ständig sein Eigentum mit sich schleppen. Die Mobilität ist auch ein wesentlicher Teil der Forderungen, die die Umgebung ständig an uns stellt. Das Geld entwickelte sich als marktgängigste oder marktfähigste Ware. Diese Definition ist von Hans-Hermann Hoppe.
http://thumulla.com/home/was_ist_geld_.html

Es kristallisierten sich Waren heraus, die leicht zu transportieren waren und die überall gesucht wurden. Diese Waren wurden zum Maßstab für eine Bewertung anderer Waren. Sie stellten damit auch einen Wert dar. Da haben wir schon drei Grundfunktionen des Geldes.
http://thumulla.com/home/die_grundfunktionen_des_geldes.html
Jedem Tausch liegt eine Spekulation zugrunde, die Spekulation, daß der zu erwerbende Gegenstand oder die zu erwerbende Dienstleistung mehr nutzt als das, was dafür gegeben wird. Diese Spekulation ist untrennbar mit dem Tausch verbunden. Das wäre die vierte Grundfunktion des Geldes, die direkt aus dem Tausch resultiert.

Der Abstraktionsprozeß, der zu dem Entstehen von Geld führte, ging natürlich weiter. Es entstanden viele Arten von Geld, Muscheln, Reis, Kerbstöcke und so weiter. Der Gebrauchswert der Geldstücke sank ständig. Es kristallisierte sich heraus, daß es lediglich darauf ankam, sich ein offenes Tauschgeschäft zu merken. Tauschen zwei Partner etwas, so ist der Tausch für kurze Zeit unvollständig. Erst wenn beide Objekte getauscht sind ist der Tausch abgeschlossen. Für diese Zeit ist einer der beiden der Gläubiger, er glaubt, noch etwas zu bekommen, und der andere der Schuldner, er schuldet noch die Lieferung eines Gegenstandes oder einer Dienstleistung. Die Entwicklung vom wertgedeckten Geld zur Verrechnungseinheit legte diese Schuld offen. Geld ist also eine handelbare Schuld.
http://thumulla.com/home/geld_ist_handelbare_schuld.html

Nun entwickelte sich aus dem offenen Tauschgeschäft noch eine zweite Art des Geldes, die wir heute Giralgeld nennen. Sind nur zwei Partner an einem offenen Geschäft beteiligt, dann genügt ein Handschlag oder, um das Geschäft Dritten gegenüber nachzuweisen, ein Schuldschein, ein Merker, wie ein Kerbstock oder ähnliches.
Diese Schuldscheine, waren sie nicht einbringbar, wurden gehandelt. Es entwickelte sich das Papiergeld, indem jemand universelle Schuldscheine herausgab.

Die Entwicklung stellt sich verkürzt so dar:
Tausch und offener Tausch brachten Bargeld und Giralgeld hervor. Es etablierte sich eine friedliche Alternative zum Raub.
Das kapitalistische Wirtschaften ist folglich nur die Fortführung einer Entwicklung, die vor über hunderttausend Jahren begann.

Wer Kapitalismus sagt, der bezieht sich auf eine Theorie, die Klassentheorie von Karl Marx. Diese versucht, Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung der Gesellschaft zu entdecken.
Urgesellschaft – kein Eigentum, keine Produktionsverhältnisse
herrschende Klasse: keine
Sklaverei – Produktion durch Unterdrückung, Eigentum an Sklaven
herrschende Klasse: Sklavenhalter
Feudalismus – Selbstausbeutung auf überschriebenem Land
herrschende Klasse: Feudalherren
Kapitalismus – Ausbeutung durch Eigentum an Produktionsmitteln
herrschende Klasse: Bürgertum, Kapitalisten
Imperialismus – Verschmelzen von Staat und Kapital
herrschende Klasse: Kapitalisten, Beamte

Nun folgt nach Marx ein völliger Umschwung der Entwicklung zurück zu Verhältnissen ohne Eigentum an Produktionsmitteln, zum Sozialismus und zum Kommunismus als klassenlose Gesellschaften. Stichhaltige Begründungen für einen solchen radikalen Umbruch gibt es nicht.
Das Gejammer über den bösen Kapitalismus hat also immer die untaugliche Klassentheorie im Hintergrund.

Der Marxismus betrachtet nicht den Gewinn aus Zinsen, der durch Religionen verdammt wird. Er betrachtet nur den Gewinn aus der Produktion infolge des Eigentums an Produktionsmitteln.
Kapital sind beispielsweise Fabriken, Maschinen, Geld, Sklaven, Wissen, Rechte, Land und so weiter. Warum ausgerechnet die Gewinne aus dem Verleih von Geld nicht betrachtet werden bleibt im Dunkeln.

An der unbegründeten Hochrechnung auf eine klassenlose Gesellschaft und an der Nichtbeachtung des Zinses zeigt sich, daß der Wunsch der Vater des Gedankens ist und von der viel beschworenen Wissenschaftlichkeit weit und breit nichts zu sehen ist.
Diese Gesellschaftseinteilung ist willkürlich. In der rückwärtigen Betrachtung lassen sich einige Dinge erklären. Für eine Hochrechnung auf eine künftige Gesellschaft taugt diese Theorie nichts.
Selbstverständlich gibt es in einer Urgesellschaft eine Hierarchie, eine Herrschaft. Es gibt Häuptlinge für Krieg, für Frieden; Menschen, die Streit schlichten; Menschen, die Zauber beherrschen; Menschen, die heilen und so weiter. Ebenso gibt es Machtverhältnisse in den Familien.
Die anderen Gesellschaften bieten ebenso wie Machtverhältnisse auch Freiheiten. Nicht jeder ist in jeder Dimension unterdrückt. Außerdem werden durch die Klassentheorie Stufen behauptet wo eine kontinuierliche Entwicklung stattfand.
Immer, wenn von Kapitalismus die Rede ist, müßte man daher zu der Klassentheorie Stellung nehmen. Dies geschieht nicht. Es wird auch nicht erklärt, was am Kapitalismus schlecht ist und was die jetzige Gesellschaft mit dem Kapitalismus zu tun hat. Meist will man damit nur Enteignung, also Raub, oder staatliche Eingriffe, also wieder Raub, rechtfertigen.

Wenn man tatsächlich die Produktionsmittel enteignet und andere Menschen als die bisher dort arbeitenden an die Spitze von Unternehmen setzt, dann zerstört man gewachsene Strukturen, Strukturen, die sich langsam entwickelt haben.

Jede Gesellschaftsordnung der Klassentheorie hatte Elemente der anderen. Wenn man abstrahiert und mit dieser Abstraktion dann eine taugliche Prognose für die Zukunft abgeben will, dann muß man bis zu wirklich konstanten Faktoren gehen. Man muß also bis zum Tausch und zum Machtkampf gehen. Die Betrachtung, welche Klasse gerade die Macht hat, am reichsten ist, nützt nichts.

Eine klassenlose Gesellschaft, wie Sozialismus oder Kommunismus, wird nicht ohne Tausch existieren können. Oben wurde dargestellt, daß mit dem Tausch eine friedliche Gesellschaftsentwicklung begann. Warum soll der so plötzlich aufhören? Es wird also weiter getauscht werden. Es werden auch Verrechnungseinheiten, also Geld, gebraucht. Wer arbeitet und verschenkt dann seine Leistung? Das funktioniert nicht. Karl Marx scheitert schon an den grundlegenden Dingen. Deshalb ist es verwunderlich, daß er immer noch so viele Anhänger hat. Und Anhänger von Karl Marx ist offensichtlich auch jeder, der Kapitalismus sagt, auch wenn er von der Klassentheorie nichts weiß. Ist es dann nicht besser, vom Kapitalismus zu schweigen, wenn sich das Wort auf eine untaugliche Theorie bezieht?

Eine wirkliche Gesellschaftstheorie wird erst möglich sein, wenn vorurteilsfrei die gesamte Entwicklung untersucht wird. Einen Ansatz dazu habe ich gezeigt:
http://thumulla.com/home/__liste_der_artikel_Allgemeine_Entwicklungstheorie.html
Dazu ist es notwendig, die Bildung von Strukturen im Laufe der Entwicklung zu untersuchen. Wertvolle Anhaltspunkte sind die Entwicklung des Tausches, des Geldes und des Eigentums.

In der Natur gibt es eine generelle Neigung zur Zusammenballung. Die Ansammlung von Kapital, von Marx als Kapitalakkumulation bezeichnet, scheint normal zu sein. Wer mehr einnimmt, als zu seiner Lebenshaltung notwendig ist, der wird Kapital ansammeln. Das läßt sich nicht ändern. Realisiert man die Vorstellung einiger Zeitgenossen, daß man alles wegnimmt, was der Lebenserhaltung nicht dient, dann zerstört man die Gesellschaft, man fällt auf Raub zurück, man beendet die friedliche Entwicklung, die mit der Erfindung des Tausches und der Respektierung des Eigentums begann. Diese Konsequenz erschließt sich den Befürwortern des Raubes und des staatlichen Raubes nicht oder sie ignorieren diese aus Eigennutz.

An der Entstehung des friedlichen Weges der Gesellschaft, der Erfindung des Tausches und der Respektierung des Eigentums, erkennt man schon, daß die Beendigung dieser Entwicklung nicht nur den Frieden in der Gesellschaft gefährdet sondern die gesamte Gesellschaft zerstört. Der Wunsch nach Abschaffung der Kapitalakkumulation zieht zwangsläufig die Zerstörung der Gesellschaft nach sich. Man muß also die unschön scheinende Eigenschaft der Gesellschaft behalten, beruht doch die Gesellschaft darauf.

Zur Abmilderung der Kapitalakkumulation, die die Gesellschaft zunehmend in Reich und Arm spaltet, könnte man beispielsweise Anteile von Firmen vergeben. Der Angestellte einer Firma erwirbt Anteile an dieser. Sie werden als Rente ausgezahlt. Diese Anteile sollten für alle Mitarbeiter gleich sein und die Firma selbst muß die Bedingungen dafür festlegen.
Damit würde der Mittelstand erhalten und die Spaltung der Gesellschaft, die auf den Grundlagen der Entwicklung beruht, würde abgemildert. Daß man die Kapitalakkumulation nicht abschalten kann, ohne die Gesellschaft zu zerstören, habe ich schon dargelegt.

Die bisherigen Rezepte zur Eindämmung der Kapitalakkumulation haben sich allesamt als untauglich herausgestellt. Diese Kapitalakkumulation oder den Markt als Kapitalismus zu verfluchen zeigt, daß der Sprecher die Zusammenhänge nicht verstanden hat. Kapitalakkumulation gab es von der Urgesellschaft an bis heute und sie wird erst aufhören, wenn die Gesellschaft aufhört zu existieren, beruht sie doch auf Raub oder Tausch. Eine friedliche Gesellschaft dagegen beruht nur auf Tausch. Hinzunehmen haben wir die Ansammlung von Kapital. Mildern kann man diese, abschalten nicht.

Ist es nicht besser, sich einer Äußerung zu enthalten, die man nicht begründen kann und die ihr zugrunde liegende Theorie man nicht kennt?

Carsten Thumulla
23.9.2015

Link in das Internet: ngram_Kapitalismus
ngram_Kapitalismus

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