Etwas für Ausgefuchste: Die Adjektivdeklination - fast so undurchschaubar, wie sie klingt. Dennoch soll Licht ins Dunkel kommen.
Sobald sich ein Adjektiv als Attribut einem Substantiv zuordnet - etwa der gesunde Mensch- erhält es eine spezifische Endung. Sie ändert sich je nach Kasus (Fall) und Genus (Geschlecht). Im Plural wird die Deklination erleichtert, weil sich im Deutschen - im Gegensatz etwa zu den romanischen Sprachen - nur ein grammatisches Geschlecht herstellen lässt ( die Rasen, Wiesen, Gräser ...).
Während sich das Adjektiv als Attribut in seiner
Endung immer nach seinem Beziehungswort richtet, steht es als Prädikativ
unveränderlich, endungslos.
Hier können alle Deutschlerner aufatmen:
Der Rasen / Die Wiese / Das Gras ist grün.
Die Rasen / Wiesen / Gräser sind grün.
Missverständnisse ganz anderer Art
entstehen dagegen, sobald man zum unbestimmten Artikel greifen
will: Jetzt ändert sich schlagartig das friedliche Bild, denn wieder
neue Endungen sind zu komponieren.
Nun heißt es also: ein gesunder Mensch.
Singular (Einzahl): |
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1. Nominativ (wer?) |
der grüne
Rasen - die grüne
Wiese - das grüne
Gras |
2. Genitiv (wessen?) |
des
grünen Rasen - der grünen
Wiese - des grünen
Grases |
3. Dativ (wem?) |
dem grünen Rasen
- dergrünen Wiese - dem
grünen Gras(e) |
4. Akkusativ (wen?) |
den grünen Rasen
- die
grüne Wiese - das grüne
Gras |
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1. Nominativ (wer?) |
ein grüner
Rasen - eine
grüne Wiese - ein grünes
Gras |
2. Genitiv (wessen?) |
eines grünen Rasen
- einer grünen Wiese - eines grünen
Grases |
3. Dativ (wem?) |
einem grünen
Rasen - einer
grünen Wiese - einem grünen
Gras(e) |
4. Akkusativ (wen?) |
einen grünen
Rasen - eine
grüne Wiese - ein
grünes Gras |
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Plural (Mehrzahl): |
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1. Nominativ (wer?) |
die grünen
Rasen / Wiesen /
Gräser |
2. Genitiv (wessen?) |
der grünen
Rasen / Wiesen /
Gräser |
3. Dativ (wem?) |
den grünen Rasen
/
Wiesen / Gräsern |
4. Akkusativ (wen?) |
die grünen Rasen
/ Wiesen /
Gräser |
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1. Nominativ (wer?) |
grüne
Rasen / Wiesen / Gräser |
2. Genitiv (wessen?) |
grüner Rasen
/ Wiesen / Gräser |
3. Dativ (wem?) |
grünen
Rasen / Wiesen / Gräsern |
4. Akkusativ (wen?) |
grüne Rasen
/ Wiesen / Gräser |
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Will man sich nun - wie in gewissen
Situationen erforderlich - artikelfrei ausdrücken, so zeigen
sich ganz neue Klippen. Etwa:
Gesunde Menschen liegen gern auf grünem Rasen.
Dagegen:
Die gesunden
Menschen liegen gern auf dem grünen
Rasen.Oder
:
Gesunder
Lebensführung ist regelmäßiger Aufenthalt
an frischer Luft und und in unverfälschter
Natur zuträglich.Dagegen:
Der gesunden
Lebensführung ist der regelmäßige
Aufenthalt an der frischen Luft und
in der unverfälschten Natur
zuträglich.Dagegen:
Einer gesunden
Lebensführung ist ein regelmäßiger
Aufenthalt ...(im Freien) zuträglich.Oder:
Gesundem,
glücklichen Leben schadet kein Aufenthalt in
freier Natur.Dem gesunden,
glücklichen Leben schadet kein Aufenthalt in
der freien Natur.Einem gesunden,
glücklichen Leben schadet nicht der Aufenthalt
in der freien Natur.
Da muss fein unterschieden werden, wie
die Endungen lauten. So verwirrend dies scheint, und so groß
auch unsere Selbverständlichkeit bei der richtigen Verwendung
sein mag, eine Regel lässt sich herausfiltern:
Die entscheidende Kasusendung
muss erhalten bleiben!Das gebrannte Kind
scheut das Feuer.
Gebranntes Kind scheut das Feuer.Kurioserweise gibt es
Bezeichnungen, die lauten je nach Bestimmtheitsgrad unterschiedlich:
der Beamte- ein
Beamterder Verwandte- ein
Verwandterder Bekannte- ein
Bekannterder Studierende-
ein Studierenderder Asylsuchende-
ein Asylsuchender*
*
(Um Asyl kann man sich
nämlich nicht bewerben, weil es einem unter bestimmten
Voraussetzungen zusteht. Aber das ist ein ganz anderes, ernsteres
Feld!)
Sicher haben Sie es erkannt: hier
handelt es sich um substantivierte Adjektive. Und die folgen der
Adjektivdeklination.
Gunhild Simon
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