Thumulla.com

fahren

Fahren hieß auf mittelhochdeutsch varn, auf althochdeutsch faran. Es hatte auch die Bedeutung sich befinden, leben. In dem englischen Wort fare erkennt man fahren, als Substantiv bedeutet fare Fahrgeld. Der poetische Abschiedsgruß farewell, Lebwohl, wünscht Wohlergehen auf der Fahrt.

Hinter der mit fahren verwandten Vorsilbe ver- verbirgt sich ein Übergang in ein anderes Stadium. Das drückt sich auch in der griechischen Parallele peran, durchdringen, und poron, Übergang, Durchgang, Furt aus. Zu Furt gesellen sich Fahrt und Fuhre.

Heute verbindet man offenbar Fahrt und fahren überwiegend mit dem Rollen auf Rädern. Das hängt damit zusammen, dass Fahren eine schnelle Bewegung beschreibt. Deshalb war fahren der begriffliche Vorgänger, wenn einer sich auf die Reise machte - sich weg- und fortbewegt, sei es eine Reise zu Fuß antrat, “Fahrende Gesellen”, oder ein Nomadendasein führte zu Pferde und zu Wagen - “Fahrendes Volk”.

Betreiber von Jahrmarktgeschäften nennen ihr Auskommen Fahrgeschäft und meinen damit nicht das Fahren des Karussells oder der Achterbahn, sondern das Umherreisen von Ort zu Ort.

Skifahren, Schlittschuhfahren, Schlittenfahren, Bootfahren, selbst Fahrstuhlfahren sind die heutigen Begriffe, die schnelle Bewegung anzeigen. Diese Bedeutung zeigt sich auch in Schiffahrt, Luftfahrt und in Fahrzeugen aller Art. Das “Fahrzeug” ist aus dem Niederländischen entlehnt, wo vaartuig zunächst Schiff hieß und im Niederdeutschen als fahrtüg schließlich auch für Fuhrwerk galt.

Erfahren, widerfahren (begegnen), dahinfahren (vorübergehen) und dahinfahren lassen (aufgeben), entfahren, (unwillkurlich sprechen), fortfahren, (weiter machen, -sprechen) mit etwas verfahren (umgehen), herumfahren, auffahren (aufschrecken), auffahren, hochfahren (zornig werden) beschreiben Bewegungen mehr noch, es handelt sich um übertragene und unwillkürliche - Gemüts- und Gefühlsbewegung, Emotion.

Diese Konnotation - Nebenbedeutung - steht neben der figürlichen: z. B. Substantive wie Vor- und Nachfahren (Ahnen und Nachgeborene), Wohlfahrt (Fürsorge), Wallfahrt (religiös motivierte Reise), Himmelfahrt, Hoffart (Dünkel, mit der ursprünglichen Bedeutung “Hof-fahrt”, höfische, stolze Art zu leben); das Verb fahren im Zusammenhang mit Gesten wie “durch das Haar, über das Gesicht, über die Augen fahren” oder übertragen gar “über den Mund fahren” (abtun); Adjektive wie hochfahrend (eingebildet), fahrig (hastig) sowie fahrlässig, das eigentlich “fahren lassend”, vernachlässigend, bedeutet.

Gunhild Simon
19.06.2009

alle    deutsche Sprache    Gunhild Simon    Startseite(__index)



Thumulla.com    Startseite der Artikel    Links und Werbung    Diskussion    Suche auf dieser Seite