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Fit für das Bachelorstudium - Grundwissen Grammatik

Ich habe mich viel mit Grammatik beschäftigt. Das gehörte zu meiner Ausbildung in Schule und Studium. Insbesondere betrifft sie vergleichend den Deutschunterricht für Kinder anderer Muttersprachen.

Nun liegt mir das Besprechungsexemplar eines Lehrbuchs des Duden-Verlags [1] vor, das sich an angehende Bachelors richtet. Es hat sich die Aufgabe gesetzt, Studenten, die diesen dem Master vorausgehenden dreijährigen Studiengang gewählt haben, sprachlich - allerdings zunächst grammatisch - fit zu machen. Das Buch wendet sich ausdrücklich nicht nur an Studenten der Geisteswissenschaften, geschweige denn der Germanistik oder Sprachwissenschaften. Also hofft man, dem leidigen oder angestaubten Schulgrammatikwissen so mit einer gewissen Leichtigkeit wieder auf die Sprünge zu helfen.

Es ist keine Frage, dass korrekte Sprache - und dazu gehört nun einmal die Grammatik - unabdingbar ist für schriftliche und mündliche Darstellungen, wissenschaftliche Arbeiten, Übungen, Kolloquien und Referate.

Dieses Lehr- und Lernbuch zum grammatischen Basiswissen leitet seine Notwendigkeit daraus ab, dass Grammatik in der Schule nur verstreut und von Fall zu Fall, also keineswegs systematisch, gelehrt worden sei. Daher sei ein solcher Überblick im Zusammenhang mit schriftlichen Übungen unabdingbar. Für diese wird empfohlen, sich zusätzlich in einer Grammatik zu informieren. Das Internet hält die Lösungen für die Korrektur bereit: Duden - Fit für das Bachelorstudium - Aufgaben und Lösungen

Das grammatische Basiswissen, das hier vorgestellt wird, ist außerordentlich komplex, feinverästelt und speziell, sodass es eher dazu angetan ist, zu verwirren und zu frustrieren. Bereits das hochspezialisierte grammatische Fachvokabular überfordert einen Willigen, der vor allem Grammatikfehler vermeiden will.

Ist denn zum Verfassen von Texten eine lückenlose grammatische Analyse nötig? Neben Grammatik sind auch Rechtschreibung, angemessener Ausdruck und Textaufbau vonnöten. Dies müsste nach der Logik dieses Buches in gleicher Gründlichkeit aufgearbeitet werden.

Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, das Buch sei zunächst mit einem völlig anderen Impetus, eine andere Zielgruppe - etwa angehende Germanisten oder Linguisten - betreffend, verfasst worden und habe erst nachträglich den populären Titel “Fit fürs Bachelorstudium” erhalten.

Dies annehmend erscheint mir die im Titel angesprochene Zielgruppe nicht verantwortlich gewählt und benannt. Entweder gibt der Kandidat sein Studium auf oder er stellt das Buch ins hinterste Eck seines Bücherregals, von wo aus es ihn nicht mehr an sein Versagen erinnert.

Diejenigen aber, die sich bereits in der Grammatik heimisch fühlen, haben Gewinn von diesem zweifellos gründlichen, detaillierten und begrifflich spezialisierten Werk.

Ich muss schließlich anmerken, dass mir ein Fehler ins Auge stach, der einer automatischen Korrektur geschuldet ist, als eines sprachlichen Werkes unwürdig. “Texts-orte” (S. 148) Auch das politisch überkorrekte “Leser/-innen” (S. 168) fiel mir als besonders im schriftlichen Sprachgebrauch überbeflissen unangenehm auf.

[1] Duden: Fit für das Bachelorstudium - Grundwissen Grammatik, Mannheim 2009

Gunhild Simon
17.04.2009

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