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Flitzepee und Konfiefchen

Es drangen auch früher schon fremdsprachige Wörter ins Volk, deren Schreibweise deutscher Aussprache jedoch so angepasst wurde, dass sie nur noch mühsam mit dem einstigen Vorbild zu vereinbaren sind.

Sie haben ihren Ursprung in der französischen Besatzungszeit vor 200 Jahren, als Napoleons Kaiserreich Euopas Kultur dominierte, das heutige Deutschland in wechselvoller Folge in Kleinstaaten zerfiel, mal an Österreich, Frankreich oder Preußen fiel, je nachdem, wie sich die Mächte gerade verbündeten.

Frankreichs Vorherrschaft und die Begeisterung für die Ideale der französischen Revolution war allenthalben spürbar. In Preußen, Polen und Russland war Französisch die Sprache der gebildeten Schichten.

Hier einige Beispiele: Fisematenten - Visite ma tente! (Besuch mein Zelt) oder Visite mainetenant? (Besuch jetzt?) unütze Dinge, Ausflüchte.

Blümerant - bleu mourant (blau-sterbend), schwindelig, schwach.

Schislaveng - ainsi cela vient ( so kommt das), mit dem richtigen Dreh, Bogen.

Kattewitt - katzen-vite, katzenschnell, schnell-schnell. Schwer von kappee kommt von französisch caper, auffassen, und bedeutet begriffsstutzig.

Im norddeutsch Platt ist etwas Kompliziertes, Trickreiches figelinsch. Darin erkennt man Violine, die bekanntlich einiges Geschick im Spiel verlangt. In einem plattdeutschen Lied heißt es im Refrain: “Vigelin, vigelin seit dat Geigeken …”

Das Flitzepee hat im Volksmund etwas mit flitzen zu tun, handelte es sich dabei doch um die ersten Gefährte, die den Fahrrädern vorausgingen, Fußgängern geschwindigkeitsmäßig erstaunlich überlegen. Der Name kommt von dem französischen velo, velocipède, velociped, Fahrrad, “Schnellfuß”, “Schnellpedal”. Diese Wörter haben sich im Plattdeutschen als umgangssprachlicher Mundart, die sich bewusst unverblümt und direkt ausdrückt, gehalten.

Auch andere Ursprünge sind erkennbar. Sperenzien, aus italienisch esperanze, Hoffnungen, ohne Umschweife. Dagegen kommt das kattewitt entsprechende dalli-dalli aus dem Polnischen, dalej, weiter.

Andere Wörter haben gar lateinische Ursprünge, wie etwa stantepee, stante pede, stehenden Fußes, sofort, unbeirrbar. Ein anders, das so gar nicht mit Pütt un Pann, mit Planten un Blomen, mit Dönnecken und Dunnerlittchen zusammenpassen will, ist Konfiefchen.

Konfiefchen, noch näher am Original Confivchen, ist eine Klönrunde, ein informeller Schnack. Es hat seinen Ursprung in dem lateinischen convivium, “gemeinsames Erlebnis”, Gastmahl, Tischgesellschaft, Gelage, also eine Zusammenkunft mit Essen, Trinken, Wohlsein, Austausch und Klatsch.

Weiterführende Hinweise:

Stadt Bad Lauterberg: Rund um den Hausberg (pdf)

Gunhild Simon
16.07.2009

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