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Freiheit

These: Im Laufe der Entwicklung vergrößert sich der Freiraum des Systems.

Ein Beitrag aus dem usenet zu Freiheit.

Rudolf Sponsel schrieb:
>
> "Freiheit Maß für den Bereich des Zustandsraumes, den ein System
> aktiv nutzen kann."
>
> Ich fürchte, diese Beschreibung leidet an der (typischen)
> philosophischen Krankheit der praktischen Nichtverwertbarkeit, weil
> viel zu allgemein und ungenau. Hier wären Anwendungsbeispiele
> hilfreich, um die philosophische Krankheit zu überwinden.

Es ist halt schwer, das zu beschreiben.

Stelle Dir einen vieldimensionalen Zustandsraum vor.
In einigen dieser Dimensionen wird ein System im Laufe seiner Entwicklung Freiraum gewinnen.

Nehmen wir an, eine Pflanze steht in einem Gebiet mit einem Gefälle/Gradienten eines Nährstoffes, den sie braucht. Sie hat die Möglichkeit, durch Wurzeln dem Nährstoff näher zu kommen oder ihre Nachkommen haben bessere oder schlechtere Standorte.
Es werden die überleben, die ausreichend versorgt werden. Die Anpassung des Systems geschieht und die Pflanze ist passiv. Nachkommen wurzeln da, wo der Samen hingefallen ist.
Bildet sie aber Wurzeln aus, die die Nährstoffe holen oder neue günstigere Standorte erobern(Quecke), dann tut sie das aktiv. Die Anpassungsgeschwindigkeit ist höher, sie läuft jetzt in Tagen, nicht in Generationen. Die Pflanze sorgt aktiv für ihr Überleben, was sonst nur passiv geschah.
Die Pflanze, die überleben muß, muß sich egoistisch verhalten. Ihre aktive Zuwendung zu den Nährstoffen zeigt, daß sie im Kampf um das Überleben eine neue Qualität erreicht hat. Sie hat den Freiheitsgrad im Zustandsraum vergrößert.

Mit dem Übergang von der passiven zur aktiven Anpassung gewinnt ein System neue Möglichkeiten zu reagieren. Die Reaktion auf Nahrungsmangel bekommt eine neue Qualität.

Der Freiraum, verstanden als Bewegungsraum im Zustandsraum, wird im Laufe der Entwicklung größer.


> Ich sehe das Wesen der Freiheit in der Möglichkeit zur Wahl, z.B.
> hatte ich die Wahl, auf die Info zu antworten oder nicht. Meinst Du
> das?

Ja, das meine ich.
Du hast die Möglichkeit, auf einen Reiz, auf eine Eingangsinformation, zu reagieren. Dabei können wir nicht klären, ob jedes Individuum in der Wahl wirklich frei von Zwängen ist. Frei von Zwängen ist kein System, kein Individuum. Seine Möglichkeiten zur Reaktion werden nur besser.

Bei einer einfachen Einrichtung ist jede Reaktion auf einen Reiz die gleiche. Das System ist für andere Systeme berechenbar. Das was wir Freiheit nennen, das sprechen wir ihm nicht zu.

Die Zahl der Parameter, die auf eine Entscheidung Einfluß gewinnen, wächst. Der Raum, den wir nutzen können, wird auch größer. Das nennen wir Freiheit.

Die Erklärung, Freiheit wäre durch zufälliges Handeln erklärbar, ist eine Scheinerklärung, eine beliebte Sackgasse. Sie will aus der Einsicht des kausalen Handelns entweichen. Aber in der Kausalität liegt auch Freiheit. Im Laufe der Entwicklung wird der nutzbare Freiraum größer. Wir nutzen ihn selbstverständlich egoistisch, zu unserem Nutzen, im Sinne des Überlebens. Wir haben mehr Möglichkeiten zur Reaktion und beachten mehr Einflüsse, sind also freier. Freiheit ist nicht Beliebigkeit, Freiheit ist nicht Zufall, Freiheit ist Freiraum unserer Entscheidungen, unseres Handelns. Dieser Freiraum, diese Freiheit, wächst im Laufe der Entwicklung.

Damit wird auch meine Definition oben klar, die sich auf den nutzbaren Freiraum bezieht.


Carsten

Demagogie schlägt Demokratie

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