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Genitiv oder Dativ? Die Präpositionen laut und dank.

Getreu, laut, dank, entsprechend, gemäß – diese Präpositionen erfordern traditionell den Dativ.

Es setzt sich aber immer mehr der Genitiv durch. Auch die Regelwerke erblicken bereits bei laut und dank keinen Verstoß mehr gegen die Grammatik. Die Präposition entlang wird sogar nachgestellt mit dem Akkusativ gebracht.

Als Begründung für die Liberalisierung wird angeführt, dass manchen dieser Präpositionen ein verblasstes Substantiv innewohne – so sei laut, dank, parallel zu trotz gerade mit dem Genitiv vertretbar, weil der der Präposition folgende Genitiv wie ein Genitivattribut zu verstehen sei.

Der Dativ gilt in der Hochsprache weniger als der Genitiv, der sich mit seiner besonderen Endung -s im Maskulinum und Neutrum Singular von den anderen endungslosen Fällen abhebt. In der Schriftsprache, und besonders der oft starr, distanzschaffend und ungeschmeidig anmutenden Amtssprache, sind Präpositionen, die den Genitiv regieren, verbreitet.[1]

Vermutlich hängt die Einbürgerung des Genitivs und die Zurückdrängung des Dativs auch damit zusammen, dass sich der Dativ in einer Vielzahl der Formulierungen nicht zu erkennen gibt, weil der Dativ Femininum des Singulars mit dem Genitiv übereinstimmt.

So kommt es in Anlehnung an “getreu der Vorschrift”, “laut der Vereinbarung”, “dank der Wetterlage” zu Formulierungen wie “getreu seines Mottos”, “laut des Protokolls”, “dank des günstigen Windes”.

Da die Endungen des Singulars im Maskulinum im Dativ und Genitiv unterschiedlich sind, ist hier eine Unsicherheit eingetreten, die dazu geführt hat, dass sich der Genitiv zunehmend durchsetzt, weil sein eingängiger Klang dem Sprachgefühl vieler entgegenkommt.

Für den Dativ spricht andererseits, dass traditionell dativregierende Präpositionen wie dank, getreu, laut auf Wortbedeutungen zurückgehen, die jemandem danken, jemandem treu sein, dem Laut nach, entsprechen.

Dem widerspricht die Präposition trotz, die zwar die gleiche Begründung nahelegt – jemandem trotzen, trotzdem, einem Umstand zum Trotz – die jedoch unerklärlicherweise mittlerweile hochsprachlich den Genitiv verlangt. Trotz sagt inhaltlich das Gleiche aus wie “entgegen (dem Plan, der Devise, Vorstellung, Idee)”. Der Dativ wäre – wie bei manchen sprachsensiblen Sprechern auch zu beobachten ist – konsequent und logisch.

Einerseits wird der Genitiv im Zusammenhang mit Verben und Adjektiven kaum noch verwendet, weil er vielen zu gestelzt und altertümlich erscheint, andererseits drängt er in modernen Publikationen den Dativ bei Präpostionen erkennbar zurück.

[1] z. B. abzüglich, anläßlich, behufs, betreffs, einschließlich, hinsichtlich, mangels, mittels, seitens, unbeschadet, zwecks

Gunhild Simon
Jul 21 2012

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