Thumulla.com

Getümmel und Getümel

Das Getümmel ist eine Substantivbildung von tummeln.

Im Wäschetummler oder -tumbler, dem Trockner, wird die Wäsche herumgewirbelt. Eine lebhafte Delphinart, die im Wasser herumwirbelt, sich tummelt, heißt Tummler, ebenso eine Haustaubenrasse, die vergleichbare Flugkunststücke vollbringen kann. Sich tummeln, englisch to tumble, mittelhochdeutsch tumelen, heißt sich regen, umhertollen, -wirbeln und -purzeln, übertragen sich beeilen, transitiv ein Pferd reiten, um ihm Bewegung verschaffen. Man spricht von Schlacht- und Kampfgetümmel, um die Unübersichtlichkeit auf dem Schlachtfeld zu beschreiben. Der Tummelplatz, der Rummelplatz, dagegen ist ein Vergnügungsplatz, ein Volksfest. Da regt, bewegt, vergnügt, ja, tummelt man sich.

Das Getümel leitet sich von dem Suffix -tum ab, das ursprünglich ein eigenständiges Wort war, althochdeutsch und mittelhochdeutsch tuom, Macht, Würde, Besitz, Urteil, Ruhm. Im Englischen zeigt es sich in dem Suffix -dom, wie etwa wisdom, kingdom, im Schwedischen ist es in dem Substantiv dom, Urteil, noch einzeln erhalten.

Getümel hat einen entgegengesetzten Entstehungsweg wie Getümmel. Es ist keine Ableitung, sondern eine Rückbildung aus einem Kompositum, das danach verallgemeinert wurde.

Am Beispiel des Substantivs Deutschtum lässt sich dieser Ableitungsprozess gut nachzeichnen. Daraus wird zunächst Deutschtümelei gebildet. Hier zeigt das Suffix -elei bereits deutlich eine abwertende Färbung. Das Verb dazu lautet deutschtümeln, das dem Partizip I entlehnte Adjektiv deutschtümelnd. Daraus ergibt sich der Oberbegriff tümeln. Mit dieser Verbbasis lassen sich schließlich sprachschöpferisch Einstellungen und Haltungen ironisieren: volkstümeln, brauchtümeln, altertümeln, heldentümeln oder bürgertümeln.

Gunhild Simon
28.11.2008

alle    deutsche Sprache    Gunhild Simon    Startseite(__index)



Thumulla.com    Startseite der Artikel    Links und Werbung    Diskussion    Suche auf dieser Seite