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Gleichmacherei und Entwicklung

Es herrscht in der Gesellschaft ein Druck zur Gleichmacherei vor, der die Ausmaße einer Sucht oder Ideologie angenommen hat. Das scheint besonders in Deutschland so zu sein. Das Geschrei nach Quoten und Raub bei gut verdienenden Menschen hat Ausmaße angenommen, die man nicht mehr ignorieren kann. Vor allem denken die Räuber und Gleichmacher an sich selbst, an das Geld, welches bei ihnen hängenbleibt.

Hinterfragen wir doch einmal das geforderte Gleich.
Man will also Menschen gleich machen, die nicht gleich geboren wurden. Man will ein Manko der Natur ausgleichen, das ist offensichtlich. Dabei ist die Gleichberechtigung, also gleiches Recht für alle, in der Gesellschaft schon überwunden. Die Änderung von Artikel drei des Grundgesetzes drehte Gleichberechtigung in Ergebnisgleichheit, also Gleichmacherei, um und keiner hat es gemerkt.
Artikel 3 von 1949
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Artikel 3 von 2007
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Der Satz "Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin" behauptet Nachteile, die ausgeglichen werden müßten. Er verkehrt damit den eindeutigen Satz (2) in sein Gegenteil. Er öffnet damit der Bevorzugung und Benachteiligung von Männern und Frauen Tür und Tor. Haben die Damen und Herren Volksvertreter das nicht gemerkt oder haben sie das bewußt getan? Wenn man das bei der Entstehung eines Gesetzes macht, dann mag das ein Versehen sein. Bei einer Änderung ist es Absicht, denn das Ändern ist ja Absicht. Auch der Abschnitt drei ist im ersten Abschnitt enthalten und somit überflüssig. Aber Behinderte dürfen ab der Änderung bevorzugt werden. Auch hier findet sich eine Untergrabung des eigentlichen Inhaltes, denn auch dieser Satz widerspricht dem ersten Abschnitt. Ein eindeutiges Gesetz wurde zerstört, in sein Gegenteil verändert.
Entgegen aller Logik ist diese Steigerung doch möglich, gleich, gleicher, am gleichsten. Manche Schweine sind eben doch gleicher als andere.

Warum sind wir ungleich?
Man braucht nur eine Stunde auf die Straße zu gehen und sich die Menschen anzusehen. Bald wird man feststellen, daß man wohl keine zwei finden wird, die sich gleichen. Woher kommt diese Ungleichheit?

Die Unterschiede, die die Individuen aufweisen, sind beim Menschen auf die zweigeschlechtliche Vermehrung zurückzuführen. Die Kombination zweier Erbanlagen liefert eine Vielzahl von Varianten im Ergebnis. Diese Varianten sind keine Mutationen, sie sind keine Kopierfehler bei der Übertragung der Erbanlagen. Diese Varianten werden durch die Zweigeschlechtlichkeit systematisch erzeugt, denn die Entwicklung benötigt Varianten zur Auslese. Wo keine Abweichungen sind, da wird das Auslesen keinen Vorteil bringen. Es wird also keine Information über das bessere oder schlechtere System gewonnen. Die Entwicklung stünde still. Eine Entwicklung wird es nur geben, wenn Unterschiede im Ausgangsmaterial da sind. Erst Varianten bringen die Entwicklung in Gang. Sie sorgen für einen Informationsfluß in das System.

Betrachten wir zwei Fortpflanzungszweige, einen, der Kopien hervorbringt, und einen, der leicht voneinander abweichende Kopien hervorbringt. Schnell wird klar, welcher der beiden Zweige Bestand haben wird. Es wird der Zweig stabil sein, der sich anpaßt, der anpassungsfähig ist, also der Zweig, der leicht abweichende Kopien hervorbringt. Allerdings dürfen die Kopien nicht zu weit voneinander entfernt liegen. Aus diesem Grunde regeln die Lebewesen diese Variationsbreite selbst. Bei Hefen wurden Mechanismen nachgewiesen, die je nach Lebensbedingungen die Variationsbreite der Fortpflanzung einstellen. Folglich sollte man erwarten, daß sich weitere Regelungen entwickelt haben, die die Variationsbreite in sinnvollen Grenzen halten.

Die Evolution hat die Zweigeschlechtlichkeit hervorgebracht, um Varianten zu erzeugen und den Informationsfluß aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund sind Menschen unterschiedlich in körperlicher und geistiger Ausstattung. In der Gesellschaft ist nun ein Trend zu beobachten, der diese Unterschiede einerseits hinweglügen und andererseits gleichmachen will. Man bestreitet die Unterschiede und wo sie nicht zu bestreiten sind will man sie abschaffen. Das Militär oder die Schule stecken ihre Klienten in Uniformen und versuchen, sie möglichst gleich zu machen. Chöre und andere gesellschaftliche Gruppen zeigen einen Trend zur Uniformierung. Wo ist die viel beschworene Vielfalt, die Buntheit?
Natürlich soll die Gruppenbildung in der Gesellschaft durch gleiches Aussehen unterstützt werden. Das ist ein anderes Thema. Hier geht es um den Abbau der Individualität.

Die Gleichmacher haben eine wesentliche Lehre der Evolution nicht verstanden. Information aus dem auswählenden Kriterium beginnt erst in das zu bewertende System zu fließen, wenn der Auslese auszulesende Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Das sind nicht die viel beschworenen Mutationen. Die Evolution hat das Problem selbst in Bearbeitung genommen und erzeugt die benötigten Varianten selbst. Täte sie das nicht und verließe sich nur auf Mutationen, so würde die Entwicklungsgeschwindigkeit mit steigender Komplexität der Systeme dramatisch fallen.

Gleichmacherei ist also entwicklungsfeindlich und faktenresistent. Die Gleichmacher haben einen wesentlichen Mechanismus der Entwicklung nicht verstanden. Sie wollen die Gesellschaft verbessern, ohne ihre Entstehung verstanden zu haben. Die Ungleichheit der Individuen ist also völlig normal und es ist nicht möglich und nicht produktiv, sie abschaffen zu wollen.


Carsten Thumulla
23.5.2015

Nachtrag am 1.6.2015:
Zufällig fand ich folgenden Artikel:
Die Unterwanderung der Wissenschaft – Wie die Psychologie Darwin verlor
Der Artikel ist eine Übersetzung von Professor Glayde D. Whitney’s essay: Subversion of Science – How Psychology Lost Darwin.
Der Artikel behauptet, daß eine Gleichmacherei in der Soziologie und Psychologie erst später eingesetzt hat. Am Anfang wäre eine Sicht dagewesen, wie ich sie hier fordere.

Noch ein Zitat aus dem Artikel:
Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich ein bemerkenswerter theoretischer und ideologischer Wandel vollzogen. Die zentralen Grundsätze der darwinschen Lehre – denen zufolge ererbten Unterschieden im Leben eine große praktische Bedeutung zukommt – wurden nun routinemaßig als moralisch und ethisch anrüchig verurteilt. (Dieser Denkart zufolge ist die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Theorie unmaßgeblich, solange sie nur politisch korrekt ist.) In dieser ideologisch aufgeputschten Atmosphäre werden Vertreter einer darwinschen Perspektive regelmäßig mit emotionsbefrachteten Schimpfwörtern wie „Rassisten“, „Sexisten“, „Nazis“ oder „Neonazis“ bedacht. Darwinistische Wissenschaftler werden wegen ihres angeblichen „genetischen Determinismus“ an den Pranger gestellt, von dem es heißt, er vereinfache alles viel zu sehr. Doch ist diese Kritik unehrlich und geht von einer falschen Voraussetzung aus. Kein darwinscher Wissenschaftler ist nämlich je ein „genetischer Determinist“ gewesen. Heute propagieren die sogenannten Sozialwissenschaften die vorherrschenden Werte und Schlagwörter der modernen liberalen Demokratie. Dazu gehoren Egalitarismus, gesellschaftliche Gleichmacherei mit der Dampfwalze, ein sozialer Determinismus, der ererbte Faktoren für unmaßgeblich halt, das biologische Gleichheitsprinzip mit seinem kulturellen Relativismus, die „politisch korrekte“ Auffassung, wonach alle Kulturen außer der „bösen“ abendländisch-christlichen Zivilisation gleich gut sind, sowie schließlich marxistischer Sozialismus und Kommunismus, der als breiter „fortschrittlicher“ Weg in eine ideale Zukunft gilt.

Noch ein Nachtrag
Ein Verstoß gegen Artikel 79 Absatz 3 GG ist die Änderung von Artikel 3 auch es auch. Dieser lautet:

Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.
Der Artikel 3 ist damit ungültig.

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