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Groß und klein: Der Hamburger Hafen - der hamburgische Dialekt

Eigennamen schreibt man groß. Das ist unumstößlich. Aber dann soll man das Wort hamburgisch klein schreiben und kommt ins Grübeln. Schließlich schreibt man Hamburger auch nicht klein, selbst dann nicht, wenn es sich nicht um eine Frikadelle, sondern ganz klar um ein Adjektiv handelt: der Hamburger Hafen.

Man kann daraus eine Faustregel ableiten: Ableitungen aus geografischen Eigennamen schreibt man groß - der Schweizer Käse, die Hamburger Schulen, der Ohlsdorfer Friedhof, die Berliner Bevölkerung. Dagegen schreibt man adjektivische Ableitungen von Eigennamen auf -isch oder -sch klein. Das ist eigentlich auch ganz logisch, gebräuchlich und vertraut aus anderen Adjektiven wie störrisch, herrisch, diebisch.

Bei deutsch, englisch und den anderen Adjektiven, die Sprachen bezeichnen, kommt man jedoch schon wieder ins Schwanken. Das liegt daran, dass diese Adjektive gleichzeitig substantiviert als Bezeichnung der Sprache dienen: Deutsch, Englisch, Dänisch. Substantivierungen des Adjektivs liegen auch hier vor: das Deutsche, im Englischen, für das Dänische, zum Russischen, ins Spanische. Desgleichen zeigt sich eine Substantivierung, wenn man “im Hannoverschen” zuhause ist, “ein unverkennbares Frankfurterisch” spricht oder “ein Kölsch” bestellt. Das verhält sich wie bei “der Elektrischen”, der Straßenbahn, oder der “Psychiatrischen”, der psychiatrischen Abteilung.

Adjektivische Ableitungen von Personennamen auf -sch oder -isch werden in der Regel kleingeschrieben. Wird aber etwa beim darwinschen Gesetz die persönliche Zugehörigkeit durch einen Apostroph hervorgehoben, die Darwin’sche Evolutionstheorie, schreibt man groß.

Man kann eine Entscheidung, ob adjektivische Ableitungen von Eigennamen groß oder klein zu schreiben sind, auf folgenden Nenner bringen:

Groß schreibt man, wenn die persönliche Leistung ausgedrückt werden soll. Hier stellt man die Frage “Wessen?”: Die Ciceronischen Reden, das Faustische Ringen, das Mephistophelische Angebot, die Homerischen Verse, das Napoleonische Hegemoniestreben.

Klein schreibt man dagegen, wenn es um die Beschreibung der Gattung geht, wenn ausgedrückt wird, dass etwas nach einer bestimmten Art geraten ist. Hier liegt die Frage “Was für ein?” zugrunde: ciceronische Rhetorik, ein faustischer Zwiespalt, ein mephistophelisches Lachen, homerisches Versmaß, napoleonische Kriegsziele.

Gunhild Simon
10.07.2008

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