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Großschreibung und Kleinschreibung von Superlativen

Ein Adjektiv ist steigerbar. Die Steigerung besteht aus drei Stufen. Die Ausgangsform heißt Positiv. Das ist die Grundform. Die erste Stufe ist die des Vergleichs, des Komparativs. Komparativ ist von dem lateinischen Verb comparare, vergleichen, abgeleitet. Dieser endet in der Regel auf -er und ist mit der Präposition als verknüpft. Die Höchststufe heißt Superlativ.

Dem liegt das lateinische Wort superlatio, Übertreibung, zugrunde.

Die übliche Steigerungsfolge sieht also folgendermaßen aus:
groß - größer -am größten
schön - schöner - am schönsten

Zum Superlativ gehört also die Präposition am. Dies ist der Normalfall. Man schreibt den Superlativ dann immer klein.

Es gibt aber Fälle, wo der Superlativ tatsächlich substantiviert wird. Um zu entscheiden, wann eine solche Substantivierung, die man groß schreibt, vorliegt, prüft man die Form anhand zweier Fragen:

Wenn der Superlativ auf die Frage “Wie?” antwortet, schreibt man klein.
- Es ist am besten, schlimmsten, schönsten, wenn … (Wie ist es?)
- Es ist das beste, schlimmste, wenn … (Wie ist es?)
- Alles steht zum besten. (wie steht es?)

Der Superlativ besteht aus zwei zusammengehörigen Wörtern, die wie eine Substantivierung erscheinen, in Wirklichkeit aber ein Adverbiale im Zusammenhang mit einem Verb oder ein Prädikativum im Zusammenhang mit Kopulaverben, sind. Kopulaverben heißen so, weil sie verbunden, “gekoppelt”, sind an eine weitere notwendige Aussage. Kopulaverben sind die Hilfsverbensein und werden.

Wenn der Superlativ die Frage “Worauf?”, “Woran?”, ” Worin?” u. ä. beantwortet, handelt es sich um eine Substantivierung, deren Präposition Teil des vorausgehenden Verbs ist. Diese Superlative sind dann Präpositionalobjekt, also veritable Substantive.

Aus diesem Grunde sind “am”, “im” “fürs” und “aufs” dann kein Teil des Superlativs, wenn sie als Präposition dem Verb zuzuordnen sind.
Sie sind Präpositionen, die lediglich verschmolzen sind mit dem gebeugten Artikel des Substantivs - hier also des substantivierten Superlativs.

Die Verben, die diese scheinbare Koinzidenz erzeugen, verlangen solche Präpositionen, die den Superlativ erlauben. Diese Kompatibilität macht die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung so schwierig.

- es fehlt, mangelt, gebricht jdm an/am (Woran?)
- angewiesen sein auf/aufs - [das] Beste, Hochwertigste, Geringste),
- vorbereitet, sein auf/aufs [das] Unerwartete
- gefaßt sein auf/aufs ~
- sich freuen auf /aufs (Worauf?)
- gewappnet sein für/fürs, gegen [das] Schrecklichste (Wofür?, Wogegen?)
- halten für/fürs [das] Gewinnbringendste (Wofür?)

Der Superlativ lautet im Nominariv “das Nötigste”, “das Beste”, “das Wichtigste”, “das Förderlichste”. Gebeugte Formen sind dann “auf das (aufs) Beste, in dem (im) Wichtigsten, an dem (am) Nötigsten, für das (fürs) Förderlichste”.

Aber - und da erkennt man die eigentümliche Überlappung - stellt man die Frage nach dem Wie?, so handelt es sich um ein adverbialen Gebrauch, der die Kleinschreibung verlangt:
Man ist aufs beste, kleinste, wichtigste vorbereitet, ist auf geeignetste, genaueste gewappnet, arbeitet aufs gedeihlichste, schönste, befriedigendste zusammen (Wie? Bestens vorbereitet, gedeihlichst zusammenarbeitend).

Man freut sich aufs Neueste, wartet aufs Nächste, das neueste, nächste Ereignis. (Worauf? Auf das Nächste. Auf das Neueste)
Man freut sich aufs kindlichste, naivste, unverhohlenste (Wie? Man freut sich wie ein Kind/ kindlch, voller Naivität/ naiv, auf die unverhohlenste Art)

Darin läßt sich auch der adverbiale Gebrauch dieser Zweifelsfälle darstellen: Man freut sich aufs neue, von neuem. Freut man sich dagegen auf das Neue Jahr oder das neue Ereignis, so sind substantivierte Adjektive im Zusammenhang mit der Präposition “auf”,die sich auf “sich freuen” bezieht, gemeint: Man freut sich aufs Neue.

Man schickt sich ins Ungewisseste (Wo hinein schickt man sich? In das Ungewisseste.)
Man schickt sich ungewissest (Wie schickt man sich? Mit ungewissen/ zweifelnden Gefühlen)

Gunhild Simon
Jul 18 2012

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