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Hamburg - Stadtansichten

Latzhosen

Gestern führte mich mein Weg durch die Lange Reihe. Das ist auch so ein Szene-Viertel im Umbruch. Neben den schwach variierenden Döner-und-Co-Locations angesagte Bars und Cafés. Da gab’s auch allerlei Modegemischtwarenläden, die den Trend der Siebziger wieder aufzunehmen scheinen.

Ich erinnerte mich an Zeiten, als auch Männer mit Vorliebe blau-weiß-gestreifte Latzhosen aus derben Stoffen trugen.

Den Unisex-Köperlatzhosen folgten die indischen Modelle. Das waren leichte Stoffe, zu Pluderhosen verarbeitet, die oberhalb des Busens eine latznachempfundene Passe hatten. Sie waren der Beginn einer neuen Flatterhaftigkeit, auch betonten Weiblichkeit, Tendenz Kindfau - also Hängerchen, lose Schnitte, zarte Stoffe, unbetonte Taille, Schleifen auf dem Rücken zu binden - das war gegen Ende der Siebzigerjahre. Die Indienmode! Handbedruckte und eher vorläufig gefärbte Stoffe, Kleider mit allerlei angenähten Spiegelglasscherben, Bändern, Zusammenstückelungen, Smok und Stickerei! Für diese zunächst eigenwillige Mode war die einschlägige Adresse Djamtorki am Winterhuder Markt. Rund ums Univiertel gab es mehrere kleine aber feine Läden mit echtem Alternativ-Design, auch allerlei schmückendes Beiwerk. Octopus bot Individuelles und Hochwertiges. Odds and Ends das passende Schuhwerk, derbe Stiefel, leise Sohlen.
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Isebekkanal

Isebekkanal

Foto: Bernd Sterzl
© Alchemie / PIXELIO

Der Isebek

von Gunhild Simon

Wer - als Neuling - den Isebek nicht als Kanal wahrnimmt, sondern als Fluss, der der Isestraße ihren Namen gab, der sagt “die Ise”. Wer von “das Becken” auf “das Bek” schließt, ist nicht falsch beraten. Wer von “der Kanal” auf “der Bek” schließt, denkt mit und hat den hamburgischen Sprachgebrauch verinnerlicht. Auf Plattdeutsch heißt Bek, Beek, Beeck, Beke “Bach”. Das deutet darauf hin, dass die Hamburger Beks früher einmal Bäche waren, die in die Alster mündeten. Sie wurden zu schiffbaren Kanälen ausgeschachtet, damit die Schleppkähne die Elbe erreichten.

Die Brückennamen, am Brückengeländer festgehalten, sind eigenwillig geschrieben: In Anlehnung an die Hoheluftbrücke heißt die mir nächstgelegene “Eppendorferbrücke”, der “Mansteinbrücke” folgt die “Eimsbüttelerbrücke”.

Nur 300 Meter hinter der Eimsbütteler Brücke endet der Isebek nutzlos, abrupt zugeschüttet.

Da entlarvt er sich, der zuvor in kühner Biegung zur Alster fand - gelegentlich mit sumpfigen Böschungen voll Blutweiderich, Baldrian und Wasserlilien, mit Bootsstegen, Geländern und Stufen, mit ausufernden Buchten, scheinbaren Steilufern, mit ins Wasser ragenden Wurzeln und hängenden Zweigen, mit nach Süden geneigten Gärten romantische Flussufer vortäuschend - als bloß noch simpler Kanal, als toter Arm, als bewegungsloses Gewässer ohne Lauf und Bahn.
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Der Spiegel an der Brandstwiete

Der Spiegel an der Brandstwiete

Foto: Jan von Bröckel
© janvonbroeckel / PIXELIO

Die Brandstwiete

von Gunhild Simon

Die Brandstwiete liegt nahe am Hafen, dort, wo früher einmal der alte Stadtkern sich befand. Gibt es einen Bezug zwischen Hafen und Brand? Was heißt Twiete als Bezeichnung für Straße?

Die Brandstwiete beginnt am Alten Fischmarkt/Speersort, dort wird im Pressehaus DIE ZEIT erstellt. Brandstwiete 19 ist noch Sitz der Magazine SPIEGEL und Manager-Magazin. Die Brandstwiete ist auch Namensgeber für das Wirtschaftsmagazin brand eins, welches jetzt in der Schauenburgerstraße 21 hergestellt wird.

Der Name leitet sich nicht von einem Feuer oder Brand ab, es ist vielmehr der Eigenname eines dort ehemals wohnenden Bürgers Brand. Der zweite Teil des Straßennamens, Twiete, bedeutet Gang zwischen zwei Straßen, Zwischenstraße, vom niederdeutschen “twee” hergeleitet.

Hamburg als architektonisch eher wenig historisch anmutende Stadt gibt mit seinen Straßennamen besonders viel an Hinweisen. Jedenfalls regen diese meine Phantasie an, auch schon mal meine Lachmuskeln, wenn ich nicht aus purer Gewohnheit darüber hinweggehe: Schulterblatt, Ellenbogen, Durchschnitt, Schlump, dessen gleichnamige U-Bahnstation von Witzbolden immer wieder mit einem “f” am Ende versehen wird. Bundesstraße und Hamburger Straße deuten darauf hin, dass man sich hier in ehemaligen Randbezirken aufhält. Romantisch klingt der Stadtteil Hoheluft, dörflich dagegen die Stadtteile Klein- und Groß Borstel, Klein- und Groß Flottbek. Es gibt eine Fülle von Hinweisen auf ländliche Vergangenheiten, Mühlen- und Weidenbezeichnungen, die Huden, Harvestehude, Winterhude, Sommerhuder Weg. Ganz zu schweigen von den Hafenstraßen und denen des berühmten Vergnügungsviertels: Silbersack, wo man sich des letzten Hellers, Hinter den Kirchhöfen, mitten in der City, wo man sich seines letzten Stündleins gemahnt fühlt.

Ich sehe mir gern alte Bilder an, also Fotos mit Straßenbahnen, oder Hamburgensien, das sind Stiche mit Alsterbooten und Lustwandelnden, Mühlen rund um die Alster. Faszinierend sind Bilder von Hafenszenen, die die Betriebsamkeit beim Löschen großer Schiffsladungen, beim Entladen von Elbkähnen oder Fischerbooten zeigen. Versucht man sie mit den heutigen Einklang zu bringen, ist dies ein fabelhaftes Gedankenspiel.

Gunhild Simon

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