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Inbild, Inbegriff, Inbrunst

Ein Bild ist ein alltägliches Wort. Es bezeichnet eine bildliche Wiedergabe, Darstellung, Gestaltung. Es erscheint als Bildnis, Gebilde, Abbild oder Vorbild.

Ganz anders Inbild. Inbild abstrahiert von Figürlichkeit und hebt das Bild ins Reich des Ideals. Das Inbild ist nicht mehr ein Abbild, sondern das im Innern entstandene Idealbild, eine vollkommene Verkörperung. Die Idee übergeordneter Vollkommenheit wird auch in dem Synonym Urbild, Archetyp ausgedrückt. Inbild verweist auf eine Verkörperung: Inbild der Vergänglichkeit, Inbild der Vergeblichkeit, Inbild der Einsamkeit. [1]

Ein Begriff bezeichnet sowohl ein Wort als auch eine Vorstellung. Darin steckt greifen, begreifen, weil man sich durch Begreifen, Betasten und Berühren erst einen wirklichen Begriff machen kann. Inbegriff ist ein über dem Begriff stehendes Ideal von unangreifbarer Gültigkeit. Auch Inbegriff bezieht sich auf eine höhere Abstarktionsebene. Synonyme sind Wesen, Urbegriff, Inkarnation. Mit Inbegriff kennzeichnet man meistens das Ideal eines Abstraktums – einer Wertvorstellung, Empfindung oder Befindlichkeit.

Inbild und Inbegriff haben eine inhaltliche Gemeinsamkeit: Alltägliches wird zum Ideal überhöht. Während sich Inbild auf eine Verkörperung durch eine Person bezieht, ist Inbegriff die übergeordnete Kategorie einer Abstraktion.

Inbrunst ist von Brunst abgeleitet. In Brunst erkennt man brennen und Brand.

Brunst ist noch enthalten in Feuersbrunst, einem verheerenden Feuer. Brunst für Feuer und Glut ist veraltet, übertragen bedeutet es eine sinnliche Erregung. Inbrunst ist die innere Glut des Menschen, reines Seelenfeuer, Hingabe. In der Mystik ist Inbrunst das sich auf Gott richtende edle, heiße Verlangen, das irdische Bedürfnisse hinter sich lässt.

Alle drei Begriffe heben sich von ihrer figürlichen Basis als eine Idealisierung ab. Die Vorsilbe in- weist nicht auf ein hin, sondren auf inne, innen, inner-. Allen dreien ist das Kennzeichen der Innerlichkeit gemeinsam. Zu diesen kommt das veraltete Wort “Ingrimm”, das ist ein innerer Grimm, ein innerlich waltender Zorn. Diese Substantive sind nach dem Grimmschen Wörterbuch [2] die einzigen Bildungen ihrer Art.

[1] Hier finden sich Textbeispiele zur Verwendung von “Inbild”:
Wortschatz Universität Leipzig – Beispiele
Zeit Online – “Du keusche Heilige, du ewige Verführerin”

[2] Zu Inbild und Inbrunst vgl.:
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – Inbild
Zu Inbegriff vgl.:
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – Inbegriff

Gunhild Simon
Jul 26 2012

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