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Infinite Verbformen – Infinitiv und Partizip

Um eine Verbform genauer zu analysieren, muss man sich einige seiner Merkmale vor Augen führen.

Verb ist eine Wortart. Als Wortart nennt man sie in der Grundform, Nennform, dem Infinitiv. In Infinitiv erkennt man lateinisch infinitum, unbeendet. Es bedeutet folglich “endungslose Form”. Ein Verb als Satzteil heißt Prädikat, aus lateinisch praedicatio, Aussage. Dies ist eine seiner syntaktischen, also den Satzbau betreffenden, Funktionen. Es hat eine Personalendung, die an den Verbstamm angefügt ist. Diese Endung gibt Auskunft über Person, Handlungsmodalität, -perspektive und -zeit. Deshalb heißt Verb im Deutschen sowohl Tuwort sondern auch Zeitwort.

Die konjugierten Präsensformen von öffnen lauten  öffne, öffnest, öffnet, öffnen, öffnet, öffnen. Wenn sie also mit einer Personalendung versehen sind, nennt man sie finit, beendet.

Die Infinitivendung ist in der Regel -en, die sich an den Verbstamm anschließt, z. B.öffn-en, schließ-en. Sie ist manchmal auch auf -n verkürzt, z. B. sei-n, tu-n, regel-n.

Auch das Partizip Perfekt ist eine infinite Form, z. B. öffnen – geöffnet, sein – gewesen, tun – getan, schließen – geschlossen. Die Partizipform ist in der Regel eine Umschließung des Wortstamms mit einer Nachsilbe, dem Suffix, entweder -t oder -en und einer Vorsilbe, dem Präfix, das überwiegend ge- lautet, z. B. geöffnet, geschlossen. Diesen Vorgang gleichzeitiger Präfigierung und Suffigierung nennt man Zirkumfigierung, das Ergebnis heißt Zirkumfix.

Das Partizip Perfekt ist in zweierlei Weise zu beenden. Als Teil des Prädikats wird ihm ein finites Hilfsverb zugesellt. Als Attribut bezieht es sich wie ein Adjektiv auf ein Beziehungswort, das ihm seine Endung vorgibt.

Im Deutschen gibt es zwei Partizipien, das Partizip Präsens und das Partizip Perfekt. Beide können attributiv oder adverbial gebraucht werden. Attributiv heißt hinzugefügt. Ein Attribut bezieht sich also grammatisch auf sein Beziehungswort. Ein adjektivisches Attribut ist z. B. das verschlossene Haus, eine geöffnete Tür. Im adverbialen Gebrauch ist das Partizip unveränderlich in seiner infiniten Form. Als Adverb gebraucht wird das Partizip zum Adverbiale, einer Satzbestimmung, die hier über modale Bedingungen Auskunft gibt

Vor allem dient das Partizip Perfekt zur Bildung der zusammengesetzten Vergangenheitsformen, geöffnet haben, geschlossen haben und der Passivformen, geöffnet werden – geöffnet sein, geschlossen werden – geschlossen sein. Deshalb nennt man es Partizip Perfekt Passiv, kurz PPP.

Verbpräfixe, z. B. ver-, zer-, er-, ge-, be- bleiben bei Perfektpartzipien erhalten und ersetzen ihrerseits das normale Präfix ge-, z. B. verschließen – verschlossen, eröffnen – eröffnet. Genauso wird bei Verben mit betontem Präfix verfahren, das als Präposition eine eigene Bedeutung hat, z. B. durchfahren – durchfahren, umgehen – umgangen. Dagegen wird bei einem betonten Präfix – das ist der Fall bei den trennbaren Verben – im Partizip Perfekt die reguläre Perfektmarkierung ge- zwischengeschaltet: durchfahren – durchgefahren, umgehen – umgegangen. Partizipien von Fremdwörtern auf -ieren haben hingegen kein zusatzliches Präfix z. B. finanzieren – finanziert, dikutieren – diskutiert, ausdiskutiern – ausdiskutiert.

Gunhild Simon
Feb 13 2010

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