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Karwoche

Die Passionszeit ist vorüber.

Passion heißt Leiden. Um das Leiden Jesu bis zu seinem Tod am Kreuz mitzuvollziehen, erlegen sich viele Christen in dieser Zeit, der Fastenzeit, den Verzicht auf einen bestimmten alltäglichen Luxus auf.

Die Passionszeit endet mit der Karwoche, der Heiligen Woche, deren letzte drei Tage vor dem Osterfest, dem Fest der Auferstehung, die Kartage sind. Sie beginnen mit dem Gründonnerstag, dem Gedenktag des letzten Mahls Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung. Daher wird dieser Tag mit einem Vespergottesdienst mit Abendmahl begangen.

Christliches und abergläubisches Brauchtum

In dem Namen Gründonnerstag, auch Heiliger oder Weißer Donnerstag, französisch Jeudi saint oder Jeudi blanc, vermischen sich christliches und abergläubisches Brauchtum.

Nach christlicher Auffassung symbolisiert sich darin das Wiedererwachen des Grüns aus dem abgestorben Geglaubten.[1] Das überschneidet sich mit Frühjahrsriten, die mit frischen Kräutern und ersten Eiern die Winteraustreibung feierten. Sie deckten sich mit den christlichen Fastenvorschriften. Der lateinische Terminus dies viridium, “Tag der Grünen”, bezieht sich auf die der grünenden Natur nachempfundene äußere Erneuerung und Befreiung von Kirchenstrafen. Weiße Gewänder und grüne Umhänge auf Prozessionen symbolisierten dies. Der Gründonnerstag war der Tag der Absolution und Neuzulassung exkommunizierter Sünder zum Abendmahl.[2]

Daran schließt sich der Karfreitag an, der Gedenktag der Kreuzigung Jesu.

In Karfreitag, mittelhochdeutsch karvritac, erscheint das untergegangene mittelhochdeutsche Wort kar, althochdeutsch chara, mit der Bedeutung von Wehklage und Trauer. Dem entspricht das englische care, Kummer, Sorge.

Die Evangelisten berichten von erschütternden Zeichen nach dem Tod Jesu, von einer dreistündigen Verdunkelung der Sonne, Beben und Aufbrechen der Erde und dem Zerreißen des Vorhangs im Tempel zu Jerusalem.[3]

Verzicht auf schmückendes Beiwerk zum Zeichen der Trauer

Die christlichen Kirchen verzichten als Symbole von Trauer und Empathie auf Pomp – auf vielstimmiges Glockengeläut, Kirchenschmuck und Instrumentalmusik.

Zur Totenklage ruft eine eintönige Totenglocke. Das Antependium und die Blumen fehlen. Die Orgel schweigt. Der Gesang wird ohne instrumentale Unterstützung angestimmt. Nach der Lesung der Passionsgeschichte werden feierlich die Altarkerzen gelöscht und das Buch der Heiligen Schrift geschlossen. Die Zeremonie ist eine zurückhaltende Inszenierung – ernst, würdig und gemessen.

Das letzte Passionslied – “Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt”[4] – gemahnt an Sterben und künftige Auferstehung. Das drückt sich in der Metapher des scheinbar dürren Samenkorns aus, das, versenkt in die Dunkelheit der Erde, zu neuem Leben erwacht und seinen Weg als grünender Trieb ans Licht findet.

Mit dem Ablauf der dreitägigen Frist – Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe, der “Heiligen-drei-Tage” Triduum sacrum – wird mit der Feier der heutigen Osternacht in einer symbolischen Wiederbelebung und Erleuchtung die Auferstehung Christi begangen.[5]

[1] vgl. Lukas 23,31: “grünes Holz” vs. “dürres Holz”

[2] Wikipedia – Gründonnerstag

[3] Lukas 23. Kapitel, Vers 44

[4] EG 98, Lieder aus aller Welt – Korn, das in die Erde

[5] blog.institut1 – Osterspaziergänge

Gunhild Simon
Apr 03 2010

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