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Kastanien, die falschen Verwandten

Es gibt zweierlei Kastanien.

Rosskastanien und Edelkastanien.

Daraus könnte man schließen, die Rosskastanien wären die Version fürs Vieh, etwa wie früher die bitterlichen Saubohnen, während die Edelkastanien, Esskastanien, dem menschlichen Verzehr vorbehalten sind. Doch Rosskastanien sind bekanntlich kein Pferdefutter. Sie sind gallebitter. In der Heilkunde hat Rosskastanienextrakt wohl eine Bedeutung als Trägerstoff, damit der Wirkstoff die Haut durchdringen kann. Daher findet er auch Anwendung bei Sportsalben, die äußerlich angewendet, das Gewebe beeinflussen.

Edelkastanien, in braune, glänzende Schalen gehüllt und mit einem spitzen Zipfel versehen, sind süß und wohlschmeckend. Anders als Nüsse enthalten sie kaum Öle, sondern mehr Kohlehydrate, deshalb sind sie auch leichter verderblich als andere Nüsse.

Im Herbst, wenn sie frisch sind, schmecken sie als Maronen - Maroni oder Marroni - frisch geröstet oder als Püree - notfalls aus der Konserve - zu herbstlichen Gerichten, zu Gans oder Ente und mit Preiselbeerkompott.

Jetzt, im Mai, blühen beide Kastanienarten. Da kann man unschwer erkennen, dass sie gar nicht miteinander verwandt sind.

Während die Rosskastanien kegelförmige, prächtige weiße oder rote Blütenstände haben, sind die der Esskastanie unscheinbar. Der Baum ist getrenntgeschlechtlich einhäusig wie der Hasel, d. h. die männlichen und weiblichen Blüten wachsen an derselben Pflanze. Die männlichen Blüten sind pollentragende Kätzchen, während die weiblichen, unscheinbaren Blüten etwas später an den Spitzen der Zweige erscheinen. Dadurch wird eine Selbstbestäubung verhindert. Die Früchte entwickeln sich bei getrenntgeschlechtlichen Gehölzen dort, wo die weiblichen Blüten ehedem standen, während die männlichen Blüten verdorren.

Hier in Hamburg findet man diese Spezies hübsch kugelig gewachsen als ungewohnte Zierde in Gärten oder Parkanlagen. Ein Exemplar findet sich an der Ecke Hochallee/Jungfrauenthal, eines an der Einmündung der Hegestraße in den Lehmweg.

Ob die charakteristischen Stachelfrüchte bei so veinzelt stehenden Bäumen zu finden ist? Jedenfalls findet man sie am südlichen Elbhang, dem Falkensteiner Ufer, wo sich Esskastanien im Wald - wohl durch Eichhörnchen und Eichelhäher verbreitet - gestrüppartig vermehrt haben. Allerdings scheinen sie klimatisch bevorzugte Standorte zu bevorzugen, denn die heimischen Maronen sind nicht ertragreich genug, um sie zu sammeln.

Die stachelbewehrten Fruchthüllen, die beiden Kastanienarten eigentümlich sind, täuschen. Die Edelkastanie mit ihren ungefingerten, einzeln stehenden Blättern ist mit der Buche verwandt. Betrachtet man sich deren Früchte, kleine stachlige Kapseln, die pyramidenförmige, “eckige” Bucheckern umhüllen , dann erschließt sich sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit den Edelkastanien.

Gunhild Simon
30.04.2009

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