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Mägdelein, Jungfräulein, Mädchen

Das Mädchen ist der Inbegriff des Weiblichen. Dennoch hat gerade dies das grammatische Geschlecht Neutrum.

Im Deutschen sind Verkleinerungsformen wie -lein und -chen immer sächlich. Diese haben also den sächlichen Artikel unabhängig von ihrem Sexus und sonstigen grammatischen Geschlecht.

Ist von einem Mädchen die Rede, so müsste das korrekte Personalpronomen im Zusammenhang damit immer “es” heißen. Je weiter dieser Bezug entfernt ist, desto unverständlicher erscheint es, eine weibliche Person mit einem sächlichen Pronomen zu benennen. Deshalb ist man geneigt, das weibliche Pronomen “sie” zu verwenden.

In Märchen begegnet man statt Mädchen dem Begriff Mägdelein. Darin offenbart sich die Herkunft. So wie man früher ein Mädchen - Hausmädchen, Dienstmädchen - als Magd beschäftigte, die in bäuerlichen Betrieben eine Hausmagd oder Stallmagd war, so gab es neben dem ausgewachsenen Knecht den heranwachsenden Burschen, den Jungen - Schusterjunge, Bäckerjunge etwa.

In dem alten Kirchenlied “Es ist ein’ Ros’ entsprungen” heißt es “Marie, die reine Magd”. Damit ist nicht eine Dienstmagd, sondern eine unberührte Frau gemeint. Auch der pathetische Begriff “Magdschaft” deutet dies an: Unberührtheit, Jungfrauenschaft. Magd, Maid und Jungfrau sind gleichbedeutend. Als Kennzeichnung für sehr junge Vertreterinnen wurde eine Verkleinerungsform gebildet: Mägdelein, Jungfräulein. Davon hat sich bis heute das Mädchen erhalten.

Gunhild Simon
13.04.2009

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