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Pathos und Pomp

Pathos bedeutet Kummer, Leiden, Schmerz, Krankheit. Daher dient path(o) als Wortbildungselement für ein weites Spektrum.

Das betrifft insbesondere die Medizin. Hier hat es neben Erkrankung – Pathologie, pathologisch, pathogen – auch noch die Bedeutung Heilmethode – Allopathie, Homöopathie, Osteopathie. In der Psychologie umfasst es vorwiegend ein Empfinden, wie man an Empathie, Sympathie, Antipathie erkennt.

Daneben hat es auch Alltägliches, Mitmenschliches, Rhetorisches zum Inhalt.

Pathos und pathetisch haben jeweils zwei Bedeutungen, die deutlich machen, dass es in beiden Fällen einen Bedeutungswandel zum Pejorativen, Abwertenden gibt.

Pathos ist einerseits feierliche Bewegtheit, Ergriffenheit, und andererseits Gefühlsüberschwang, übertriebene Gefühlsäußerung. Pathos wird zunehmend verstanden als “falsches Pathos”, eine kalkulierte Manipulation von innerlicher Bewegtheit. Das beschreibt schließlich der eindeutig abwertende Begriff Pathetik, feierliche Gespreiztheit. Das dazugehörige Adjektiv pathetisch bedeutet ausdrucksvoll, feierlich, dramatisch und nach heutigem Sprachempfinden überwiegend übertrieben gefühlvoll, salbungsvoll, affektiert.

Auch Pomp ist ein Fremdwort mit griechischen, lateinischen und französischen Ursprüngen. Daher bedeutet es zunächst “feierliches Geleit, festlicher Aufzug”: griechisch pompe – Geleit, Sendung, lateinisch pompa – Aufzug, französisch pompe funèbre – Bestattungsfeier.

Im Deutschen hat sich ausgehend vom mittelhochdeutschen pomp(e), Geleit, Aufzug, die abwertende Bedeutung übertriebene Pracht, Prunk, Schaugepränge durchgesetzt. Das betrifft auch das Adjektiv pompös. Im Englischen bedeutet pompous selbstgefällig, aufgeblasen, wichtigtuerisch.

Pathos und Pomp gehören nur bedingt zusammen. Nämlich in ihrer im Deutschen abwertenden Bedeutung.
Pathos betrifft die Rhetorik, Pomp die äußere Ausstattung. Beides soll allerdings mit Nachdruck innere Empfindungen ansprechen.

Auch bei Pomp, pompös, hat sich in der Musik fachsprachlich, wie bei Beethovens “Pahétique”, ein positiver, wertfreier Klang erhalten: pomposo, italienisch, heißt als musikalische Vortragsanweisung “feierlich, prächtig”.

Gunhild Simon
Nov 18 2009

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