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Pferd, Ross, Gaul und Mähre

Das Pferd verdankt seinen Namen seiner Funktion als umfassendes Nutztier des Menschen. Denn Pferde wurden in vormotorisierter Zeit als Arbeitstiere, Reit-, Zug- und Lasttiere eingesetzt.

Die Bezeichnung Pferd ist eine über allerlei Zwischenformen führende Entlehnung aus dem Mittellateinischen. Über mittelhochdeutsch pfert, althochdeutsch pfarifrit führt es zu para-veredus. Das bedeutet “Kurierpferd”, dessen Wortteile sich aus griechisch para, neben, und gallisch-lateinisch veredus, Postpferd, ergibt.

Es ist leicht vorstellbar, dass ein solches “Kurierpferd auf Nebenlinien” auch unwegsame Gebiete durchkreuzen und Wegelagerern entgehen konnte, während ein Wagen auf befestigte und geschützte Wege oder ein bewaffnetes Geleit, angewiesen war.

Eine alte deutsche Bezeichnung für Pferd ist Gaul. Ihre Quelle ist das mittelhochdeutsche Wort gul, das allgemein männliches Tier heißt. Mittlerweile wird das Wort abwertend verstanden: “geschenkter Gaul”.

Auch der Name Mähre ist verächtlich, “Schindmähre”. Auch Mähre war nicht immer negativ konnotiert. Das lässt sich aus seinem keltischen Ursprung ersehen. Das Wort für Pferd lautetemar, marc, mittelhochdeutsch marc[h]. Daraus erklären sich Marstall, ein im Laufe der Zeit zunehmend feiner, fürstlicher Pferdestall und Marschall, ein Wort, dessen Bedeutung von “Pferdeknecht” über Stallmeister schließlich zum Befehlshaber der Reiterei avancierte. Die französischen und englischen Entlehnungen, maréchal und marshall, gehen auf dieses mittelhochdeutsche Wort zurück.

Im süddeutschen Sprachraum, in gehobener und dichterischer Sprache ist noch Ross üblich, englisch horse, altisländisch hross. Wendungen wie “hoch zu Ross”, “Ross und Reiter”, “Rösselsprung”, eine Übertagung aus dem verzwickten Ziehen des Springers beim Schachspiel, geben das noch zu erkennen. Die Bezeichnung “Schlachtross” ist heute eine scherzhafte Übertragung für kampferprobt.

Alle mit den Pferden näher verwandten “Unpaarhufer” haben die Geschlechtsbezeichnungen, die zu Pferden gehörig sind. Das weibliche Tier heißt Stute, das männliche Hengst, das Junge Fohlen oder Füllen, der zum Zweck leichterer Führbarkeit kastrierte Hengst heißt Wallach. Zu den Pferden zählen kleine Rassen wie Ponys, dem Savannenleben farblich angepasste Wildpferde, die Zebras, verwilderte nordamerikanische Mustangs. Auch Esel und ihre unfruchtbaren Nachkommen, die Maultiere und Mulis, die aus Kreuzungen mit Pferden stammen, gehören in diesem Sinn zu den Pferden.

Gunhild Simon
Jun 12 2010

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