Recht und billig

Mit der Wendung “recht und billig” drückt man aus, dass etwas nicht nur objektiv rechtens, sondern auch nach eigenem Empfinden gerecht ist.

Wie kommt das zustande?

Es steckt in dem Wort billig, das einem facettenreichen Bedeutungswandel unterlegen ist, dessen Spuren man verfolgen kann.

Billig heißt eigentlich recht, gemäß, geziemend, “ziemlich”, rechtmäßig, legitim. [1] Inzwischen wird es im Sprachalltag als preiswert, günstig, erschwinglich verstanden. In der Wendung “billig aussehen” ist mindere Qualität gemeint. Das Wort hat im heutigen Sprachgebrauch die Nebenbedeutung von minderwertig mit einem verschämten Klang nach Armut.

Das war nicht immer so.

Billig kommt von billigen. Billigen heißt gutheißen, beipflichten, bestätigen. Darin ist noch keine negative Konnotation enthalten. Das Verb billigen hat jedoch seinerseits eine Wurzel, die kaum noch zutage tritt.

Denn sie ist größtenteils verschüttet. Sie steckt in die Bill. Im Englischen ist bill die Rechnung, also das was als recht angesehen wird, berechnet und bezahlt zu werden. [2] Bill ist enthalten in Unbill mit dem wortfremden Plural Unbilden. [3] Bill bedeutet eigentlich empfundenes Recht, das im Oberdeutschen in der ursprünglichen Bedeutung von Unbill, Unrecht, Beleidigung noch anzutreffen ist. Das veraltete Positivum Bill heißt also Recht, genaugenommen, im Gegensatz zum geschriebenen Recht und Gesetz, “empfundenes Recht”.

[1] Eigentlich müsste das Adjektiv korrekt billich, “rechtgleich” lauten, statt billig, “rechtig”.
“billig, aequus, im 17 jh. tauchte diese falsche schreibung auf und setzte sich im 18 jh. fest, das Wort ist aber, wie wir sahen, mit lich zusammengesetzt, nicht durch -ig abgeleitet;”
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – billig

[2] “den Engländern ist bill für das eingebrachte und angenommene Gesetz ganz geläufig geblieben”
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – bill

[3] vgl. zu Unbill und Unbilden
blog1.institut1 – Unbill und Unbilden

Gunhild Simon
Aug 08 2012

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