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Reflexive Verben

Reflexiv heißt rückbezüglich. Das bedeutet im grammatischen Zusammenhang die Beziehung eines Pronomens, des Reflexivpronomens, auf ein Satzglied.

Echte reflexive Verben kommen ausschließlich rückbezüglich vor - sich schämen, sich freuen, sich beeilen, sich nähern, sich ereignen, sich entschließen, sich verirren, sich verlieben, sich bedanken. Andere, die ihnen nahekommen, weil sie überwiegend reflexiv gebraucht werden, sind sich rasieren, sich fürchten, sich beklagen, sich erinnern.

Reflexivpronomen stehen überwiegend im Akkusativ. Deren Deklinationsmuster lautet mich, dich, sich, uns euch, sich. Sie ersetzen also ein Akkusativobjekt. Wen kämmst, rasierst, wäschst du? Ich kämme, rasiere, wasche mich.

Eine kleinere Gruppe von Verben steht mit dem Dativ des Reflexivpronomens. Das lautet als Deklinationsmuster mir, dir, sich, uns, euch, sich. Es ist also nur in der 1. und 2. Person Singular als Dativ vom Akkusativ zu unterscheiden - sich überlegen (ich habe mir überlegt, dass …) , sich verbitten (ich möchte mir … verbitten), sich erlauben ( Ich habe mir erlaubt, zu …). Ebenso beispielsweise sich denken, sich wünschen, sich ersehnen, sich verbieten, sich vorstellen. Die Verben, deren Reflexivpronomen im Dativ stehen, benötigen überwiegend eine Ergänzung, Akkusativobjekt, dass-Nebensatz oder Infinitiv.

Nur wenige bilden allein mit dem Pronomen einen vollständigen Satz, weil auch die entsprechenden nichtreflexiven Verben diese Eigenschaft haben müssen: Ich helfe dir. - Ich helfe mir. Ich vergebe dir. - Ich vergebe mir.

Das Reflexivpronomen lautet immer sich in der 3. Person Singular und Plural. In den anderen Personen wird es durch die entsprechenden Personalpronomina ersetzt. Dies ist im Deutschen eine besondere Schwierigkeit im Gegensatz zum Englischen, wo das Reflexivpronomen durch ein angehängtes -self, -selves gekennzeichnet wird, z. B. Enjoy yourself! Amüsier dich!

Dieser Umstand verwehrt ein Erkennen des Kasus des Reflexivpronomens im Infinitiv - sich denken (Dativ), sich bedenken (Akkusativ) - sich überlegen (Dativ), sich hinlegen (Akkusativ).

Wird ein Verb in einem reziproken Sinn gebraucht, also dergestalt, dass das Merkmal reflexiv auf Gegenseitigkeit zutrifft, tritt das reziproke Pronomen einander an die Stelle des Reflexivpronomens. Da diese Form aber im Alltag gestelzt wirkt, wird sie zunehmend von reflexiven Formen verdrängt, z. B. wir haben uns getrennt, verabschiedet statt wir haben uns voneinander getrennt, verabschiedet. oder wir treffen, begegnen, mögen, lieben, hassen, verabscheuen uns statt einander.

Gunhild Simon
19.05.2009

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