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Rhetorische Figuren - Stilmittel lebendiger Redegestaltung

Anders als bei schriftlichen Äußerungen - Abhandlungen, Aufsätzen, Briefen, Artikeln - wird beim Reden die Wirkung auf den Adressaten unmittelbar sichtbar und spürbar. Graue Theorie, klamme Steifheit und selbstgenügsame Gleichförmigkeit wirken öde und ermüdend.

Ob es dem Redner gelingt, den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, hängt nicht nur von seiner sachlichen Kompetenz und persönlichen Ausstrahlung ab. Dass seine Sätze Aufmerksamkeit erzeugen, Interesse wecken, geschieht durch die Inszenierung.

Vielgestaltigkeit, Abwechslung, lässt aufmerken. Farbigkeit weckt Appetit, denn das innere Auge sucht Unterhaltung. Provokation regt die Gedanken an. Sie wollen leicht und behende mitgenommen werden. Bildhaftigkeit lässt Szenen erstehen, die die Vorstellungskraft beleben. Dramaturgie und nonverbale Impulse wenden sich an tiefere emotionale Schichten.

Die Zauberformel heißt rhetorische Figur

Sie sind Stilmittel - die rhetorischen Figuren. Sie geben der Rede Gestalt - sie gestalten sie figürlich. Diese Figürlichkeit wird durch Bilder ausgedrückt - Metaphern. Metaphern sind die Grundsubstanz rhetorischer Figuren.

Metaphern werden ihrerseits in verschiedener Weise eingesetzt. Sie werden zu Bildern einer Szene verknüpft. Sie werden zu widersinnigen, unlogischen, Gegensätzen zusammengefügt. Sie werden überspitzt, um ihre Anschaulichkeit zu erhöhen. Sie wiederholen sich in kaum wahrnehmbarer Abwandlung. Sie werden an scheinbar unpassenden Schnittstellen verknüpft und erfahren dadurch eine überraschende Wendung. [1]

Zwar ist Metapher, Verbildlichung, für sich genommen bereits eine Stilfigur. Jedoch ist die Metapher genau betrachtet ein gewöhnlicher, allgegenwärtiger Sprachfall. Kaum ein Alltagswort, das nicht metaphorisch auf einer anderen Ebene - in bildhaftem, vergleichenden Zusammenhang, gleich einem “Teekesselchen” - verwendet würde und verwendbar ist.

Metaphern als rhetorische Figuren haben die Eigenart - und den Vorteil -, auf einer sehr niedrigen Stufe des Verständnisses zu wirken. Sie entbinden den Redner, auch den Schreiber bisweilen, von langen Erklärungen, weil die Bilder selbsterklärend sind, ohne selbstreferentiell zu langweilen: Schillers “Milch der frommen Denkungsart” etwa steht für kindlich reine Einstellung, die man nur bewahren kann unter Bedingungen, die Vorurteile noch nicht haben wirksam werden lassen. Welch komplizierte Erklärung für ein Bild der Selbstevidenz!

[1] Magazin Deutsch: Rhetorische Figuren – ein Begriff, der nur vordergründig Rätsel aufgibt

Gunhild Simon
23.11.2008

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