Salzsäule

Wer zur Salzsäule erstarrt, der ist bewegungsunfähig, weil er innerlich tief erschüttert, außer sich, entsetzt ist. Anders ausgedrückt: Er ist wie vom Schlag getroffen, wie vom Donner gerührt.

Das Bild, das dem Vergleich zugrundeliegt, stammt aus dem Alten Testament:

Gott hat die Bewohner von Sodom und Gomorrha wegen ihrer gottlosen Lebensweise mit der Zerstörung ihrer Städte bestraft. Nur Lot, einen Neffen Abrahams, und seine Familie hatte sein Engel aus dem Inferno herausgeführt. Die Bedingung war, keinen Blick zurück zu werfen. Lots Frau konnte diesem Befehl nicht standhalten, wendete sich um und erstarrte beim Anblick Sodoms – zur Salzsäule.

Lots Frau bezahlte ihre Neugier und ihren Ungehorsam mit dem Leben.

Denkbar ist, dass damit der Vorstellung Raum gegeben wird, dass erloschenes Leben wie das Salz eines ausgetrockneten Sees wieder zum Bodensatz der Erde würde. Das bedeutet eine Umschreibung des Todes, der ehedem Lebendiges wieder zu Erde werden lässt.

Salzsäule ist in unserem Sprachgebrauch nur in diesem redensartlichen Zusammenhang üblich, denn Salzsäulen kommen in unserer Welt nicht vor. Man kennt vergleichbar in Tropfsteinhöhlen Gebilde, die sich in Dimensionen erdgeschichtlicher Wandlungen entfalten: Stalagmiten und Stalaktiten, von unten sich aufbauende hügelige Formationen und von oben eiszapfenartig hängende Gebilde, mineralische Rückstände von durch Gestein fließendem Wasser.

Salzsäulen, desgleichen geologische Formationen, die mit wechselnden Wasserständen und Salkonzentrationen in Salzseen entstehen und schließlich bei sinkendem Wasserspiegel wie eine bizarr erstarrte menschliche Gestalt aus dem Wasser herausragen, waren angesichts des Toten Meeres schon in alttestamentarischen Zeiten Hintergrund für dieses Bild [1] erstarrt erscheinender, naturgeschaffener Skulpturen.

[1]Sie wurde ??????? ??????: Sie wurde zu einer Säule aus Salz.

Gunhild Simon
Jul 22 2012

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