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Seele und Seligkeit

Was ist die Seele?

“Nun lob mein Seel’ den Herren, was in mir ist, den Namen sein.” [1]. Die Zeilen des Chorals bringen zum Ausdruck, was Seele ist:

Die Seele ist das Innere, das Unsichtbare, das Bewusstsein. Das was den Menschen ausmacht, was er denkt, fühlt, ausstrahlt und was ihn trägt: “… es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel’ und Mut …”, so heißt es andernorts. [2]. Das Zentrum des Inneren ist das Gewissen. Daraus leitet sich die menschliche Verantwortung ab.

Der Mensch hat eine Biographie. Sie ist die Leistung der Seele, Vergangenheit und Zukunft zu bedenken. Das menschliche Bewusstsein geht über die Gegenwart hinaus. Es bettet den existenziellen Augenblick in einen zeitlichen Zusammenhang des Daseins ein. Der Mensch hat ein Bewusstsein von seiner wesensbestimmenden Vergangenheit und von seiner durch den Tod begrenzten Zukunft. Gedächtnis und Antizipation sind die Eckpunkte, die auf die die Folgen des menschlichen Handelns verweisen.

Seele

Die Pychologie bedient sich statt des christlichen Antagonismus Körper – Seele, Fleisch – Geist der Begriffe von Physis und Psyche zur Abgrenzung psychischer Vorgänge – Fühlen und Denken – von physischen – physiologischen Funktionen. Während die Psychologie die Einheit, die Versöhnung und das wechselseitige und stabilisierende Zusammenwirken von Körper und Seele thematisiert, ist die Seele aus religiöser Sicht etwas von ihrer irdischen Hülle Losgelöstes. Die Seele aber ist nicht fleischlich und materiell. Deshalb ist sie unsterblich.

Seligkeit

Seligkeit und selig hat mit der Seele nichts zu tun. In selig fließen die Reste zweier untergegangener Wörter zusammen. Sal hatte die Bedeutung “Gabe, Hingabe, Preisgabe” bis hin zu “Strafe”. Das aus dem Gotischen überliefert,e Wort saelde bedeutete soviel wie “Wohl”.

“Sal”

Eine Melange beider ist enthalten in dem Kompositumsglied -sal weniger, archaisch anmutender Begriffe: “Mühsal, Trübsal, Drangsal, Labsal, Schicksal, Scheusal”. Dass sie ein unterschiedliches Genus haben, hat einen semantischen Hintergrund. “Trübsal, Mühsal”, wie auch “die Labsal, die Drangsal” sind feminin: Hier hat “die Sal” die Bedeutung “die Hingabe, Auslieferung”. Dahinter steht die Aussage, man sei oder habe sich “der Betrübnis, Mühe, Labung, Bedrängnis hingegeben, ergeben, ausgeliefert”. Bei denjeninigen mit einem neutralen Genus – “das Schicksal, das Scheusal” – bedeutet “das Sal” einen konkreten Gegenstand, also “das Ausgelieferte, Hingegebene, Unterworfene”.

Daran zeigt sich auch, dass “selig” fern der Bedeutung von “Seele” angesiedelt ist. Je nach Kontext kann selig “wohlig”, darüberhinaus “hingegeben, preisgegeben” und sogar “ausgeliefert, bestraft” bedeuten.

Wenn die Preise für Saisonwaren gesenkt werden im Sale, Ausverkauf, dann werden sie “aufgegeben, hingegeben, preisgegeben”. Wer trübselig ist, gibt sich der Trübsal preis, glückselig zu sein, bedeutet, dem Glück hingegeben zu sein – Glücksal. Wer rührselig ist, gibt sich der Rührseligkeit hin – ist es Rührsal? Sich dem Irrtum auszuliefern straft einen mit Irrsal.[3]

[1] EKG, Nr 289, nach dem 103. Psalm
[2] Ich steh an deiner Krippen hier, EKG, Nr 37

[3] http://www.blog.institut1.de/2009/irrsal-und-wirrsal-das-ableitungssuffix-sal/

Gunhild Simon
Okt 09 2012

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