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Spinnen - die unheimlichen Krabbeltiere

Spinnen rufen trotz ihrer unbedeutenden Größe Abwehr, Angst und Ekel hervor. Offenbar hängt dies mit der Unvorhersehbarkeit und Schnelligkeit ihrer Fortbewegung, dem unheimlich nach vorn gerichteten Blick der Augen zusammen und dem legendären Giftpotential, vor dem man sich instinktiv hütet. Unüberwindliche Angst vor Spinnen heißt Arachnophobie, aus griechisch arachne, Spinne, und phobos, Furcht. [1]

Die Spinne gehört nach ihrer Systematik zu der Ordnung der Spinnentiere, Arachniden, und ihrer Klasse nach zu den Webspinnen, den Arachnae.

Arachne heißt auf griechisch Spinne, aber auch Weberin.

Dieser Name ist im Französischen, araignée, und im Spanischen araña, erhalten.

Arachne ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Ovid beschreibt in seinen “Metamorphosen” wie sie, eine begnadete Weberin, mit der Göttin Athene, der Schutzpatronin der Weberinnen, einen Wettstreit eingeht. Aus Angst vor dem Zorn der Göttin, die sich durch die Kunst des Mädchens geschmälert sieht, versucht sich Arachne zu erhängen. Athene kommt ihr jedoch zuvor und verwandelt sie in eine Spinne, verdammt zu lebenslangem Spinnen und Weben. [2]

Das Spinnen und Weben ist literarisch und mythologisch mit Schicksalhaftem und Bedrohlichem verbunden. Dessen Prototypen sind die griechischen Moiren, drei Schicksalsgöttinnen, die jeweils den Lebensfaden spinnen, abmessen und abschneiden. In der Welt der Märchen spielt die böse Fee in “Dornröschen” diese Rolle. Im Sprachgebrauch spiegelt sich dieser Gedanke in den bildhaften Wendungen jemanden umgarnen, einwickeln und um den Finger wickeln wider, Umgangsformen, die man schmeichelnden und berechnenden Frauen zuweist.

Spinnen unterscheiden sich von Insekten in ihrem Körperbau und den Sinnesorganen am deutlichsten durch die Anzahl ihrer Beine. Im Gegensatz zu den sechsbeinigen Kerbtieren haben Spinnen acht Beine. Die Spinnen hierzulande sind meistens Webspinnen. Daneben kennen wir Weberknechte, Springspinnen und exotische Vogelspinnen, die zu insektizidfernen Zeiten gelegentlich auf Bananendampfern einwanderten. Heute halten Liebhaber sie in Terrarien.

Nur die Webspinnen bauen Netze. Dazu produzieren sie aus mehreren Spinndrüsen ein eiweißhaltiges Sekret, das sich zu einem elastischen Faden verfestigt. Spinnennetze sehen wir als Radnetze, Trichternetze oder Baldachinnetze. Gespinsthafte Baldachinnetze werden von kleinen Spinnen angefertigt, sie hängen oft waagerecht aufgehängt in Winkeln, die Trichternetze der auffallend langbeinigen Hausspinnen befinden sich in feuchten Kellerecken und versteckt hinter Möbeln.

Radnetze nötigen bei genauer Betrachtung unwillkürlich Achtung ab. Sie finden sich zwischen Zweigen und Gittern und vor Fenstern, wo anfliegende Insekten sich darin unweigerlich verfangen, weil die Lichtverhältnisse die Netze unsichtbar machen. Technisch sind sie wahre Wunderwerke der Statik, das geduldige und aufwendige Knüpfwerk einer ganzen Nacht aus Lauf- und Leimfäden, Speichen- und Spiralfäden. Die Spiralfäden des Fangnetzes werden schließlich mit einer klebrigen Substanz beträufelt, die ein Beutetier, einmal ins Netz gegangen, haften lässt. Die Spinne selbst meidet die Fangfäden und bewegt sich auf den Außenfäden und Netzachsen. [3]

Spinnen sind Jäger, die ihre Beute, meist Mücken, Fliegen und Motten, mit Gift erlegen. Sie lauern im Zentrum ihres Netzes oder mit einem Signalfaden versehen in einem Hinterhalt, bis sich ein Insekt in ihrem Netz verfängt. Alarmiert durch die Erschütterung eilen sie zu ihrem Fang, betäuben ihn mit einem giftigen Biss, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Mit einem Spinnfaden wird er umschnürt, um später lebendig ausgesaugt zu werden. Diese Vorgehensweise des kleinen Jägers, der eine große Beute überwältigt, wirkt nach menschlichen Maßstäben tückisch, grausam und bedrohlich.

Ein liebevoller und poetischer Blick auf die Spinne ließe sie in einem anderen Licht erscheinen. Dann sähe man das Glitzern der Tautropfen auf ihrem Netzwerk, dann betrachtete man die Behendigkeit ihrer Bewegungen, die Zartheit ihrer Taille und die Zeichnung ihres Rückens. Man bewunderte ihre Sensibilität und Genauigkeit, ihre Raffinesse und ihre konzentrierte Bereitschaft. Man träumte sich in die Schwingungen warmer Windbewegungen, die die Jungspinnen forttragen. Sie lassen die Luft des Altweibersommers schimmern. [4]

Webquellen:

[1] Wikipedia - Arachnophobie

[2] Arachne und ihre Schwestern - Spinnen und Weben in der Antike

[3] MausWissen - Wie baut eine Spinne ihr Netz?

[4] Wikipedia - Altweibersommer

Gunhild Simon
9.06.2008

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