St. Nikolai – Patronat des heiligen Nikolaus
Die Heiligen, nach denen Kirchen, Stadtteile, Straßen, Märkte und sogar – wie in Hamburg – Zollämter benannt sind, heißen Michael, Petrus, Paulus, Jacobus, Johannes, Nikolaus. Die weiblichen sind Katharina, Maria und Anna. Auch die Dreieinigkeit, die Trinität, lateinisch trinitas ist ein beliebter Name.
Die Namen der Kirchen, Stadtteile, Straßen und Märkte haben jedoch meistens abweichende Endungen, die einem so geläufig sind, dass man ihre grammatische Markierung nicht mehr bemerkt.
Sie sind Genitivendungen. Bei den männlichen Vornamen sind es lateinische Genitivendungen, sofern der lateinische Wortlaut beibehalten wurde. So wird aus Paulus “St. Pauli”, aus Nikolaus, “St. Nikolai”.
Bei den im Deutschen üblichen weiblichen Vornamen wird der Heiligenname oft mit der alten schwachen Flexionsendung -en ausgestattet.Sie zeigt an, dass die Kirche der Hl. Katharina gewidmet ist.
St. Nikolai – Patronat des heiligen Nikolaus
Das Gleiche lässt sich erkennen, wenn aus der Kirche, die “Unserer lieben Frau” gewidmet ist, die Liebfrauenkirche wird. Maria ist die Patronin des Mariendoms, das Zollamt am Eingang des ehemaligen Hamburger Freihafens hieß St. Annen. Der Petersdom in Rom entspricht sprachlich der Petrikirche, der Hauptkirche St. Petri in Hamburg.
St. Michaelis, St. Petri, St. Jacobi, St. Nikolai sind neben St. Katharinen die Hamburger Hauptkirchen. Im katholischen Münster kommen weniger bekannte Namen zu Ehren: die Lambertikirche, benannt nach dem Hl. Lambertus und der Aegdiimarkt, nach der an dieser Stelle früher befindlichen Aegidiikirche unter dem Patronat des Hl. Aegidius.
Auch die Vielzahl der Johanniskirchen, deren Patron Johannes der Täufer oder Johannes, der Evangelist, ist, zeigen diese minimale Lautverschiebung von -es nach -is. Sie stammt aus dem lateinischen Genitiv und ist noch in anderen Wörtern, die sich auf Heiligentage beziehen, lebendig.
Der 24. Juni der Johannistag, da reifen die Johannisbeeren, da leuchten die Johanniskäfer, und da blüht das Johanniskraut. Die Johannisnacht ist die Nacht vom 23. auf 24. Juni, die in enger Verbindung zur Sommersonnwende steht und mit Fest, Feuer und Tanz begangen wurde. [1]
Die lateinische Dativendung steckt hinter “an Johanni”, dem Johannestag, und “an Michaeli”, dem Michaelestag. [2] Michaeli ist der traditionelle Kirchweihtag am 29. 9. Sogar in der Redewendung, es sei “Matthäi am Letzten”, die ausdrückt, dass man Ende seiner Mittel oder Kräfte ist, ist noch ein lateinischer Genitiv erhalten. Der Evangelist Matthäus soll im Hauptberuf Steuereintreiber gewesen sein. [3]
Weil es in den modernen romanischen Sprachen keine Flexionsendungen gibt, sondern stattdessen eine Präposition den Genitiv kennzeichnet, heißt es “Piazza di San Marco”, Markusplatz, “Basilica di San Pietro in Vaticano”, Petersdom, oder “Cathédrale de Notre Dame”. Das heißt übersetzt “Dom unserer (lieben) Frau”, das entspricht der Münchener ‘Frauenkirche’.
Die christliche Vorstellung des dreifaltigen Gottes, die Dreieinigkeit, Trinität, hat den lateinischen Hintergrund trinitas, Dreiheit. Im Deutschen erscheint trinitas überwiegend im Genitiv, “Trintatis”. Das Trinitatisfest ist das letzte große kirchliche Fest nach Pfingsten. Damit wird das Zustandekommen der Dreifaltigkeit nach der österlichen Auferstehung, nach Christi Himmelfahrt und nach dem pfingstlichen Ausgießen des Heiligen Geistes zur Verbreitung des christlichen Glaubens gefeiert. In den romanischen Sprachen steht folgerichtig statt des Genitivs die endungslos Form, die dem lateinischen Nominativ entspricht: trinité, trinitate, trinidad.
[1] Kleiner Kalender – Johannistag (Johanni)
[2] www.brauchtumsseiten.de – Michaeli – Michaelistag am 29.9.
[3] Redensarten-Index – Suchergebnis für bei jemandem ist Matthäi am Letzten
Gunhild Simon
Okt 08 2012
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