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Substantivierungen - Substantive mit Ge- und -ei als Affixe

Verben lassen sich substantivieren, indem man den Infinitiv groß schreibt und mit einem Artikel versieht: das Schreiben, das Lesen, das Erleben.

Solche Art der Substantivierung von Verben und Verbkomposita ist allgegenwärtig, z. B. im Stehen, beim Schlafen, vom Faulsein, zum Jungbleiben, durch Zähneputzen. Das gilt auch für Partizipien, z. B. das Vergangene, das Vermutete, das Bohrende, das Quälende.

Einige nimmt man gar nicht mehr als solche wahr: das Leben, das Essen, das Schlafengehen, das Altern.

Eine andere Art der Substantivierung geschieht durch Affixe, das ist der Oberbegriff für angefügte Silben. Man unterscheidet sie nach ihrer Stellung im Wort. Präfix heißt Vorsilbe, Suffix heißt Nachsilbe und Zirkumfix heißt umschlossene Silbe.

Kleingeschrieben als ge- hat das Präfix vor allem die Aufgabe, das Partizip II anzuzeigen. In dieser Funktion hat es keine eigene inhaltliche Aussage. Es betrifft zunächst die nichtpräfigierten Verben, außerdem Verben, die bereits mit einem betonten Präfix ausgestattet sind. Letztere umschließen die Silbe -ge- im Partizip II zu einem Zirkumfix.

Hier einige Beispiele:

arbeiten - gearbeitet
ausarbeiten - ausgearbeitet
einarbeiten - eingearbeitet
zusammenarbeiten - zusammengearbeitet

Fremdwörter dagegen verzichten gänzlich auf ein Präfix im Partizip II, desgleichen Verben mit unbetontem Präfix. Sie behalten dieses auch als Präfix im Partizip II bei.

überarbeiten - überarbeitet
bearbeiten - bearbeitet
verarbeiten - verarbeitet
laborieren - laboriert
studieren - studiert

Als Teil eines Substantivs verändert die Vorsilbe Ge- den Inhalt. Es entsteht ein neuer Begriff:

Wasser - Gewässer
Berg - Gebirge
Bau - Gebäude
Werk - das Gewerk
Mauer - Gemäuer
Wetter - Gewitter
Trank - Getränk
Mus - Gemüse

Ebenso lässt sich prinzipiell aus einem Verbstamm ein mit Ge- präfigiertes und zunächst mit -e endendes Substantiv mit neutralem Genus produzieren. Je konventioneller und eigenbedeutsamer das Substantiv wird, desto mehr schleift sich die Endung -e ab.

Etwas Ähnliches vollzieht sich durch das Suffix -ei. Auch damit lassen sich aus Verben beliebige Substantive bilden, die zunächst eine gewollt unspezifische, vage und unpräzise Bedeutung haben.

schreien - das Schreien - das Geschrei - die Schreierei
heulen - das Heulen - das Geheul - die Heulerei

Besonders Handwerksbetriebe wie Konditorei, Bäckerei, Metzgerei haben die Endung -rei. Diese Endung hat jedoch ihre Quelle in der Berufsbezeichnung, die jeweils auf -r endet: Konditor, Bäcker, Metzger. Sie hat Parallelen im Französischen - pâtisserie, boulangerie, boucherie- oder im Italienischen - pasticceria, panetteteria, macelleria. In diesem Zusammenhang hat die Endung folglich eine neutrale Bedeutung.

brauen - das Brauen - das Gebräu - die Brauerei
backen - das Backen - das Gebäck - die Bäckerei

Das Unspezifische verdeutlichen Verben, die eine Wiederholung ausdrücken. Sie heißen Iterative und enden in der Regel auf -eln:

werkeln - das Werkeln - das Gewerkel - die Werkelei
sticheln - das Sticheln - das Gestichel - die Stichelei
rütteln - das Rütteln - das Gerüttel - die Rüttelei
rascheln - das Rascheln - das Geraschel - die Raschelei

Gunhild Simon
23.07.2009

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