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Trotzdem und obwohl

Es gilt als ungebildet, wenn man den Einsatz von trotzdem und obwohl nicht korrekt voneinander trennt. Beide bergen für sich genommen Hürden, die offenbar sprachlichem Wandel unterworfen sind.

Die Bedeutung beider ist vom Inhalt her konzessiv, das heißt einräumend. Obwohl ist synonym mit wenngleich, obgleich, wennschon, obschon und obzwar. Trotzdem ist bedeutungsgleich mit dennoch, gleichwohl, dessen ungeachtet, indessen. Sie ähneln einander funktional, verlangen jedoch unterschiedliche syntaktische Strukturen.

Als Konjunktion definiert man ein Bindeglied zwischen zwei gleichrangigen Faktoren, hier also zwei Hauptsätzen. Die Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz, also ungleichrangigen Satzgliedern, bezeichnet man im Unterschied dazu als Junktion, Bindewort - genauer Subjunktion, um auszudrücken, dass ein untergeordneter Satz, ein Nebensatz, eingeleitet wird.

Folglich bezeichnet man obwohl nach geltenden hochsprachlichen Maßstäben als Junktion. Dagegen leitet trotzdem nach heutiger Auffassung und aktuellem Sprachempfinden einen Hauptsatz ein. In dieser Funktion kann trotzdem eine Konjunktion, also Bindeglied zwischen zwei Hauptsätzen, sein oder völlig selbständig einen Hauptsatz einleiten. Dann ist es überordnend als Konjunktionaladverb zu bezeichnen.

Das Konjunktionaladverb hat noch eine weitere Besonderheit im Unterschied zu den streng für sich stehenden Junktionen: Es ist mit weiteren Konjunktionaladverbien kombinierbar: aber trotzdem, aber dennoch.

Gerade an trotzdem erhitzen sich die Gemüter. Viele empfinden es als falsch, wenn trotzdem einen Nebensatz einleitet. Das ist zwar zunächst verständlich, jedoch muss man beachten, dass die strenge Abgrenzung voneinander nicht immer so gesehen wurde und auch mancherorts immer noch anders gehandhabt wird. In manchen Gegenden Süddeutschlands ist trotzdem als nebensatzeinleitendes Bindewort üblich. Auch in der Literatur findet sich dies oft, namentlich bei Theodor Fontane.

In dieser Funktion wechselt die Betonung von der ersten auf die zweite Silbe. Steht nämlich das Konjunktionaladverb an der Spitze, wird die erste Silbe betont, steht es im Mittelfeld des Satzes, wird die zweite betont. Diese Akzentverschiebung betrifft ferner die Konjunktionaladverbien daran, hieran, darüber, hierüber, davon, hiervon usw.

Beispiele:

Obwohl es regnete, fuhren wir mit dem Fahrrad.
Wir fuhren mit dem Fahrrad, obwohl es regnete.
Es regnete, ‘trotzdem fuhren wir mit dem Fahrrad.
Es regnete. ‘Trotzdem fuhren wir mit dem Fahrrad.

Setzte man trotzdem als nebensatzeinleitendes Bindewort ein, lautete der Satz:

Trotz’dem es regnete, fuhren wir mit dem Fahrrad.
Wir fuhren Fahrrad, trotz’dem es regnete.
Indes es regnete, fuhren wir mit dem Fahrrad.
Wir fuhren Fahrrad, indes es regnete.

Während trotzdem seine nebensatzeinleitende Funktion fast vollständig abgelegt hat und nur noch in Hauptsätzen auftritt, widerfährt obwohl eine gegenläufige Verschiebung zur Einleitung eines Hauptsatzes, wie dies auch bei weil und wobei bereits umgangssprachlich zunehmend als unauffällig wahrgenommen wird. Diese Verschiebung nennt sich Parakonjunktion.

Beispiele:

Ich werde mit der U-Bahn kommen, weil - heute regnet es.
Ich werde mit dem Fahrrad kommen, obwohl - heute regnet es.
Ich werde mit dem Fahrrad kommen, wobei - heute regnet es (eigentlich zu sehr.)

Diese Umwandlung entwickelt sich auch bei jedoch, indes, nur und bloß:

Ich würde dir gern helfen, jedoch (/indes/nur/bloß) weiß ich nicht wie.
Ich würde dir gern helfen, jedoch (/indes/nur/bloß) - ich weiß nicht wie.

Gunhild Simon
28.01.2009

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