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Ungeschlacht und wohlgestalt - die Botschaft der äußeren Erscheinung

Es gibt im Deutschen einige Wörter, die nur noch in ihrer verneinten Form gebraucht werden. Mit ihren positiven Bedeutungen als Antonym ist häufig auch ihre Wortherkunft als Anhaltspunkt für ihre Bedeutung verblasst.

Solche Wörter haben etwas Geheimnisumwittertes. Ich zähle dazu unversehens, Unhold, Ungetüm, ungestalt, ungefüge, unwirsch, unbehauen, unbehaust. Gerade ungeschlacht ist unheilverheißend - es lässt einen an schlachten und das ganze gewaltsame Wortumfeld denken: schlagen, Schlachter, Schlacht.

Das Wort ungeschlacht erscheint oft in der Wendung ein ungeschlachter Kerl, ein grober Klotz, ein roher Mensch. Diese Bedeutung ist sogar naheliegend, denn es hat vom Ursprung etwas zu tun mit der Rohheit des Schlachtens, des Schlagens. Schlagen ist eine menschliche Tätigkeit, die die Menschen im Guten und im Bösen zutiefst beschäftigt und berührt. Daher entspringen diesem Wort auch vielfältige Übertragungen.

Der wahre Urprung ist das mittelhochdeutsche, untergegangene Positivum geslaht,
althochdeutsch gislaht, wohlgeartet, artig, wohlgestalt, fein, schön. Darin erkennt man die Wörter mhd. slahte, ahd. slahta, Geschlecht, Art, Herkunft.

Die Wörter, die noch erkennbar die Spuren von diesen Vorfahren tragen, Geschlecht und schlagen, sind durch ein vielgestaltiges Geflecht von Querverbindungen und Übertragungen verbunden: Einschlagen (eines Weges, einer Richtung), Umschlagen (des Wetters, der Laune), aus der Art schlagen, in ein Fach/eine Richtung schlagen, (Menschen)-Schlag.

Gunhild Simon
28.04.2008

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