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Unterschiedliche Wurzeln: dauern und bedauern

Das Verb dauern hat im Deutschen zwei unterschiedliche Bedeutungen. Das bleibt fast verborgen. Denn die übliche Bedeutung von dauern ist: etwas dauert, etwas bleibt in seinem Zustand bestehen, etwas währt.

Das zeigt sich in einer Vielzahl von Komposita: andauern, ausdauern, fortdauern, überdauern. Beispiele für den Gebrauch sind: der Krieg, die Freundschaft, die Welt dauert.

Eine andere Bedeutung von dauern ist veraltet und man trifft sie vor allem in der Sprache Grimm’scher Märchen an: Das Geld dauert mich nicht. Das arme Tier dauerte sie von Herzen. Die Bedeutung ist Mitleid empfinden, leid tun. Dieses Verb ist in bedauern enthalten.

Die unterschiedlichen Abstammungen erklären sich aus dem Lateinischen und dem Mittelhochdeutschen.

Denn dauern im Sinne von währen heißt auf lateinisch durare. Darin steckt das Adjektiv durus, hart. Dieselbe Wurzel zeigt sich englisch to dure, endure, französisch durer. Dem zugrunde liegt die ursprüngliche Bedeutung dauern, erhärten, abhärten. Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Der umgekehrte Prozess, das Abhärten, dauert seine Zeit.

Dagegen hat dauern im Sinne von bedauern eine mittelhochdeutsche Wurzel. Diese ist turen, bedacht, besorgt sein. Dieser liegt das Wort tiure, teuer, zugrunde. Folglich erklärt sich der Zusammenhang so: Man ist bedacht darauf, besorgt um das, was man wertschätzt. Umgekehrt ist man gleichgültig gegenüber dem, was einem nicht teuer, nicht kostbar, ist.

Gunhild Simon
16.10.2008

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