Thumulla.com

Verben die den Genitiv regieren

Genitivregierende Verben* - aber wie kennzeichnet man den Plural, wenn der unbestimmte Artikel entfällt?

Die überwiegende Zahl der Verben regiert den Akkusativ. Die Endung des Akkusativs Plural ist identisch mit dem Nominativ, also endunglos: Nominativ und Akkusativ: (die) Männer, Frauen, Kinder. Der Dativ Plural wird durch eine Endung gekennzeichnet: (den) Männern, Frauen, Kindern.

Bleibt also der Genitiv, der in der bestimmten Menge durch den Artikel der (Männer, Frauen, Kinder) ausgewiesen wird, jedoch in der unbestimmten Form unspezifisch ist, weil er keine eigene Endung hat, die ihn als Genitiv kennzeichnet. Das ist eigentlich fast unerheblich. Dennoch wird eine grammatische Lücke offengelegt, wenn man im Zusammenhang mit genitivregierenden Verben eine unbestimmte Menge verbinden will. Dieser Fall ist von der Sache her selten, da unbestimmte Mengen meist durch genauere Bestimmungen, durch Relativsätze oder Attribute [1] - Adjektive, Pronomen und Partizipien - näher beschrieben werden.

Alle diese bringen durch ihre genitivische Endung den Kasus eindeutig zum Ausdruck. Dass dies auch gelingt mit Possessivpronomen, z. B. mein, dein, mit Demonstrativpronomen, z. B. dieser, jener, Indefinitpronomen [2], z. B. alle, beide, manche, einige, und mit Partizipien, z. B. gekocht, gewachsen kochend, wachsend, liegt an der formalen Struktur dieser Wortarten, deren Endungen sich wie die eines Adjektivs nach ihrem Beziehungswort richten.

Beispiele:

Ich mag Kinder.
Ich mag wohlerzogene Kinder.
Ich mag Kinder, die sich ordentlich benehmen.

Wir müssen Tiere schützen.
Wir müssen gefährdete Tiere schützen.
Wir müssen die Tiere schützen, die durch die Zivilisation ihren Lebensraum zu verlieren drohen.

Der Genitiv ist im Plural einer unbestimmten Menge nicht eindeutig kenntlich zu machen, weil er keine spezifische Endung hat. Deshalb lässt er sich nicht geschickt ausdrücken, ohne ungrammatisch zu klingen.

Um dies zu vermeiden, empfiehlt es sich, das Beziehungswort durch ein Attribut zu kennzeichnen. Dafür bietet sich ein Adjektiv, Partizip oder Pronomen an, das durch seine Endung das Genitivische des Objekts ausweist.

Beispiele:

Ich bediene mich eines Füllers als Schreibgerät.
Wir bedienen uns *Füller.
Wir bedienen uns unserer Füller. (Possessivpronomen)
Wir bedienen uns veralteter Füller. (Partizip II)
Wir bedienen uns funktionierender Füller. (Partizip I)

Ich bedarf eines Freundes.
Ich bedarf *Freunde.
Ich bedarf guter Freunde. (Adjektiv)
Ich bedarf keiner/mancher/einiger weniger Freunde. (unbestimmtes Zahladjektiv, Indefinitpronomen)

Eine Empfehlung, holperigen Formulierungen zu entgehen, ist der Einsatz des bestimmten Artikels, dem ein Relativsatz zur genaueren Bestimmung folgt.

Es bedarf der Freunde, die dazu in der Lage sind, zu …
Wir bedienen uns der Mittel, die uns am geeignetsten erscheinen, um …

Eine andere Möglichkeit, um einen Missklang zu vermeiden, ist, statt eines genitivregierenden Verbs ein gleichbedeutendes oder eine Präposition als Ergänzung zu verwenden.

Beispiele:

*wir bedienen uns Mittel -> wir bedienen uns an/mit Mitteln, wir wenden Mittel an, wir verwenden/gebrauchen/benutzen Mittel, wir setzen Mittel ein, wir greifen zu Mitteln/auf Mittel zurück
*wir bedürfen Mittel -> wir brauchen, benötigen Mittel, haben Mittel nötig, haben Bedarf an Mitteln

*Anhang:

Zusammenstellung von Verben, die als Objektkasus auch in der modernen Sprache den reinen Genitiv regieren:
sich annehmen, sich erbarmen, sich bedienen, bedürfen, sich enthalten, sich erinnern, sich entsinnen, sich erfreuen, gedenken, sich rühmen, sich schämen, sich versichern

Zur Verwendung von Sternchen - * - im Text
Ein Sternchen zu Beginn eines Wortes bedeutet, dass man diese Formulierung als falsch ansieht.
Ein Sternchen am Wortende bedeutet, dass eine Anmerkung am Ende des Textes dazu zu finden ist.
Eine Einrahmung in zwei Sternchen bedeutet eine Hervorhebung, wenn einem keine andere Markierung zur Verfügung steht.

[1] Vgl. http://www.blog.institut1.de/2008/attribut-und-apposition-eine-abgrenzung/

[2] Vgl.  http://www.blog.institut1.de/2008/indefinitpronomen-und-unbestimmte-zahladjektive/

Gunhild Simon
12.05.2008

alle    deutsche Sprache    Gunhild Simon    Startseite(__index)



Thumulla.com    Startseite der Artikel    Links und Werbung    Diskussion    Suche auf dieser Seite