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Verbreitung von Samen

Unter den Bäumen hört man jetzt den dumpfen Ton herabfallender Kastanien, Eicheln und Nüsse.

Sind es Früchte? Sind es Samen? Was ist Obst? Was sind Nüsse?

Unter Frucht versteht man das Gesamtgebilde: einen Fruchtkörper, der die Samen bei Blütenpflanzen - oder die Sporen bei Pilzen - enthält. Im Inneren des Fruchtkörpers von Blütenpflanzen befinden sich die Samen, sie nennen sich bei Früchten meist Kerne. Viele Baumfrüchte, Steinobst und Beerenfrüchte, bestehen aus gehaltvollem oder wohlschmeckendem Fruchtfleisch. Früchte heißen, wenn sie für den menschlichen Verzehr kultiviert wurden, Obst. Gehaltvolle, wohlschmeckende Samen, umgeben von einer holzigen Schale, heißen Nüsse.

Früchte locken allerlei tierische Konsumenten an, die, indem sie sie verspeisen, die Samen forttragen und ausscheiden. Das betrifft auch all die uns Menschen nicht zuträglichen Beeren, die Vögeln als Winterspeise dienen, wie Liguster, Pfaffenhütchen, Nachtschatten, Schneebeere, aber auch die wilden, unbekannten wie Fliederbeeren (Holunder), Kornelkirsche (Hartriegel), Vogelbeere (Eberesche), Mehlbeere (Weißdorn), Schlehe (Schwarzdorn) und Hagebutte (Rose).

Andere Fruchtkörper, wie die Zapfen von Nadelbäumen, enthalten zwischen ihren schuppenartig übereinandergelegten Zellen Samen, die sie erst in einem warmen, trockenen Zustand freigeben. Die fleischigen oder stachligen Früchte oder Samenkapseln, die den schweren, gehaltvollen Samen umschließen, dienen dazu, ihn beim Aufprall auf die Erde zu schützen. Die Kapseln und Hülsen platzen am Boden verdorrend  auf, um ihren Kern - Bohne, Mandel, Nuss, Kastanie, Buchecker oder Eichel - freizugeben.

Dass diese Kerne so nährstoffreich sind, erklärt sich aus zweierlei Umständen: Zum einen locken nährstoffreiche Früchte Konsumenten an, die sie nicht nur verzehren, sondern sie auch, wie das Eichhörnchen, forttragen. Zum anderen bekommt der künftige Keim eine Grundlage für seine Entwicklung mit auf den Weg. Diese Vorsorge kann man bei Pflanzen beobachten, deren Samenmenge begrenzt ist. Das betrifft beispielsweise die zahlenmäßig geringe Samenmenge von Kastanie oder Walnuss, verglichen mit der von Birke, Ahorn oder Pappel.

Die Samenverbreitung vollzieht sich auf unterschiedlichen Wegen, betrachtet man Klett-, Flug- oder gar Sprungapparate, mit denen sie ausgerüstet sind.

Disteln, Pappeln und Löwenzahnsamen lassen sich an fedrigen Schirmen fallschirmgleich durch die Lüfte treiben. Ahorn, Hainbuche und Ulme haben ihre Samen in propellerartigen Blättern eingebettet, die sie wie die Rotoren eines Hubschraubers in der Luft kreiseln lassen. Kletten und Klebekraut verhaken sich an winzigen Widerhaken im Fell eines vorbeistreichenden Tieres. Hülsenfrüchte platzen heftig und vernehmlich auf, Springkraut - Noli-me-tangere, “Rühr-mich-nicht-an” - gar schleudert seine reifen Samen aus katapultartigen Kapseln weithin fort.

Um Inzest zu entgehen und den gesunden Fortbestand der Art zu sichern, sorgen die an sich unbeweglichen Pflanzen durch ein Bewegungssystem ihrer Samen für einen reichhaltigeren Genpool.

Jedes Lebewesen hat als oberstes “Ziel”, unabdingbares, instinktgebundenes oder angeborenes Merkmal, den Überlebens- und den Fortpflanzungstrieb.

Arterhaltung und Vermehrung werden entweder durch Masse oder durch besondere “Maßnahmen” sichergestellt. Man denke bei “Masse” etwa an die weißen Flaumteppiche aus seidig beflorten Flugsamen, die sich im Juni unter Pappeln legen oder die Froschlaichklumpen, die im April in seichten Tümpeln treiben. Besondere Versorgung dagegen genießt das einzelne Elefantenjunge, das lange Zeit beschützt und gegängelt zwischen Müttern und Ziehmüttern läuft. Vergleichbar damit ist die “Wegzehrung”, die manche Pflanzen ihren Sprösslingen auf den Weg geben.

Gunhild Simon
21.09.2009

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