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Vergeblichkeit: Sind vergeblich und vergebens Synonyme?

Auf den ersten Blick erscheinen sie identisch - vergeblich und vergebens - in der Aussage allemal. Beide drücken aus, dass ein Tun umsonst, erfolglos, ist.

Beim genaueren Hinsehen erkennt man Unterschiede: In prädikativem Gebrauch, also als Teil des Prädikats, werden die beiden Wörter gleich verwendet: Es ist alles vergebens. Es ist alles vergeblich. Zur attributiven Verwendung eignet sich nur das Adjektiv: Alles war vergebliches Tun. Denn nur das Adjektiv vergeblich ist flektierbar. Das Adverb vergebens eignet sich als modale Bestimmung: Er bemüht sich vergebens.

Ist nun von der Liebesmüh’ die Rede, kommen Zweifel auf: vergebene , vergebliche, verlorene Liebesmüh’? Welche Wendung ist geläufig?

Das Verb, das den beiden Wörtern, dem Adjektiv vergeblich und dem Adverb vergebens, zugrundeliegt, ist vergeben - im Sinne von auflösen, abgeben, nicht anrechnen. Es kommt in verschiedenen Bedeutungen vor:

- jdm etwas (die Schuld, die Missetaten) vergeben, verzeihen

- etwas (ein Zimmer, einen Platz) an jdn vergeben, abgeben

- etwas (eine Chance, Punkte, sein Leben) vergeben, vertun

Es lassen sich beide - vergeblich und vergebens - inhaltlich nur aus dem letzten ableiten. Denn es steckt darin der Gedanke von etwas Erfolglosem, Vertanem.

In der Verwendung ist eine Unterscheidung denkbar zwischen etwas, das in der Rückschau, dem Resultat, vergeblich war, und dem Tun, das derzeit vergebens ist. Für diese Sicht spricht das genitivische /s/ am Wortende, das in so manchem Adverb etwas Situatives, Umstandsbestimmendes, ausdrückt: zusehends, angesichts, unversehens.

Gunhild Simon
16.05.2008

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